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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Editor]
Die Weltkunst — 4.1930

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Nr. 47 (23. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44979#0136
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12

WELT KUNST

Jahrg. IV, Nr. 47 vom 23. November 1930

en von Ueber&ll

Die Berliner Museums-Neubauten
Vorläufig sind die am 2. Oktober eröff-
neten Museumsneubauten auf die Fortseßung
ihres Innenausbaues angewiesen. Auf die
Fortführung des Messelschen Projekts am
Außenbau soll zunächst verzichtet werden.
Im Südflügel, im Vorderasiatischen
Museum, wird der Direktor, Prof. Andrae,
im nächsten Jahre die Räume des Unter-
geschosses mit den leichter beweglichen
Schaben seiner Abteilung ausstatten. — Im
Obergeschoß dieses Flügels wird der Direktor
der Islamischen Abteilung, Prof. Dr.
Sarre, die Werke persisch-islamischer
Kunst aufstellen — neben der Fassade
des Mschatta-iPalastes die unerhört
schönen Teppiche. Durch diese Neu-
ordnung gewinnt das Kaiser-Friedrich-Museum
die Räume zur lockeren Verteilung seiner
Schöße altchristlicher und mittelalterlicher
Kunst Italiens.
Weit über 100 000 Menschen haben seit der
Eröffnung die Museen besucht. Daher haben
der Kultusminister und der Generaldirektor
Geh. Rat Waeßoldt das größere Gewicht auf
innere Museumspflege und wissenschaftlich
wertvolle Führungen zu legen beschlossen.
Aus diesem Grunde hat die Museumsleitung
auch darauf verzichtet, die Gebührenfreiheit
an einigen Tagen fortfallen zu lassen. Gerade
weil alle sonstigen Bildungsanstalten teurer
werden, sollen die Museen eine erschwingliche
Bereicherung für das große Publikum sein.
Den von Prof. Dr. Frida Schottmüller
ausgearbeiteten Führungen wird bald auch
ein kleiner Vortragssaal unter der Oberfläche
des Pergamon-Altars für 150 Hörer zur Ver-
fügung stehen, in dem Vorträge und auch
Ausstellungen des archäologischen Institutes
erfolgen werden.
Cranach in der Dresdner Galerie
Im 19. Jahrhundert hatte die Dresdner
Gemälde-Galerie sich unter der Suggestion
klassischer Kunst von verschiedenen wert-
vollen Bildern ihres berühmtesten natio-
nalen Malers des Mittelalters, Lucas Cra-
nachs, getrennt. Der jeßige Direktor der
Galerie, Professor Hans Posse, hat es
sich zur Aufgabe gemacht, die so entstan-
dene Lücke wieder auszufüllen. Zunächst ist
es ihm gelungen, zwei Flügel des Hochaltars
der St. Wolfgang-Kirche in Schneeberg zu
erwerben, Werke aus Cranachs bester Zeit
um 1530, als er seine große Werkstatt in
Wittenberg hatte. Diese fast 3 m hohen
Tafeln befinden sich nun in der Dresdner-
Galerie. Der obere Teil ist Schülerarbeit:
eine Darstellung des Olberges und der Auf-
erstehung. Den unteren Teil aber schmücken
Stifterporträts aus des Meisters bester Zeit:
Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige
und Johann Ernst, Herzog von Coburg. Hier
hat Cranach mit seltener Freiheit seinen
Herrn und Freund dargestellt, mit ähnlicher
Freiheit der Konzeption wie auf einem eben-
falls von Professor Posse erworbenen Para-
diesbild, das die Jahreszahl 1530 trägt.
Ein unbekannter Jan van Eyck
Colonel Michael Friedsam hat kürzlich für
seine New-Vorker Galerie ein bisher unbe-
kanntes Werk des Mitschöpfers des Genter
Altars erworben. Geheimrat Friedländer hat
diese aus polnischem Privatbesiß stammende
Darstellung eines Pilgers als bedeutendes
und charakteristisches Werk des Jan van Eyck
bezeichnet. Das Bild ist mit virtuoser Kon-
zentration gemalt und neben der Darstellung
der Stigmatisation des Hl. Franz von Assisi
der Sammlung Johnson in Philadelphia das
einzige in Amerika vorhandene Werk van
Eycks.
Neueröffnung der Thüringer
Staatlichen Kunsthochschule
Die Staatliche Hochschule für bildende
Baukunst und Handwerk in Weimar ist nun-
mehr nach ihrer völligen Umgestaltung durch
ihren neuen Leiter Prof. Schulze-Naumburg
feierlich eröffnet worden. In den Eröffnungs-
reden wurde als bewußte Tendenz der Hoch-
schule die Arbeit im Dienst deutsch-nordischer
Kunst und Kulturpädagogik betont. Die rein
künstlerischen Abteilungen der Hochschule
sind zugunsten des Kunsthandwerks einge-
schränkt worden.
Barlachs Fassadenschmuck
der Lübecker Katharinenkirche
Die Katharinenkirche in Lübeck dient seit
längerer Zeit nicht mehr ihrem ursprünglichen
Zweck. Profane Ausstellungen haben ihr
Interieur mißbraucht, bis neuerdings die Gips-
sammlung darin Aufstellung gefunden hat.
Die Stadt Lübeck hat nun den Bildhauer Ernst
Barlach beauftragt, für die doppelte Nischen-
reihe der Kirchenfassade Bildwerke zu
schaffen, deren Entwürfe jeßt vorliegen. Die
Plastiken sollen in schwarzbrauner Terrakotta
gegossen werden. Eines der Modelle, die
2 m hohe Figur eines Bettlers auf Krücken, ist
fertiggestellf worden, und soll, wie alle an-
deren, in mehrfacher Ausführung hergestellt
werden, um durch den Verkauf die Arbeit zu

finanzieren. Der Lübecker Museumsdirektor,
Dr. C. G. Heise, hat nach vielen Kämpfen die
Zustimmung der Stadtbehörden gefunden für
einen Plan, der zum Vorwurf der Figuren nicht
ausdrücklich Gestalten der Apostel und
Kirchenheiligen wählt, sondern eine Ge-
meinschaft von Gottsuchern der leidenden
Menschheit repräsentiert. Krüppel, Pilger,
Gefangene in Ketten sollen die Leiden der
Menschen versinnbildlichen, der Leiden als
Vorstufe zu höherer Entwicklung, nicht der
Verzweiflung.
Antimoderner Kurs in Weimar
Wie wir aus Weimar erfahren, ist auf An-
ordnung des Thüringischen Volksbildungs-

denen etwa die Hälfte mit Widmungen ver-
sehen ist, und das Mobiliar seines leßten
Arbeitszimmers. Zur Ausstattung dieses
Raums gehört eine Reihe von Kunstwerken,
darunter die Bildnisse des Dichters von Rys-
selberghe und Ensor, Werke von Van Dongen,
Meunier, Odilon Redon, Bourdelle und Ge-
orges Minne.
Eine neue Stiftung
für das Metropolitan-Museum
Aus dem Vermächtnis des kürzlich in New
York verstorbenen Rechtsanwaltes G.M. An-
drews sind dem Metropolitan-Museum die
Summe von 350 000 Dollars, eine Samm-


Jan van der Heyden, Niederländische Stadt
Ville neerlandaise — Netherland town
Holz — Bois — Wood, 42,5 : 48 cm — Gemäldesammlung aus ausländischem Besitz
Versteigerung — Vente — Sale:
A. Wertheim, Berlin, am 11. Dezember 1930

ministeriums die moderne Abteilung im
Schloßmuseum in Weimar magaziniert
worden. Sie enthält Gemälde, Graphik und
Plastiken von Barlach, Carra, Crodel, Dexel,
Dix, Feininger, Kandinsky, Klee, Kokoschka,
Lembruck, Kirchner, Marc, Mareks, Minne,
Schlemmer und Schmidt-Rottluff. W. Sch.
Eine chinesische Sammlung
in Prag
Der tschechoslowakische Staat
hat einen Teil der altchinesischen Kunstsamm-
lung M a r t i n -e k angekauft. Sie wird den
Grundstock einer staatlichen Sammlung chine-
sischer Kunst bilden, die weiter ausgebaut
werden soll.
Der Nachlaß Verhaerens
Die Witwe Emile Verhaerens hat der
Königlichen Bibliothek in Brüssel mehr als
60 Manuskripte der Werke ihres Gatten und
etwa 1500 an ihn gerichtete Briefe bedeuten-
der Persönlichkeiten Belgiens und des Aus-
landes zum Geschenk gemacht. Dazu kommen
über 600 Werke aus seiner Bibliothek, von

lung früher Plastiken der Gotik Spaniens
und kostßare Handschriften zugefallen.
Kurt Kroners Nachlaß
Nach dem unerwartet frühen Tode Kurt
Kroners im vorigen Jahr hatte sich ein Ausschuß
konstituiert, dem u. a. Gerhart Hauptmann
angehörte, um für die Erhaltung und zweck-
mäßigste Aufstellung des künstlerischen Nach-
lasses des Bildhauers Sorge zu tragen. Man
hat eine Zeitlang den Plan eines Kroner-
Museums in Hiddensee erwogen (vergL
„Kunstauktion“ Nr. 32). Neuerdings aber hat
sich der Gedanke durchgeseßt, daß man die
Werkstatt des Künstlers in Berlin (Kurfürsten-
straße 54) museumsmäßig offen halten will.
Ferner wird der Ausschuß versuchen, durch
Ausstellungen im In- und Auslande für die
Anerkennung Kroners zu werben.
Barlach-Ankäufe
durch deutsche Museen
Aus der Ausstellung von Bronzen Ernst
Barlachs in der Galerie F 1 e c h t h e i m, über


J.&S. Goldschmidt

PARIS NEW YORJS
Ubäs, SXs® IB©ässy d’Ämffläas 730, Flith
Kaisentra*« 15
_

die wir in Nr. 46 der „Weltkunst“ berichtet
haben, ist eine Reihe von Arbeiten von deut-
schen Museen erworben worden. „Der
singende Mann“ wurde von der Kunstsamm-
lung in Danzig, die Gruppe „Der Tod“ (1925)
von der Neuen Staafsgalerien in Mün-
chen und vom Dortmunder Museum,
der Kopf des Güstrower Ehrenmals vom
Folkwang-Museum in Essen, der „Kuß“ von
der Modernen Galerie in Wien angekauft. Das
Bildnis der Tilla Durieux ging in den Besiß des
Deutschen Theaters in Berlin über.
Das Nationalmuseum in Stockholm erwarb
Georg Kolbes „Die Stürzende“ und Tier-
figuren von Renee Sintenis.

Prof. Dr. W. L. Schreiber
75. Geburtstag
Die seit Jahrzehnten bekannte internatio-
nale Autorität auf dem Gebiete der Biblio-
graphie der Holzschnitte, Prof. Dr. Wilhelm
Ludwig Schreiber, hat am 12. November sein
74. Lebensjahr vollendet. Schon 1891 erschien
in französischer Sprache sein achtbändiges
Handbuch über Holzschnitte und Holzschnitt-
bücher des 15. Jahrhunderts, das der Gelehrte
in den leßten Jahren in bedeutend erweiter-
ter Fassung in deutscher Sprache abschlie-
ßen konnte. Mit Recht kann man dieses
Werk als „Lebensarbeit“ eines Mannes be-
zeichnen, der als Gelehrter und Sammler
gleichen Weltruf genießt.
Professor Dr. W. Kurth
Dr. Willy Kurth, Kustos und Leiter der
neueren Abteilung im Kupferstichkabineti der
Staatlichen Museen zu Berlin, ist auf Grund
seiner Verdienste als Forscher und Kunst-
schriftsteller zum Professor ernannt worden.
Seine Ausstellungen der Graphik des 19. und
20. Jahrhunderts, seine Bücher über Menzel,
Liebermann, über die Holzfechnik Dürers,
über die Raumkunst in Kupferstichen des
17. und 18. Jahrhunderts haben ihm in weiten
Kreisen einen Namen gemacht.
J^-erufungen
Prof. Minde-Pouet
Professor Dr. Georg Minde-Pouet, der
frühere Direktor der Deutschen Bibliothek in
Leipzig, ist an die Bibliothek des Deutschen
Museums in München berufen worden.
Professor Minde-Pouet war zuleßt an der
Preußischen Staatsbibliothek in Berlin tätig,
von wo er beurlaubt worden ist, um den Auf-
bau der neugegründeten Münchner Bibliothek
zu beraten.
Prof. Ernst Neuffert
Die Berliner Kunstschule 111 e n hat zum
Leiter ihrer Bauabteilung den bisherigen
Leiter der Weimarer Staatlichen Bauhoch-
schule, Prof. Ernst Neuffert, berufen. Seine
besondere Aufgabe im Rahmen der Kunst-
schule Itten wird in dem Aufbau eines aktiven
Bauateliers bestehen, dessen praktische Auf-
gaben die Studierenden mitbearbeiten sollen.

UNTER KOLLEGEN


„Herr Direktor, ich habe diese Addition
zehnmal gemacht . . .“
„Danke, das ist sehr gut.“
„. . . und hier sind auch die zehn Resultate.“

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Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I, vonSaxe. Redaktion: Dr. Eckart von Sydow, Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. —
Verlag „Die Kunstauktion“ G. m. b. H„ Berlin W 62. Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstr. 76—77, zu richten. Abdruck von A tikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser
Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung1 für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen, und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des X eroifentlichungstermihs und der Rücksendung, abgelehnt.
Der Verlag „Die Kunstauktion“ übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H.S. Hermann G. m-. b. H., Berlin SW 19.
 
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