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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Editor]
Die Weltkunst — 4.1930

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Nr. 49 (7. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44979#0150
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WELT KUNST

Jahrg. IV, Nr. 49 vom 7. Dezember 1930

aus der Sammlung Bardini (Abbildung
nebenstehend), deren tadellose Erhaltung sich
mit ihrem künstlerischen Qualiiätswert die
Wage hält und die sich überzeugend als ein
frühes Werk des Fra Filippo Lippi präsentiert.
Oder an das äußerst interessante Fragment
einer Verkündigung von Carlo Crivelli, das
sich früher im Besiß von Professor Thieme
in Leipzig befand und eine der reizvollsten
Schöpfungen des Venezianers darstellt.
Kunstgeschichtlich wichtig ist die „Theologie“
von Domenico Morone im Zusammenhang mit
Melozzo da Forlis Urbinater Werken. Von
Trecentisten sei besonders auf die beiden
Täfelchen des Mariotto di Nardo hingewiesen,
die aus der Sammlung Solly stammen und
aus dem Göttinger Universitäts-Museum in
den Handel gelangten, von den späteren
Italienern auf das manieristisch reizvolle
Bildnis der Diana von Poitiers von Prima-
iiccio, einige Gemälde von Jacopo Bassano
und Tintorefto sowie das ganz außerordent-
liche Knabenporirät von Veronese, das Ven-
turi als erster in seinen „Studi dal Vero" be-
kanntgemacht hatte.
Die deutsche Malerei ist durch eine
Reihe hochwertiger Bildnisse vertreten, so das
Doppelporträf Barthel Bruyns aus der Samm-
lung Clayton, ein besonders markantes und


Inhalt Nr. 4 9

Dr. W. R. D e u s c h : Sammlung alter
Meister bei J. Goudstikker (m. 3 Abb.) . . 1/2
Dr. A. N e u m e y e r : Die Berliner Museums-
neubauten und das Publikum 2/3
Die Expertise.. Beiträge zur Diskussion
des Problems von
Geh. Rat Prof. Dir. Wilhelm Pinder . . 3/4
Dr. R. Heinemann-Fleischmann 4
Dr. E. v. S y d o w: Ausstellungen (m. 12 Abb.) 5,12, 24
Chinesische Kunst — Josse de Momper —
Moderne österreichische Malerei in Amerika

,,JLzlü blzUv.U’v rv lv'JLLv'1111
Auktionskalender 7
Preisberichte ■— Kunst im Rundfunk .... 8
Auktionsvorbericlite (m. 5 Abb.) 9
Auktionenachberichte .9/11
Bibi. Schwabach — Slg. Castiglioni u. a.
Ausstellungen der Woche 10
Aus dem Amsterdamer Kunsthandel (3 Abb.) 12
Dr. G. Delbaneo (London): Bildhauer Degas 12
G. R e i n b o t h (Rom): Die zukünftige
Biennale zu Venedig .12
I. Beilage:
„Der Bibliophile und Graphik-
sammler“ . . . . 13/17
G. A. E. B o g eng : Über die Liebhaber-
Büchereieinrichtung 13/14
Prof. Dr. 0. F i s c h e 1 : Zeichnungen alter
Meister im Berliner Kupferstichkabinett 14
L. F. Fuchs: Fünf Jahre Freunde der
graphischen Sammluig München . . 14/15
C. Dalbanne: Der Buchholzschnitt im
XV. Jahrhundert .15/16
Dr. A. Bessmertny: Alte Kinderbücher
(Slg. Gumuehian) .16
Dr. P. Körner: Von Freuden und Leiden
des Bücherfreundes 16/17
R. Steinberg: Über Bibliophilie und die
Krise der Gesellschaft der Bibliophilen . 17
Literatur......20
II. B ei lag e :
PIj'e i 'se u naiiäweiln uAu-irnius'irle . II"

A. T. Finch: Londoner Innendekorations-

Ausstellung 21/22
Kleinstwohnungen — Bühnenkunst in Hol-
land — Japanische Architektur d. Neuzeit 22
III. Beilage:
„D e r N u m i s m a t i k e r“ 23
Dr. W. Schwabacher: Das Münzkabi-
nett der Berliner Museen .23
Dr. P. Grotemeyer: Wanderausstellung
deutscher Medaillen (m. Abb.) .... 23
Florent F e 1 s : Interviews im Atelier XI: Monet
(m. 2 Abb.) ......24/25
Nachrichten von Überall — Unter
Kollegen . . . . 26
„E n g 1 i s h Supplement“ 24/26
A. T. Finch: An important London Ex-
hibition — Expertise: Dr. G. Glück

repräsentatives Männerbildnis von Cranach
aus dem Besiß der Prinzessin Arnulf von
Bayern — vom selben Meister außerdem eine
ansprechende späte Muttergottes — und,
neben einem wohl augsburgischen Männer-
porträt um 1525, das charmante, auch kostüm-
geschichtlich interessante Brusibildnis eines
Nürnberger Patrizieriöchterchens von dem im
Handel kaum aufiretenden jüngeren Georg
Gärtner.
Unter den gleichzeitigen Nieder-
ländern fesseln vor allem zwei Werke:
Das kleine, um 1525 entstandene, bisher nicht
publizierte Triptychon mit Darstellung der

heiligen Familie von Mabuse (Abbildung
Seite 1), das sich bisher, von Friedländer
in seinem Buche „Von Eyck bis Brueghel“ kurz
erwähnt, in der Sammlung von Back in
Szegedin befand, und ein außerordentlich
interessantes Frühwerk des Lucas van
Leyden, „Die Tochter Jephtas", aus dem Besiß
des Grafen Sternberg in Prag, das von Fried-

länder mit der Susannen-Tafel in Bremen in
Beziehung geseßt und um 1509 datiert wird.
Daneben seien wenigstens genannt ein
allegorisches Bild „Das Recht des Alfers“ von
Jacob Cornelisz. van Oostsanen, die wunder-
bar herbe „Auferstehung Christi“ des Virgo-
Meisters, Flügel eines Triptychons, dessen
Pendant sich im Metropolitan-Museum befin-
det, und eine Gefangennahme Christi vom
Meister von Alkmar.
Wie immer in den Goudstikker-Ausstellun-
gen glänzen die späten Holländer durch
die besondere Brillanz der hier vertretenen
Landschaften. Das schönste Bild ist hier die
Landschaft bei Haar-
lem von Jacob van
Ruisdael (Abbil-
dung Seite 4), in der
Freiheit der Komposi-
tion, der Frische der
Handschrift und der
flockigen Lockerheit der
Farbgebung, insbeson-
dere in der rechten
Partie, eines der be-
deutendsten Werke des
Meisters. Es stammt,
wie einige der großen
van Goyens und wie
der „Wasserfall“ von
Jacob, aus englischem
Privatbesiß. Eine kost-
bare Seltenheit sind
zwei kleine Bergland-
schaften von Herkules
Seghers, von denen vor
allem die zweite, etwas
größere, in der Her-
ausarbeitung des struk-
turellen, schichtenhaf-
ten Landschaftsaufbaus
unter grellem Sonnen-
licht bereits an van
Gogh erinnernd, von
ganz großer Qualität
ist. Eine Eislandschaft
von Avercamp aus der
Sammlung Leo Fall-
Wien und ein im Sujet
verwandtes Bild von
Aert van der Neer
reihen sich an eine
Anzahl großer Land-
schaften van Goyens
aus den Jahren 1642,
1647, 1648 und 1651, die
einen Einblick in die
wachsende Entwicklung
dieses Malers gewäh-
ren, an eine Wald-
landschaft Hobbemas
und zwei außerordent-
lich schöne Werke von
Salomon van Ruisdael.
Von Emanuel de Witte
findet man zwei klare
und lichte Kirchenmte-
rieurs aus der Speyer-
sehen Sammlung und
aus russischem Besiß.
Aus der reichen Zahl
der übrigen Niederlän-
der müssen vor allem vier Werke Jan Steens,
voran die prachtvolle Wirtshausszene aus der
Sammlung Lord Ossery und das Interieur
mit der kranken Frau, weiter Terborchs
„Guitarrenspielerin" aus englischem Besiß,
Jacob van Ostades „Raucher“ und Isaacks
„Winterlandschaft“ herausgehoben werden.
Rubens ist mit einer stark zeichnerisch, bei-


euippö Lippi, Madonna mit Heiligen
Madone et Saints — The Vergm with Saints
Holz -- Bois — Panel, 78,5 : 45 cent
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Jacques Goudstikker, Amsterdam

nahe graphisch aufgefaßfen Landschaft aus
der frühen Zeit und einem wuchtigen Männer-
kopf vertreten.
Einige französische Gemälde wie der
Raub der Europa von Claude Lorrain oder
die „Ausfahrt des Aeneas“ von Poussin
leiten über zu den Werken des 18. Jahr-
hunderts, unter denen sich der ausdrucks-
starke, an dieser Stelle in Nr. 27 abgebildete,
skizzenhafte Männerkopf von Goya, ein
bezauberndes Bildnis der Prinzessin Leuch-
tenberg von Füger aus der Petersburger
Eremitage und das frische Bildnis Mrs. Dulton
von John Zoffany befinden.
Diese wenigen Stichproben müssen ge-
nügen, um das von Jahr zu Jahr wachsende
Niveau dieser Amsterdamer Ausstellungen,
die der Kennerschaft und dem Spürsinn ihres
Besißers ein beredtes Zeugnis ausstellen, zu
kennzeichnen und die Bedeutung dieser
wichtigen Veranstaltungen aufzuweisen.
Dr. Werner R. D e u s c h

Die Berliner
Museumsneubauten
und das Publikum

Von Dr. Alfred Neumeyer
Leiter der Pressestelle der Staatl. Museen,
Berlin
Schon vor einiger Zeit ist der General-
direktor der Berliner Staatlichen Museen Ge-
heimrat Waetzoldt den Angstgerüchten
vom schlechten Museumsbesuch entgegen-
getreten, und Unterredungen mit den Leitern
der Provinzmuseen haben das nämliche ge-
zeigt: eine Museumsmüdigkeit ist nicht vor-
handen. Wohl aber zeigen solche überall
willig aufgenommenen Behauptungen, daß eine
Störung, zum mindesten eine Beunruhigung
vorliegt, und daß Einzelne aus dem Publikum
von seilen der Museen eine gesteigerte Aktivi-
tät der Werbung und eine aufgefrischte Form
der Darbietungen erwarten. Das ist ganz in
der Ordnung, und hier kann noch vielerlei ge-
schehen.
Inzwischen haben die neuen Museen ihre
Tore aufgemacht, und es wird die Öffentlich-
keit ein Interesse daran haben zu erfahren,
wie sich das Publikum zu ihnen verhalten hat
und was die Museen getan haben, um jener
Beunruhigung zu steuern. Das sichtbarste
Zeichen der öffentlichen Meinung ist die Kritik
der Presse. Da kann denn ganz allgemein
festgestellt werden, daß das Ausland die Neu-
bauten und die damit verbundene Arbeits-
leistung freudiger anerkannt hat als das In-
land. Es sei dabei nur auf den Bericht des
Präsidenten der französischen Nationalmuseen
Raymond Koechlin hingewiesen*). In der in-
ländischen Kritik fällt eine gewisse Über-
betonung des Pergamon-Museums auf, wäh-
rend die Tatsache eines Museums deutscher
Kunst auch in den Köpfen der Journalisten erst
heimisch werden muß. Hier findet die Presse
noch viel ungenußten Stoff. Auf die einzelnen,
zum Teil fruchtbaren Vorschläge der recht
scharfen Kritik hier einzugehen, steht dem
Verfasser dieser Zeilen nicht zu.
Ein anderes Zeichen der öffentlichen Mei-
nung ist der Museumsbesuch. 160 000
Menschen haben im Oktober nach einer Zäh-
♦) Vgl. die „Weltkunst“ Nr. 43, S. 12.


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