WELT KUNST
•Talirg. IV. Nr. 47 vom 23. November 1930
figur von Gerhard Mareks und das „Tanzende
Mädchen“ von Waldemar Raemisch, in denen
sich ein wurzelechter Klassizismus äußert,
oder die Statuette der „Dreizehnjährigen“
von Milly 8 t e g e r. überraschend stark ist
Josef Thorak seine Gruppe „Zwei Männer“
geraten. Mit sehr gekonnten Stücken, unter
denen die Porträtbüsten von Stresemann und
Harnack am stärksten sind, ist Hugo Lederer
zur Stelle. Fügen wir dann noch die Namen
von Mary Duras-Kopf, E. de Fiori, Herbert
Garbe, Martin Müller, Sophie Wolff hinzu, so
hat man eine Vorstellung von der Mannig-
faltigkeit an künstlerischer Begabung, die
jetzt in der Secession gezeigt wird.
Im Ganzen haben wir eine der besten Aus-
stellungen vor uns, die die Secession in den
lebten Herbstsaisons vorgeführt hat.
Dr. E. v. S y d o w
Köln er Ausstellungen
d e 1 scheint sich, wenn man sein Bild von
Sevilla als charakteristisch betrachten darf,
dem Zug der Zeit zu fügen und größeres Ge-
wicht, als früher, auf detaillierende Durch-
arbeitung zu legen. Sein Porträt folgt seiner
bisherigen mehr summarisch darstellenden
Art. — Als tüchtige Leistungen haben wir
noch das Damenbildnis von Hans U h 1 und
das Kaßenbild von K. Döbel zu nennen.
Die Plastik kommt diesmal ausdrucks-
voller zur Geltung, als seit langer Zeit. Das
hervorragendste Werk ist der Frauentorso
von Edwin Scharff, den wir auf dieser
Seite unten abbilden, eine Arbeit voll Leben-
digkeit, Monumentalität und Feingefühl.
Die anderen Skulpturen treten daneben
etwas in den Hintergrund. Immerhin finden
sich so schöne Leistungen ein, wie die Siß-
ist ihre gegenwärtige Schau mit Umsicht und
Weitherzigkeit aufgebaut.
Prächtig präsentiert sich der große Saal.
Hier dominiert Beckmann mit seinem Still-
leben „Interieur mit Fernrohr“, das wir auf
dieser Seite reproduzieren, und Karl Hofer.
„Drei Figuren am Meer“; beide Gemälde sind
großzügig und dekorativ formuliert. Die
beherrschende Mitte der Längswand nehmen
dramatischsten in der mächtigen Figur Hein-
rich Georges als Götz von Berlichingen zum
Ausdruck kommt.
Monumental, wenn auch allzu ornamental
geworden und fast wie ein Glasfenster
wirkend, ist G. Wiethüchters Frau mit Korb.
Dies wäre gewissermaßen die dynamische
Komponente dieser Schau in ihren Haupt-
vertretern. Die andere Seite; die mehr dem
Ahlers-Hestermann, liiehard
Seewald und Alfred Dupre
Inhalt
-Yorker
4. 7/8
11
9/10
10/11
Naive
Form-
Anläß-
den
wir
des
Dr.
Hier
Ein
zuweilen
zuweilen
drei Bilder von Otto Müller ein, dem damit
eine stimmungsvolle Huldigung dargebracht
wird.
Den Hauptschlag aber führt die Ausstel-
lung mit den drei großen Bildern von Otto
Dix, die in einem Seitenraum so nebenein-
ander gehängt sind, daß sie ihn vollkommen
beherrschen und zu eindrucksvollster Wirkung
kommen: Straßenkampf (1927), Großstadt-
Szenerie, Selbstporträt mit Akt (1930). In
dem ersten Bilde klingt ein Echo früherer Bil-
der aus seiner Dresdner Zeit an, in denen
noch das frische Erlebnis zum explosiven Aus-
druck kam. Aktueller sind die beiden anderen
Arbeiten, — lebendiger und bewegter. Man
ist versucht, von einer Synthese von Barock
und neuer Sachlichkeit zu sprechen. Rein
malerisch sind diese Dinge von starker Pro-
blematizität, — von ferne taucht als Vergleich
das Museum Wierß <in Brüssel auf. Immerhin
bleibt das persönliche Temperament erstaun-,
lieh und bemerkenswert.
Mit schärferer Kritik betrachtet George
Grosz die Umwelt, wenigstens ist das eine
Seite seiner Bilder: Drinnen und Draußen,
Tanzlokal, Idee der Zeit, während auf der an-
deren Seite die äußere Erscheinung des mora-
lisch abgelehnten Sujets mit aller künstleri-
schen Finesse schmeichlerisch betrachtet und
dargestellt wird, — ein Zwiespalt merk-
würdiger Art!
Das starke Talent Max Pechsteins hat
in drei Bildern eine sehr ins Dekorative über-
gehende Dokumentierung gefunden, die am
Romantiker,
Sehnsucht
immer das
oder Die
Jahreszeiten
der D o m -
Krauskopf, vor allem sein „Mädchen-
kopf“, endlich die Bilder von Rudolf Levy
anzureihen. Einer breiteren Öffentlichkeit
macht jeßt Mopp sein ausdrucksvolles
Richard Strauß-Bild zugänglich. Eine sehr
reizvolle „Schneelandschaff“ hat Rud. Groß-
mann gesandt. Aus den leßten Jahren
stammt das hervorragende Selbstbildnis von
Lesser Ury, vielleicht das menschlich er-
greifendste Werk dieser Schau. Ch. C r o -
liebevollen Eingehen auf die rein malerische
Durcharbeitung gewidmet ist, zeigt die Se-
cession in anderen Arbeiten. So in der ausge-
zeichneten Landschaft des „Landwehrkanals“
und im Liegenden Akt von Hans Purr-
mann, zwei Bildern, die zu den reizvollsten
Dingen dieser Schau gehören. Dann in
Arbeiten Eugen S p i r o s, von denen
das überaus charakteristische Porträt
früheren preußischen Kultusministers
Becker auf dieser Seite reproduzieren,
wären dann auch die Arbeiten von W. K o hl-
hof f , der jeßt in Paris lebt, und von Br.
sondern in zuchtvollem Zwang
Aussagenmüssen mit fanatischem
hingegeben ist. Dupre sucht und
eine neue Verfestigung der malerischen
Form, wie es in Frankreich der Kreis um
Bombois anstrebt. Nur gelingt das dem
Deutschen mehr aus dem malerischen Detail
heraus, als aus der kalten, kristallenen Form,
die bei den Franzosen auch in der Farbe zu-
Mit Genehmigung von J. B. Neumann, New York und München
Max Beckmann, Interieur mit Fernrohr
Interieur — Interior
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Berliner Secession
Drei wichtige Ausstellungen finden hier
lege Beachtung. Bei Dr. Becker-New-
man zeigt Ahlers -Hestermann eine
Reihe neuer Bilder, entstanden in den Jahren
1925 bis 1930. Der Künstler wirkt jetzt als
Lehrer an den Kölner Werkschulen. Er steht
heute, gereift und seiner Kräfte gewiß, wie-
der in starkem Vorwärtsstreben, nachdem
während der Hamburger Jahre eine Stagna-
tion zu verzeichnen war. Er ist erfreulicher-
weise nie einer Mode nachgelaufen, hat sich
nie um den „letzten Schrei“ gekümmert.
Dieser Maler blieb seinem Stern treu, unter
dem er angetreten, und entwickelt folgerichtig
sein malerisches Aussagen von Leistung zu
Leistung. Das große Auseinanderseßen mit
der Theorie und Arbeit Cezannes wurde
durchlebt. Aus der Farbe baute man die
feste Form. Ein Vereinfachen und Verdichten
begann. Er blieb dem malerischen Element
stärker verhaftet als dem formalen. Jetzt
spürt man, wie auch das Formale fester ge-
staltet und bestimmter geprägt wird. Die
Landschaften und Stilleben zeigen das. Leicht
und locker, neu durchblutet geben sich die
Farben. Ein Klang gesellt sich notwendig
zum andern.
Im Kunstverein: Ausstellung R i -
chard Seewald. Auch hier ein Überblick
über das Schaffen
mehrerer Jahre. Die-
ser natur- und welt-
verbundene fabulie-
rende
dessen
noch
große Wandbild ist
und der sein ganzes
heutiges Arbeiten
auf dieses Ziel kon-
zentriert, hat mit
unermüdlichem Eifer
an seiner zeitweise
bedenklich stagnie-
renden Entwicklung
geschafft. Auch er
steht inmitten neuer
Aufbrüche,
eignes,
mildes,
sattes Kolorit ver-
bindet sich mit sti-
lisierenden, verein-
fachenden, aufs Pri-
mitive und
abzielenden
dementen,
lieh der Eröffnung
las Seewald einige
Kapitel aus seinem
neuen Buch: Robin-
son, der Sohn Ro-
binsons
vier
oder Orbis pictus.
In
Galerie stellt sich
der junge rheinische
Maler Alfred
Dupre vor. Hier
ist in kurzer Zeit
eine Begabung ge-
wachsen, der Malen
nicht angenehme
Beschäftigung be-
deutet, die nicht
auf blendende Palettenkunststücke abzielt,
ihrem
Eifer
findet
Dr. E. v. S y d o w :
Moderne deutsche Kunst. Berliner Se-
cession (m. 3 Abb.) . . . . -• . . . ..
Hermann Ginzel: Kölner Ausstellungen
Gerhard Eeinboth :
Internationale Sakralkumst in Rom ....
Museum in Batavia.
Ausstellungen:
Werner Scholz — Tr. Schiess — Französi-
sche Meister — Museum der Staatstheater .
Auktion ®- Vor berichte (m. 7 Abb.)
Große Auktionen in Brüssel — New
Auktion.
Auktionskalender . . . .
Preisberichte — Kunst im Rundfunk
Georg Dehio (m. Abb.) . . .
Ausstellungen der Woche ....
Auktion s- Nachberichte
Smlg. Simms — Boerner-Auktion
Literatur..
R. Kornmann:
Wiederherstellung von Fresken in Lugano
Florent Fels: Interviews im Atelier X:
Duretl (m. Abb.) ...........
Nachrichten von Überall — Unter
Kollegen.
Eugen Spiro, Portrait Staatsminister a. D. Prof. Dr. Becker
Ausstellung ■— Exposition -— Exhibition:
Berliner Secession
weilen recht hart wirkt. Die Leistungswerthöhe
schwankt selbstverständlich noch bedenklich,
aber was will das schon besagen. Die Mög-
lichkeiten dieses jungen Malers sind bereits
erstaunlich weit entwickelt.
Französisches Kunsthandwerk
Die Pariser kunstgewerbliche Vereinigung
La Maison d’art frangaise ist zur Zeit im
Museum, das Dr. W i t h betreut, mit einer
Schau „Zeitgenössisches Kunsthandwerk in
Edwin Scharff, Torso
Ausstellung — Exposition -— Exhibition:
Berliner Secession
Frankreich“ zu Gast. Die feierliche Eröffnung
— es sprachen u. a. Oberbürgermeister Ade-
nauer, Dr. Wifh, Herr Leblanc-Barbedienne,
Ministerialrat Hautecour als Vertreter des
französischen Ministers der schönen Künste
war auf die Idee des Brückenschlags von
Vo k zu Volk gestellt. So will auch die Aus-
stellung gewertet sein. Sie ist anregsam im
Positiven wie im Negativen.
Wie ist nun das Gesicht dieser Ausstel-
lung? Die Pariser Avantgarde fehlt. So ge-
sehen, ist die Gastveranstaltung kein voll-
gültiger Gegenbesuch für die Werkbund-
Schau in Paris. Aber es lohnt sich, auch das
Frankreich, das sich hier in vorbildlich aufge-
zogenem Rahmen präsentiert, näher kennen
zu lernen, zumal es eben jenes Frankreich
ist, das sich radikalen Tendenzen immer ver-
sperren wird. Diese Ausstellung zeigt das
betont Französische, den nationalen und
volkmäßig bedingten Charakter dieser Kunst-
übung. Manche fragen: ist das eigentlich noch
immer französisches Kunsthandwerk unsrer
Zeit? Jawohl, noch immer unsrer Zeit, muß
man ihnen antworten. Diese Gobelins
der staatlichen Manufaktur werden drüben in
jetzt NEUMANN-NIERENDORF
BERLINW10 • K O N I G I N - A U G U STA S T R. 22 • NÄHE POTSDAMER BRÜCKE
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ä la Renaissance
•Talirg. IV. Nr. 47 vom 23. November 1930
figur von Gerhard Mareks und das „Tanzende
Mädchen“ von Waldemar Raemisch, in denen
sich ein wurzelechter Klassizismus äußert,
oder die Statuette der „Dreizehnjährigen“
von Milly 8 t e g e r. überraschend stark ist
Josef Thorak seine Gruppe „Zwei Männer“
geraten. Mit sehr gekonnten Stücken, unter
denen die Porträtbüsten von Stresemann und
Harnack am stärksten sind, ist Hugo Lederer
zur Stelle. Fügen wir dann noch die Namen
von Mary Duras-Kopf, E. de Fiori, Herbert
Garbe, Martin Müller, Sophie Wolff hinzu, so
hat man eine Vorstellung von der Mannig-
faltigkeit an künstlerischer Begabung, die
jetzt in der Secession gezeigt wird.
Im Ganzen haben wir eine der besten Aus-
stellungen vor uns, die die Secession in den
lebten Herbstsaisons vorgeführt hat.
Dr. E. v. S y d o w
Köln er Ausstellungen
d e 1 scheint sich, wenn man sein Bild von
Sevilla als charakteristisch betrachten darf,
dem Zug der Zeit zu fügen und größeres Ge-
wicht, als früher, auf detaillierende Durch-
arbeitung zu legen. Sein Porträt folgt seiner
bisherigen mehr summarisch darstellenden
Art. — Als tüchtige Leistungen haben wir
noch das Damenbildnis von Hans U h 1 und
das Kaßenbild von K. Döbel zu nennen.
Die Plastik kommt diesmal ausdrucks-
voller zur Geltung, als seit langer Zeit. Das
hervorragendste Werk ist der Frauentorso
von Edwin Scharff, den wir auf dieser
Seite unten abbilden, eine Arbeit voll Leben-
digkeit, Monumentalität und Feingefühl.
Die anderen Skulpturen treten daneben
etwas in den Hintergrund. Immerhin finden
sich so schöne Leistungen ein, wie die Siß-
ist ihre gegenwärtige Schau mit Umsicht und
Weitherzigkeit aufgebaut.
Prächtig präsentiert sich der große Saal.
Hier dominiert Beckmann mit seinem Still-
leben „Interieur mit Fernrohr“, das wir auf
dieser Seite reproduzieren, und Karl Hofer.
„Drei Figuren am Meer“; beide Gemälde sind
großzügig und dekorativ formuliert. Die
beherrschende Mitte der Längswand nehmen
dramatischsten in der mächtigen Figur Hein-
rich Georges als Götz von Berlichingen zum
Ausdruck kommt.
Monumental, wenn auch allzu ornamental
geworden und fast wie ein Glasfenster
wirkend, ist G. Wiethüchters Frau mit Korb.
Dies wäre gewissermaßen die dynamische
Komponente dieser Schau in ihren Haupt-
vertretern. Die andere Seite; die mehr dem
Ahlers-Hestermann, liiehard
Seewald und Alfred Dupre
Inhalt
-Yorker
4. 7/8
11
9/10
10/11
Naive
Form-
Anläß-
den
wir
des
Dr.
Hier
Ein
zuweilen
zuweilen
drei Bilder von Otto Müller ein, dem damit
eine stimmungsvolle Huldigung dargebracht
wird.
Den Hauptschlag aber führt die Ausstel-
lung mit den drei großen Bildern von Otto
Dix, die in einem Seitenraum so nebenein-
ander gehängt sind, daß sie ihn vollkommen
beherrschen und zu eindrucksvollster Wirkung
kommen: Straßenkampf (1927), Großstadt-
Szenerie, Selbstporträt mit Akt (1930). In
dem ersten Bilde klingt ein Echo früherer Bil-
der aus seiner Dresdner Zeit an, in denen
noch das frische Erlebnis zum explosiven Aus-
druck kam. Aktueller sind die beiden anderen
Arbeiten, — lebendiger und bewegter. Man
ist versucht, von einer Synthese von Barock
und neuer Sachlichkeit zu sprechen. Rein
malerisch sind diese Dinge von starker Pro-
blematizität, — von ferne taucht als Vergleich
das Museum Wierß <in Brüssel auf. Immerhin
bleibt das persönliche Temperament erstaun-,
lieh und bemerkenswert.
Mit schärferer Kritik betrachtet George
Grosz die Umwelt, wenigstens ist das eine
Seite seiner Bilder: Drinnen und Draußen,
Tanzlokal, Idee der Zeit, während auf der an-
deren Seite die äußere Erscheinung des mora-
lisch abgelehnten Sujets mit aller künstleri-
schen Finesse schmeichlerisch betrachtet und
dargestellt wird, — ein Zwiespalt merk-
würdiger Art!
Das starke Talent Max Pechsteins hat
in drei Bildern eine sehr ins Dekorative über-
gehende Dokumentierung gefunden, die am
Romantiker,
Sehnsucht
immer das
oder Die
Jahreszeiten
der D o m -
Krauskopf, vor allem sein „Mädchen-
kopf“, endlich die Bilder von Rudolf Levy
anzureihen. Einer breiteren Öffentlichkeit
macht jeßt Mopp sein ausdrucksvolles
Richard Strauß-Bild zugänglich. Eine sehr
reizvolle „Schneelandschaff“ hat Rud. Groß-
mann gesandt. Aus den leßten Jahren
stammt das hervorragende Selbstbildnis von
Lesser Ury, vielleicht das menschlich er-
greifendste Werk dieser Schau. Ch. C r o -
liebevollen Eingehen auf die rein malerische
Durcharbeitung gewidmet ist, zeigt die Se-
cession in anderen Arbeiten. So in der ausge-
zeichneten Landschaft des „Landwehrkanals“
und im Liegenden Akt von Hans Purr-
mann, zwei Bildern, die zu den reizvollsten
Dingen dieser Schau gehören. Dann in
Arbeiten Eugen S p i r o s, von denen
das überaus charakteristische Porträt
früheren preußischen Kultusministers
Becker auf dieser Seite reproduzieren,
wären dann auch die Arbeiten von W. K o hl-
hof f , der jeßt in Paris lebt, und von Br.
sondern in zuchtvollem Zwang
Aussagenmüssen mit fanatischem
hingegeben ist. Dupre sucht und
eine neue Verfestigung der malerischen
Form, wie es in Frankreich der Kreis um
Bombois anstrebt. Nur gelingt das dem
Deutschen mehr aus dem malerischen Detail
heraus, als aus der kalten, kristallenen Form,
die bei den Franzosen auch in der Farbe zu-
Mit Genehmigung von J. B. Neumann, New York und München
Max Beckmann, Interieur mit Fernrohr
Interieur — Interior
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Berliner Secession
Drei wichtige Ausstellungen finden hier
lege Beachtung. Bei Dr. Becker-New-
man zeigt Ahlers -Hestermann eine
Reihe neuer Bilder, entstanden in den Jahren
1925 bis 1930. Der Künstler wirkt jetzt als
Lehrer an den Kölner Werkschulen. Er steht
heute, gereift und seiner Kräfte gewiß, wie-
der in starkem Vorwärtsstreben, nachdem
während der Hamburger Jahre eine Stagna-
tion zu verzeichnen war. Er ist erfreulicher-
weise nie einer Mode nachgelaufen, hat sich
nie um den „letzten Schrei“ gekümmert.
Dieser Maler blieb seinem Stern treu, unter
dem er angetreten, und entwickelt folgerichtig
sein malerisches Aussagen von Leistung zu
Leistung. Das große Auseinanderseßen mit
der Theorie und Arbeit Cezannes wurde
durchlebt. Aus der Farbe baute man die
feste Form. Ein Vereinfachen und Verdichten
begann. Er blieb dem malerischen Element
stärker verhaftet als dem formalen. Jetzt
spürt man, wie auch das Formale fester ge-
staltet und bestimmter geprägt wird. Die
Landschaften und Stilleben zeigen das. Leicht
und locker, neu durchblutet geben sich die
Farben. Ein Klang gesellt sich notwendig
zum andern.
Im Kunstverein: Ausstellung R i -
chard Seewald. Auch hier ein Überblick
über das Schaffen
mehrerer Jahre. Die-
ser natur- und welt-
verbundene fabulie-
rende
dessen
noch
große Wandbild ist
und der sein ganzes
heutiges Arbeiten
auf dieses Ziel kon-
zentriert, hat mit
unermüdlichem Eifer
an seiner zeitweise
bedenklich stagnie-
renden Entwicklung
geschafft. Auch er
steht inmitten neuer
Aufbrüche,
eignes,
mildes,
sattes Kolorit ver-
bindet sich mit sti-
lisierenden, verein-
fachenden, aufs Pri-
mitive und
abzielenden
dementen,
lieh der Eröffnung
las Seewald einige
Kapitel aus seinem
neuen Buch: Robin-
son, der Sohn Ro-
binsons
vier
oder Orbis pictus.
In
Galerie stellt sich
der junge rheinische
Maler Alfred
Dupre vor. Hier
ist in kurzer Zeit
eine Begabung ge-
wachsen, der Malen
nicht angenehme
Beschäftigung be-
deutet, die nicht
auf blendende Palettenkunststücke abzielt,
ihrem
Eifer
findet
Dr. E. v. S y d o w :
Moderne deutsche Kunst. Berliner Se-
cession (m. 3 Abb.) . . . . -• . . . ..
Hermann Ginzel: Kölner Ausstellungen
Gerhard Eeinboth :
Internationale Sakralkumst in Rom ....
Museum in Batavia.
Ausstellungen:
Werner Scholz — Tr. Schiess — Französi-
sche Meister — Museum der Staatstheater .
Auktion ®- Vor berichte (m. 7 Abb.)
Große Auktionen in Brüssel — New
Auktion.
Auktionskalender . . . .
Preisberichte — Kunst im Rundfunk
Georg Dehio (m. Abb.) . . .
Ausstellungen der Woche ....
Auktion s- Nachberichte
Smlg. Simms — Boerner-Auktion
Literatur..
R. Kornmann:
Wiederherstellung von Fresken in Lugano
Florent Fels: Interviews im Atelier X:
Duretl (m. Abb.) ...........
Nachrichten von Überall — Unter
Kollegen.
Eugen Spiro, Portrait Staatsminister a. D. Prof. Dr. Becker
Ausstellung ■— Exposition -— Exhibition:
Berliner Secession
weilen recht hart wirkt. Die Leistungswerthöhe
schwankt selbstverständlich noch bedenklich,
aber was will das schon besagen. Die Mög-
lichkeiten dieses jungen Malers sind bereits
erstaunlich weit entwickelt.
Französisches Kunsthandwerk
Die Pariser kunstgewerbliche Vereinigung
La Maison d’art frangaise ist zur Zeit im
Museum, das Dr. W i t h betreut, mit einer
Schau „Zeitgenössisches Kunsthandwerk in
Edwin Scharff, Torso
Ausstellung — Exposition -— Exhibition:
Berliner Secession
Frankreich“ zu Gast. Die feierliche Eröffnung
— es sprachen u. a. Oberbürgermeister Ade-
nauer, Dr. Wifh, Herr Leblanc-Barbedienne,
Ministerialrat Hautecour als Vertreter des
französischen Ministers der schönen Künste
war auf die Idee des Brückenschlags von
Vo k zu Volk gestellt. So will auch die Aus-
stellung gewertet sein. Sie ist anregsam im
Positiven wie im Negativen.
Wie ist nun das Gesicht dieser Ausstel-
lung? Die Pariser Avantgarde fehlt. So ge-
sehen, ist die Gastveranstaltung kein voll-
gültiger Gegenbesuch für die Werkbund-
Schau in Paris. Aber es lohnt sich, auch das
Frankreich, das sich hier in vorbildlich aufge-
zogenem Rahmen präsentiert, näher kennen
zu lernen, zumal es eben jenes Frankreich
ist, das sich radikalen Tendenzen immer ver-
sperren wird. Diese Ausstellung zeigt das
betont Französische, den nationalen und
volkmäßig bedingten Charakter dieser Kunst-
übung. Manche fragen: ist das eigentlich noch
immer französisches Kunsthandwerk unsrer
Zeit? Jawohl, noch immer unsrer Zeit, muß
man ihnen antworten. Diese Gobelins
der staatlichen Manufaktur werden drüben in
jetzt NEUMANN-NIERENDORF
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34, Rue Lafayette — 58, Rue Jouffroy (Bd. Malesherbes) Parts
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