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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 4.1930

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Nr. 40 (5. Oktober)
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Jahrg. IV, Nr. 40 vom 5. Oktober 1930

WELTKUNST

11

Sammlung
Han Coray

sollte die Galerie zustande kommen — sich
gewisse Garantien sichern, in der Sammlung
ebenso innerhalb von nationalen Gruppen zur
Geltung zu kommen, wie das auf der Biennale
geschieht. Nur so könnte es vermieden wer-

den, daß die Galerie zu einer Domäne Ita-
liens und italienischer Freunde oder besten-
falls zum Ausdruck dessen wird, was ein na-
tional-italienischer Geschmack für wertvoll er-
achtet. G. R. (Rom)

Berlin, Nachb. 1. Okt.
(Voib. in Nr. 34 u. 36)
Die Versteigerung der Sammlung Han Co-
ray, Erlenbach, durch A. W e r t h e i m in Ber-
lin brachte zwar keine Sensationspreise, aber
eine im ganzen recht gute Bewertung der her-
vorragenden Stücke. Das Gesamtergebnis be-
lief sich auf etwa 445 000 M. Unter den ita-
lienischen Gemälden hielt Tizians Porträt
eines Edelmanns (Nr. 29, 75 : 61 cm, Abb. in
Nr. 37 der „Kunstauktion") mit 42 000 M. die
Spifce. Es folgten Defendente Ferraris
Madonna (Nr. 7, 84 : 58 cm, Abb. in Nr. 35)
mit 23 000 M. (Kunstsalon Störi, Zürich), Neri
di Biccis „Thronende Madonna“ (Nr. 18,
163 : 89 cm, Abb. in Nr. 34) mit 20 000 M.
(Weisner), Tintorettos Männerbildnis
(Nr. 27, 62:55 cm, Abb. in Nr. 35) mit 18 500
Mark, B o 11 i c i n i s Madonna (Nr. 4,
66:39 cm) mit 14 000 M. (Abt), die reizvolle
und gut erhaltene Madonna von Giovanni
P r a i e s e (Nr. 23, 63 : 49 cm) mit 13 500 (Dr.
Lapp), das dem Benedetto Ghirlandajo
zuges’chriebene Madonnenbild (Nr. 10, 49 :35,5
cm, Abb. in Nr. 38) mit 11 000 M. und die Al-
tartafel des Meisters von San Pietro Martire
(Nr. 16, 115:70 cm, Abb. in Nr. 33) mit 10000
Mark.
Bei den deutschen Gemälden erzielten
Ambergers Männerbildnis (Nr. 41, 44:32
cm) 13 000 M., das Porträt von Jan Stephan
van C a 1 c a r (Nr. 43, 64 : 53 cm) 9500 M„ der
Apostel aus dem Kreise des Konrad Witz
(Nr 49, 56:52 cm) 16 000 M. und die ausge-
zeichnete Altartafel des Barbara-Meisters
(Nr. 44, 120:77 cm, Abb. in Nr. 39) 7000 M.
(Galerie Haberstock, Berlin).
Überraschend hoch war unter den Nieder-
ländern der Preis von 55 000 M., der für das
dem Karel F a b r i t i u s zugeschriebene Bild-
nis eines Jünglings (Nr. 68, 62 : 61 cm) ange-
legt wunde. Die Madonnentafel des
Meisters von Fl em a 11 e (Nr. 58, 55 : 43
cm, Abb. in Nr. 36) ging für 22 000 M. in Pri-
vatbesitz über, Joos van Cleves Maler Do-
lorosa für 17 500 M. in eine Schweizer Samm-
lung (Nr. 53, 48 : 34 cm, Abb. in Nr. 53). Wir
nennen fernerhin noch 16 000 M. für die „Dar-
stellung Christi“ vom Meister des Morris-
son-Altars (Nr. 59, 123:104 cm, Abb. in
Nr. 38) und 11 000 M. für Jan van Hemessens
„Christus und die Ehebrecherin" (Nr. 56,
88 : 79 cm).
Die vollständige Preisliste findet
man auf Seite 7.

Eine internationale
Kunstgalerie in Venedig
Schon seit geraumer Zeit ist in Italien die
Idee aufgetaucht, in Venedig zur Vervollstän-
digung der Biennale eine internationale Kunst-
galerie zu schaffen, die in direktem Zu-
sammenhang mit der internationalen Ausstel-
lung steht, jedoch permanent ist, eigene Bilder
erwirbt und den wertvollsten Ausdruck dessen
zu sein bestrebt ist, was auf der Biennale als
der Höhepunkt der modernen Kunst erscheint.
Dieser Gedanke, dessen Problematik erst bei
näherem Zuschauen sich erweist, hat seine
Verteidiger in der Königlichen Akademie von
Italien. Ihr Vorkämpfer ist kein Geringerer als
der Vizepräsident Exzellenz Sartorio, der in
der Kunstabteilung der Akademie wiederholt
für diese Galerie Stimmung gemacht und ihr
Programm in allen Einzelheiten aufgestellt hat.
Die gewichtige Stellung der Königlichen Aka-
demie hat den Gedanken nicht verloren gehen
lassen und bei der Versammlung des Verwal-
tungskomitees der Biennale, die in diesen
Tagen unter dem Präsidium des früheren
Finanzministers Graf Volpi di Misurata statt-
fand, wurde das Projekt ausführlich diskutiert.
Prinzipiell war die Ausstellungsleitung mit dem
Plan durchaus einverstanden. Die Einzel-
heiten jedoch scheinen, soweit es bekannt ge-
worden ist, eine recht lebhafte Diskussion
haben entstehen lassen. Die Fragen nach Fi-
nanzierung dieser neuen Galerie, nach den
Kaufrechten • ob nämlich dieser Galerie ein
Vorkaufsrecht zugebilhgt und durchgeseßt wer-
den kann — nach bloßer leihweiser Ausstel-
lung haben recht starke Gegensäße auftauchen
lassen Immerhin konnte Volpi an Sartorio
ein Telegramm senden, das als eine Garantie
für die Schaffung dieser neuen Galerie anzu-
sehen ist. Graf Volpi, immer noch einer der
einflußreichsten Männer Italiens durfte, in Ver-
bindung mit der Akademie, bei einem so
einstimmigen Zusammengehen diese Galerie
durchseßen, nachdem er sich für ihre Schaf-
fung im Namen der Ausstellungsleitung test-
gelegt hat. Es sind auch bereits die Fragen
nach der Örtlichkeit, in der diese neue Galerie
Venedigs untergebracht werden soll, dis-
kutiert worden, allerdings ohne bisher zu
einem entscheidenden Ergebnis zu kommen.
Sollten aber alle die noch schwebenden
Fragen gelöst werden können, so könnte die
Galerie moderner Kunst, direktes Organ der
Biennale, eine der wichtigsten Sammlungen
moderner Kunst in Europa werden. Sofern
tiämlich nicht die Ausstellungsleitung, die ja
auch die Direktion der Galerie haben würde,
aus der neuen Sammlung ein politisches In-
strument macht, eine Befürchtung, die nach
manchen Vorgängen in Venedig nicht ohne
weiteres von der Hand zu weisen ist. Die
ausstehenden Nationen Europas müßten —

Die Expertise
Beiträge zur Diskussion des Problems

In Fortsetzung der von uns in Nr. 33 der „Kunst-
auktion" mit dem Vorschlag von Dr. Lapp-Rottmann
eröffneten Diskussion*) bringen wir heute einen
weiteren Beitrag von Prof. Hermann Schmitz
(Neubabelsberg).
Prof. Dr. Hermann Schmitz:
Zur Revision des Expertisen-
wesens
Die von seifen des Kunsthandels und der
Kunstwissenschaft in Angriff genommene Re-
vision des Expertisenwesens erfolgt im Zu-
sammenhang mit der schweren, aber notwen-
digen Gesundungskrise, in die unser Kunst-
leben eingetreten ist. Es ist klar, daß die
immer dringlicher gewordenen Einwendungen

rungen hatte, von Dauer sein, diese Stellung,
die zuweilen den Eindruck hervorgerufen hat,
als würden im Kunsthandel an Stelle von
Kunstwerken Atteste über solche — in der Art
wie Börsenpapiere — gehandelt. Es ist hier
nicht der Ort, im einzelnen auszuführen,
welche Umstände der Expertise seit den Jah-
ren der Inflation diese Vormachtstellung er-
möglicht haben. Entscheidend mitbestimmend
war jedenfalls das Aufkommen einer ganz
neuen Sammlerschicht, auch in Amerika, einer
Schicht, der es an Vorbildung und Fähigkeit
zum Verständnis von künstlerischen Werten
gebrach, und die, auf der Flucht in die Sach-
werte, größere Summen mit spekulativer Ab-
sicht nur in Kunstwerke hineinsteckte, die
durch Autoritäten auf große Namen bestimmt
waren, am liebsten auf dem amtlich gestem-
pelten Papier staatlicher Kunstinstitute. Nicht
minder hat die Begründung neuer Kunsthand-


Francesco Guardi, Landschaft
Lwd., 37:27 cm — Kat. Nr. 221
Versteigerung bei A. Kende, Wien, am 14.—16. Oktober 1930
Francesco Guardi, Paysage
Toi le, 37: 27 cent. — No 221 du Cat.
Vente par A. Kende, Vienne, les 14—-16 Octobre 1930
Francesco Guardi, Landscape
Canvas, 37 by 27 cent. — No. 221 in the catalogue
To be sold by auction by A. Kende, Vienna, on the 14 th—16 th of October 1930

gegen die Expertise sich nicht gegen die Ein-
richtung als solche wenden, die der Kunst-
handel in einzelnen Fällen nicht entbehren
kann und die für seine Entwicklung bis zu
einem bestimmten Grade sogar förderlich ge-
wesen ist, sondern gegen die Auswüchse, die
sich in den beiden letzten Jahrzehnten, ins-
besondere seit der Inflation, in das Exper-
tisenwesen eingenistet haben.
Das Bestreben aller derjenigen, die in die-
ser Beziehung zur Gesundung unseres Kunst-
betriebs beizufragen wünschen, ist darauf ge-
richtet, den natürlichen Zustand wieder her-
zustellen, daß der Kunstfreund und -kenner,
Sammler wie Händler, dem Ankauf eines
Kunstwerks möglichst nur auf Grund seines
Persönlichen Eindrucks, der selbstgebildeten
Überzeugung von dem künstlerischen oder
kunstgeschichtlichen Wert des Objekts näher-
~ ..em. Zustand, der in dem Kreise des
bodenständigen Münchener, Frankfurter, Pa-
riser, Londoner und Amsterdamer Kunsthan-
dels niemals in dem Maße erschüttert worden
ist, wie beispielsweise in den neu aufgekom-
menen Kreisen innerhalb des Berliner und
New-Yorker Kunsfhandels.
Unmöglich konnte die beherrschende Stel-
lung, die die Expertise im Kunsthandel er-

*) Bisher nahmen das Wort: Max J.. Friedländer,
Schottmüller, Gold, Brandmauer,. Winkler. Glück,
Holmes, Koetschau, Stransky, Tietzei, Heinemann-
FleiBchmann, Baum, 0. Fischer, de la Faille.

lungen durch Persönlichkeiten, die nicht aus
dem praktischen Kunsthandel hervorgegangen
waren, ebenso wie die Beteiligung und Finan-
zierung solcher Persönlichkeiten im Kunst-
geschäft, dem Begehr nach möglichst amtlich
beglaubigten Zertifikaten Vorschub geleistet.
Aber auch die wissenschaftlichen Fachleute,
sowohl die an den Museen wie die an Uni-
versitäten und privatim Tätigen, haben durch
die unter dem Druck der Inflation aufgege-
bene Zurückhaltung in der Ausstellung von
Expertisen zu deren heutiger Position bei-
getragen.
Die Museumsleiter hat dabei im allgemei-
nen der Wunsch bestimmt, Sammlern und
Händlern gefällig zu sein, um ihren Samm-
lungen in der Zeit der wirtschaftlichen Not
des Staates Freunde und Gönner zu erhalten
und zu gewinnen. Das gilt in besonderem
Maße von der Experten- und Gutachtertätig-
keit Bodes — zu den großen Enttäuschungen,
die Bode am Abend seines Lebens erfuhr, ge-
hörten die nicht eingelösten Versprechungen
bezüglich der Schenkung erwünschter Kunst-
werke an unsere Sammlungen, die Bode als
Gegendienst für seine uneigennützige Gut-
achterfätigkeit von den Besißern so mancher
großer Sammlungen für den Fall der Auflö-
sung gegeben worden waren.
Im Interesse der beginnenden Reform des
Expertisenwesens darf nicht geleugnet wer-
den, daß Bode in seinen letzten Jahren —
ebenso wie der ihm an Verdiensten um Er-

forschung der holländischen Malerei gleich-
kommende Hofstede de Groot — durch ihre
Weitherzigkeit in der Abgabe von Gutachten
zur Entartung des Expertisenwesens bei-
getragen haben.
Der dem Geschäftsleben fernstehende Ge-
lehrte, der sein Urteil immer im Rahmen sei-
ner wissenschaftlichen Arbeiten abgibt, ist
nicht in der Lage, zu überblicken, welche
schwere Verantwortlichkeit in geschäftlicher,
rechtlicher und finanzieller Hinsicht er durch
sein Gutachten, wenn auch vielleicht nicht für
den nächsten Augenblick, auf sich nimmt, um
so mehr, wenn er seinen Bescheinigungen
durch Verwendung von Papierbogen und
Stempeln staatlicher Institute das Gepräge
amtlicher Beglaubigungen verleiht. Er ver-
mag sich nicht zu vergegenwärtigen, welches
Gewicht diese Bescheinigungen — wie das
wiederholt bei Prozessen in der letzten Zeit
zutage getreten ist — erhalten können, wo sie
zur Unterlage von Käufen und Verkäufen, von
Banksicherheiten und Bürgschaften, bei Ab-
schließung von Versicherungs- und Erb-
schaftsverträgen Verwendung finden, welche
bedeutenden Vermögenswerte mittels dieser
Bescheinigungen gewonnen und verloren wer-
den können. Die Verantwortung, die der Ruf
der Autorität in dieser Beziehung mit sich
bringt, wird ohne weiteres klar, wenn man
sich vergegenwärtigt, daß wiederholt nach
Ausstellung der gewünschten Expertisen
Objekte im Hande] auf das Zwanzig- bis
Fünfzigfache ihres früheren Wertes gestiegen
sind.
Es ist kein Zweifel, daß, wie Bode und
Hofstede, so der überwiegende Teil der
Kunstgelehrten, insbesondere der Museums-
leute, in die jetzt bekämpfte Entwicklung des
Expertisenwesens hineingezogen worden sind,
ohne es selbst zu wissen und zu wollen. Das
legt uns aber die doppelte Verpflichtung auf,
im Interesse des Ansehens der deutschen
Kunstwissenschaft wie auch zum Besten des
Handels dem Übel, das dem jetzigen Stadium
dieser Entwicklung anhaftet, mit aller Energie
entgegenzutreten und die frühere Gewissen-
haftigkeit auch auf diesem Gebiet wieder her-
zustellen. Unter diesem Gesichtspunkt ist die
von der „Kunstaukfion" eröffnete Diskussion
aufrichtig zu begrüßen.
Die größte Versuchung bringt sicherlich die
glücklicherweise vereinzelte Gepflogenheit
mit sich, daß wissenschaftliche Experten an
dem Verkauf der von ihnen begutachteten
Objekte prozentual beteiligt werden, ebenso
wie die Honorierung der Experten im Ver-
hältnis zu dem höheren oder niederen Grade
des Meisternamens, auf den sie sich fest-
legen. Erfreulicherweise ist gegen diese Ge-
bräuche, deren Fortdauer und Ausbreitung
das Vertrauen zum Kunsthandel auf das
schwerste erschüttern müßte, von dem acht-
baren Kunsthandel eine bereits erfolgreiche
Abwehraktion eingeleitet worden. Jeder Ein-
druck einer irgendwie — und sei es auch nur
durch ein freundschaftliches Verhältnis zu be-
stimmten Händlern — bewirkten Abweichung
von dem Wege strengster Objektivität in der
Begutachtung von seifen der Wissenschaftler,
insbesondere natürlich der im Staatsdienst
tätigen Kollegen, ist geeignet, das Vertrauen
im Kunsthandel zu schädigen, und muß, wie
das in England und Frankreich selbstver-
ständlich ist, vermieden werden. Deshalb bin
ich keineswegs der Meinung, daß, wie dies
vor mehreren Jahren an den preußischen
Staatsmuseen verfügt worden ist, der im
Dienste der Museen tätige Spezialgelehrte
nicht befugt sein soll, ernsthafte wissenschaft-
liche Expertisen — allerdings auf Privat-
bogen — sich bezahlen zu lassen, da ja doch
die Stellung als Autorität wesentlich dem
persönlichen Bemühen zu verdanken ist. Ich
werde demnächst in der zugleich als Denk-
schrift für den preußischen Landtag bestimm-
ten, im Druck befindlichen Abhandlung über
die preußische Kulturpolitik, insbesondere auf
dem Gebiete der Kunstpflege, diese Seife der
Expertisenfrage im Zusammenhang mit der
gleichfalls zu klärenden Stellung der Mu-
seumsbeamfen zum Kunsthandel überhaupt
noch näher erläutern.
Die im Laufe der Diskussion über das
Expertisenwesen in der „Kunstauktion“ auf-
geworfene Frage nach der Verpflichtung des
Experten zur genauen Bezeichnung von Über-
malungen und Restaurierungen alter Gemälde,
von Ergänzungen an Bildwerken, Möbeln,
Tapisserien, Glasgemälden usw., wird in ihrer
ganzen Schwierigkeit deutlich, wenn man sich
klarmacht, daß ein großer Teil von Kunst-
historikern, und mögen sie noch so umfang-
reiche Werke geschrieben haben, einfach nicht
die praktischen und technischen Kenntnisse
besitzen kann, die zur Beurteilung in dieser
Hinsicht die unerläßliche Voraussetzung sind,
im Gegensatz zu den von der Pike auf die-
nenden, in den Restaurierwerkstätten heimi-
schen Kunsthändlern.
Ein Punkt, den ich schließlich nur kurz be-
rühren möchte, ist die Gefahr der Rückwir-
kung einer nicht gewissenhaften und begrün-
deten Expertise auf die Wissenschaft selbst;
denn es wird der Zeitpunkt kommen, wo die
auf große Meisternamen bestimmten Werke
nicht nur in die Aukfionskataloge und Zeit-
schriften, sondern auch in die wissenschaft-
lichen Werke Einlaß begehren: und wo sollen
wir dann hinkommen, wenn nicht beizeiten
dem Laufe, den die Dinge zu nehmen droh-
ten, ein Riegel vorgeschoben ist?
Die Expertisendämmerung, die jetzt an-
gebrochen ist, wird zwar dem einen oder an-
deren schmerzliche Überraschungen berei-
ten — es ist aber kein Zweifel, daß sie in
ihrem Endergebnis um so größeren Segen für
das deutsche Kunstleben, besonders auch für
den soliden Kunsthandel, bringen wird, mit
desto größerer Unvoreingenommenheit die be-
teiligten Kreise diesen notwendigen Gesun-
dungsprozeß beschleunigen.
 
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