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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 4.1930

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Nr. 40 (5. Oktober)
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11

WELTKUNST

Jahrg. IV, Nr. 40 vom 5. Oktober 1930

ÄIä<1wp£Af en UeberaJU.

Neuerwerbungen
der Berliner Museen
Die Berliner National-Galerie stellt in
ihrem alten Hause, in dem Saale mit den
Werken Caspar David Friedrichs, eine
Neuerwerbung aus: die Galerie erwarb von dem
Führer der deutschen romantischen Malerei
die „Ruine einer Zisterzienser-Abtei in Eldena
bei Greifswald", ein Meisterwerk seiner Land-
schaftskunst. Friedrich, der Greifswalder
von Geburt war, hat in dem Bilde die seit dem
dreißigjährigen Kriege verfallene, als Bau-
material für die Nachbarschaft ausgeschlach-
tete herrliche Kirche des 13./14. Jahrhunderts
gemalt, zwischen deren eingestürzten Wänden
Baumwerk wuchert und sich eine Bauernhütte
eingenistet hat — ein rechtes Thema für die
sehnsuchtsvoll zurückblickende „neudeutsch-
religiös-patriotische“ Kunst Friedrichs, eine
tragische Idylle von monumentaler Haltung.
*
Die Berliner Gemäldegalerie besaß bisher
von Quinten Massys nur ein Madon-
nenbild, den Ausschnitt aus einer Kreuzigung
und ein kleines Bildnis. Nunmehr hat Geheim-
rat Max J. Friedländer aus dem Stiftungs-
fonds, der ihm zu seinem 60. Geburtstage von
Kunstfreunden zur Verfügung gestellt worden
war, ein Genrebild des Meisters erwerben
können, das bisher unbekannt war: „Kaufver-
trag“, — eine Art Bildsatire auf das Händler-
tum seiner Zeit in ein paar Brustbildern, in
denen der Antwerpener Meister an gewisse
Karikaturen Lionardos anknüpft.
Internationaler
Architekten - Wettb e werb
in Madrid
Für Madrid ist ein internationaler Wett-
bewerb um einen Generalbebauungsplan und
die Stadterweiterung ausgeschrieben, für den
das Preisgericht am 10. Oktober zur Entschei-
dung Zusammentritt. Da es sich bisher nur
aus Spaniern zusammensetzte, haben die
nichtspanischen Wettbewerbsteilnehmer das
Recht erhalten, einen Preisrichter von sich aus
zu wählen. Die Wahl fiel auf einen deutschen
Baukünstler, den Architekten Prof. Paul
B o n a t z, B. D. A., der in Deutschland zur Zeit
wohl der meistbeschäftigie Wettbewerbsteil-
nehmer unter den Meistern unserer Baukunst
ist.
Entzifferung der Keilschrift
von Ras-Schamra
Im Frühjahr des vorigen Jahres sind bei
den französischen Ausgrabungen in dem
Ruinenhügel Ras-Schamra in Nordsyrien
unter Leitung von F. A. Schaeffer und G. Che-
net eine größere Anzahl von Tontafeln gefun-
den worden, die für die Wissenschaft eine
außerordentliche Überraschung insofern dar-
sfellten, als sie mit unbekannten Keilschrift-
zeichen, allem Anschein nach Buchstaben, be-
schrieben waren. Prof. Virolleaud in Paris
hat nun kürzlich die Tafeln veröffentlicht, und
Prof. Hans Bauer, dem Ordinarius für semi-
tische Sprachen an der Universität Halle, ist
es daraufhin gelungen, den Inhalt zu entzif-
fern. Wie Bauer in einem Buche über seine
Entzifferung (Verlag Max Niemeyer, Halle) so-
eben ausführt, hat sich herausgestellt, daß die
Sprache der Texte im wesentlichen semitisch,
insbesondere dem Hebräischen und Phöni-
kischen verwandt, ihr Inhalt hauptsächlich von
religiösem Charakter war.
Neue Höhlenzeichnungen
der Altsteinzeit
Der bekannte französische Vorzeitforscher
Abbe Breuil, der sich um die Erschlie-
ßung der altsieinzeitlichen Höhlenkunst in
Frankreich und Spanien besonders verdient
gemacht hat, legte in der Pariser Akademie
der Inschriften neue Höhlenzeichnungen vor.
Sie stammen aus der Höhle Trois-Fre-
r e s im Departement Ariege, die der Graf
Begouen mit seinen drei Söhnen im Juli 1914


auffand, und konnten von Breuil unter den
vielen die Wände der Höhle bedeckenden
Darstellungen unterschieden und kopiert
werden. Sie gehören in die Reihe jener selt-
samen, aus Trois-Freres und von anderen
Orten bereits bekannten Gebilde, in denen
Teile verschiedener Tierarten und auch
menschliche Körperformen in phantastischer
Weise zusammengefügt sind; die eine stellt
ein Renntier mit handähnlichen vorderen Ex-
tremitäten, die zweite einen Steinbock dar,
dessen Vorderfüße vom Bison stammen, wäh-
rend der Kopf teils einem Bison, teils einem
Renntier anzugehören scheint; die dritte
Zeichnung ist ein halb tierisches, halb mensch-
liches Wesen von der Art des berühmten
„Zauberers" von derselben Fundstelle. Die

Arbeiten, daraus farbige, reproduziert und mit
einem Vorwort des Dichters veröffentlicht
werden.
Der Generaldirektor
des Britischen Museums
tritt zurück
Sir Frederic George Kenyon, der General-
direktor des Britischen Museums in London,
wird zu Ende dieses Jahres in den Ruhestand
treten. Der berühmte Papyrusentzifferer und
Entdecker einer Reihe von Werken der anti-
ken Literatur, darunter des „Staats der Athe-


Gustave Courbet, Stilleben mit Äpfel und Goldfasan (Sammlung Samson, Hamburg)
Nature morte —■ Still life
Ausstellung — Exposition — Exhibition
Moderne Galerie Wertheim, Berlin, Bellevuestr.

neuen Funde vermehren das Material zur Er-
gründung dieser merkwürdigen Kunstäuße-
rungen, die man mit urzeitlichem Dä-
monenkult in Verbindung bringt.
Tagore schenkt Aquarelle
an die Nationalgalerie
In der Ausstellung von Aquarellen Ra-
bindranaih Tagores in der Galerie Ferdinand
Möller, Berlin, über die wir in der „Kunst
auktion“ Nr. 29 berichtet haben, hatte die
Berliner Nationalgalerie fünf Arbeiten des
Dichter-Malers für diese Sammlung von
Handzeichnungen ausgewählt. Tagore hat
daraufhin diese fünf Werke der staatlichen
Sammlung zum Geschenk gemacht. Und zwar
geschah das — wie Tagore in einem Brief an
den Direktor der Nationalgalerie, Geheimrat
Ludwig Justi, es ausgesprochen hat, — „als
Stiftung für das deutsche Volk, von dem ich
solch edle Gastfreundschaft empfangen habe
und für das ich solche tiefe und aufrichtige
Verehrung empfinde".
Die Tagore-Ausstellung wird übrigens jetzt
in einigen anderen Städten des In- und Aus-
landes gezeigt werden; außerdem sollen 40

ner“ von Aristoteles, ist am 15. Januar 1863
geboren und steht seit 1909 an der Spitze des
Museums und der Bibliothek; er gehört auch
den Akademien von Berlin und München als
Mitglied an und ist Ehrendoktor der Univer-
sität Halle.
Dr. Jakob Rosenberg
Kustos des Berliner Kupfer-
stich-Kabinetts
Der bisherige wissenschaftliche Hilfs-
arbeiter am Berliner Kupferstich-Kabinett,
Dr. Jakob Rosenberg, ist zum Kustos ernannt
worden. Sein Hauptwerk behandelt Ruysdael.
Weitere Arbeiten sind anderen Meistern der
Rembrandtzeit, wie Hobbema, ferner Zeichnun-
gen von Schongauer und Rubens gewidmet.
Als Mitarbeiter Prof. Elfried Bocks hat er den
großen beschreibenden Katalog der nieder-
ländischen Zeichnungen gefördert.
B cf reiungs-Goldstücke
Anläßlich der erfolgten Räumung der
Rheinlande werden durch die Preußische


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Nachnahme zum Versand.
Otto H. Nathan
Der Teilhaber der Münchener Lud-
wigs-Galerie, Herr Otto H. Nathan, ist
am 26. September gestorben.
Stiftungen für die
Berliner Museen
Aus Anlaß der Eröffnung des neuen Per-
gamon-Museums sind von einem ungenannten
Deutsch-Amerikaner 50 000 M. für die weitere
Erforschung und Erhaltung der Altertümer zu
Pergamon gestiftet worden. Durch diese
hochherzige Zuwendung wird der Leiter der
Ausgrabungen, Direktor Dr. Th. Wiegand,
instand geseßt, zahlreiche Probleme, die das
Gebiet der alten Stadt Pergamon noch bietet,
ihrer Lösung entgegenzuführen.
Dr. Heinrich Stinnes hat den Staatlichen
Museen aus Anlaß der Eröffnung ihrer Neu-
bauten auf der Museumsinsel ein in der
Reichsdruckerei in 200 Exemplaren hergestell-
tes Mappenwerk gestiftet, das den Titel trägt:
„M useum im Werde n“. Die Mappe ent-
hält 20 Kupfertiefdrücke nach Blättern, die
der Graphiker Professor Gustav Wolf
aus Karlsruhe in den Neubauten der Museen
gezeichnet hat. Wolfs Zeichnungen haben
den überaus malerischen Zustand zur Zeit
der Neuaufsiellung des Pergamonaltars, des
beginnenden Einzugs von Kunstwerken in die
noch unfertigen Säle und der Werkstätten von
Steinmeßen und Gipsformern getreu festge-
halten. Das Vorwort zu dieser Mappe
schrieb der Generaldirektor der Museen Ge-
heimrat Waeßoldt.

UNTER KOLLEGEN


— Was ... ein Blinder in der Juryfreien? —
Der Maler: .... Das kann ja nur ein
Kunstkritiker sein!

Der Museumsdirektor
In einem kleinen thüringischen Dorfe be-
fanden sich einige kulturhistorisch inter-
essante Altertümer und da wurde nun
Direktor M. des Germanischen Museums be-
auftragt, diese zu sichten und für deren sach-
kundige Überführung nach der Hauptstadt
Sorge zu tragen. Auf die Frage des Bürger-
meisters, womit er dienen könne, meinte er:
„Ich bin der Direktor des Germanischen
Museums und —“
„Da kommen Sie leider schon zu spät“,
unterbrach ihn der Bürgermeister, „für unser
Volksfest haben wir schon einen Affenzirkus,
einen Feuerfresser, sowie eine Dame ohne
Unterleib und das genügt vollkommen! Aber
wenn Sie nächstes Jahr frühzeitig genug
kommen, will ich sehen, daß wir Ihr Museum
vorführen können." Paul

Ohne Expertise
„Denken Sie bloß, meine Liebe, ich habe
eben in einem kleinen Laden ein entzückendes
Telephon Louis XV gefunden!"
„Ach! Sind Sie auch gewiß, daß es wirk-
lich aus der Zeit stammt?"

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Herausgeber und verantwortlicher Schriftleiter: Dr. J. I. von Saxe. Redaktion: Dr. Eckart von Sydow, Dr. Werner Richard Deusch. Verantw. f. d. Anzeigenteil: Fritz Eduard Hartmann, Berlin. — Zuschriften sind
ohne Namensanschrift an den Verlag „Die Kunstauktion“,Berlin W 62, Kurfürstenstr. 76/77, zu richten. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haf-
tung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rucksendung, abgelehnt. Der Verlag behält sich vor, die von ihm er-
worbenen Arbeiten auch in den übrigen Zeitschriften ui d sonstigen Drucksachen des Verlages, sowie in Sonderdrucken ohne besondere Einwilligung oder Entschädigung zu veröffentlichen. ,,Die Kunstauktion“ übernimmt
durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW 19.
 
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