Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Editor]
Die Weltkunst — 4.1930

DOI issue:
Nr. 49 (7. Dezember)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44979#0163
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Jahrg. IV, Nr. 49 vom 7. Dezember 1930

WELT KUNST

15

dem Leben und der Welt des Sichtbaren
führte. Die großen Künstlerpersönlichkeiten
im Süden des Reiches ringen um neue, plasti-
sche Schaubarkeit und organische Durch-
arbeitung der menschlichen Form und um
dimensionale Raumgestaltung. Dies Ringen
findet in der Zeichnung, als der Keimzelle
jeglichen Kunstschaffens, seinen reinsten
Niederschlag.
An den wundervollen Blättern der Aus-
stellung werden die Wege aufgezeigt, wie
sie Dürer eingeschlagen und seinem Kreis —
Hans von Kulmbach, Schäuffelein, Spring-
inklee und vor allem dem Straßburger Hans
Baldung Grien — vermittelt hat, wie die
schwäbische Schule — Burgkmayr, )örg Breu
usw. — mehr auf malerische, repräsentative
Eindrücke sich einstellt, ihre Vollendung
in Hans Holbein d. J. erreichend und wie sie
sich schließlich auswirken in den Donau-
meistern — Wolf Huber und Albrecht Alt-
dorfer — „den Bahnbrechern eines neuen
Raumgefühls der Landschaft“. Als Darsteller
des Landsknechts- und Lagerlebens wie der
weltlichen Allegorie haben sich die Schwei-
zer — Urs Graf, Manuel Deutsch, Hans Leu
u. a. — besonders hervorgetan.
Von den ausgestellten Handzeichnungen
macht neben Dürers Engelskopf von 1508
und dem Männerporfräi von 1518 den tiefsten
Eindruck ein Frauenbildnis von Hans Holbein
d.J. mit seinem auf gelb-orange gestimrnlen
Grundton. Wundervoll durchgeistigt ist eine
Geißelung von Schäuffelein und ein Porträt
eines unbekannten Augsburger Meisters.

Nach Augsburg gehören auch die repräsen-
tativen Blätter aus dem Turnierbuch Hans
Burgkmayrs d. J., denen ähnlich, die sein
Vater für Kaiser Maximilian gemalt hat. Von
einem unbekannten österreichischen Künstler
um 1500 stammen drei Miniaturen aus einem
Codex, der sich in der Nationalbibliothek in
Wien befindet. Es sind Darstellungen von
Schußheiligen aus der „Sipp-, Mag- und
Schwägerschaft des Kaisers Maximilians I.",
dem wir hier immer wieder begegnen. Die
ganze Folge diente als Vorlage für den
gleichnamigen Holzschnitt-Zyklus, der von
Leonhard Beck in Augsburg geschnitten
wurde. Für das Jagdschloß desselben großen
Kaisers in Lermoos sind die achtzehn von
Jörg Breu d. Ä. gezeichneten (1516) Scheiben-
risse bestimmt gewesen, welche die Kriege
des Kaisers verherrlichen.
Erwähnenswert sind auch die in Deck-
malerei ausgeführfen Teile aus dem Einzug
Kaiser Maximilians II. im Jahre 1570 in Nürn-
berg mit ihren zahllosen Porträts von Jost
Amman, der auch sonst — z. B. mit einem
Nürnberger Patrizierturnier — gut vertreten
ist.
Den Glanzpunkt bilden die Donau-
meister. Warum entschließt sich München
nicht, einmal das Erreichbare dieser Schule
an Werken der Malerei, der Zeichnung, des
Holzschnittes und der Äßkunst, nicht zu ver-
gessen der Plastik (Leinberger!}, in einer
großen Schau zu vereinigen? Es wäre eine
Schau, die des internationalen Interesses
sicher wäre! L. F. F.

Der Buchholzschnitt im
XV. Jahrhundert
Von C. DalLanne

Das hervorragende Werk von Schrei-
ber über den Buchholzschnift im 15. Jahr-
hundert in Original-Beispielen*) ist in der-
selben Idee wie die während der Jahre 1927
bis 1928 von Geh. Rat Prof. Dr. Konrad
Haebler in fünf Bänden herausgegebene
Publikation verfaßt und vervollständigt diese
sozusagen.
In seinem Werk: Der deutsche, italienische
und westeuropäische Wiegendruck in Original-
Beispielen, hat Prof. Haebler die Typen, die
in den Inkunabeldrucken der verschiedenen
Länder vorkommen, in ihren wesentlichsten
Erscheinungsformen beschrieben, sowie jedes
Originalblatt, das seine Arbeit illustriert, mit
einem eigenen Hinweis auf sein Typenregister
versehen.
Prof. Schreiber ist bei Abfassung seiner
Arbeit in etwas anderer Weise vorgegangen.

wie künstlerischen Verfall der illustrierten In-
kunabeln, und zwar in der Weise, daß von
topographischem Gesichtspunkt ausgehend
jede Stadt, in der Formschnitte zu Illustra-
tionszwecken angefertigt wurden, zur kunst-
geschichtlichen Betrachtung herangezogen
wird. Dergestalt enthält das Werk die Syn-
these von Prof. Schreibers berühmter Arbeit
über die Formschnitie und die mit Form-
schnitten versehenen Bücher des XV. Jahr-
hunderts und seßt damit gewissermaßen den
Schlußstein zu seiner Arbeit.
In einem kurzen Vorwort gibt der Autor
über die Herstellung illustrierter Bücher im
XV. Jahrhundert Aufschluß. Da es dem
Drucker seinerzeit unmöglich war, die nötigen
Geldmittel zur Herstellung der Holzschnitt-
blöcke — deren Anzahl zudem oftmals eine
sehr große war — aufzubringen, sah er sich
genötigt, einen Teil-
haber aufzunehmen, der
die Sache finanzierte.
Die für die Offizinen
arbeitenden mehr oder
weniger geschickten
Xylographen waren le-
diglich Handwerker, die
nach Modellen arbeite-
ten, welche sie vom
Zeichner (dem eigent-
lichen Künstler) erhiel-
ten, es sei denn, daß
sie einfach Holzschnitte
kopierten, die früher
bereits im Druck er-
schienen waren. Die un-
stete Lebensart vieler
Drucker ließ sie oft von
Ort zu Ort wandern. Da
nun die Xylographen
selbstverständlich nicht
alle in ein und derselben
Stadt wohnten, ist es
erklärlich, daß man die
in einem Buch verwen-
deten Holzschnitte bald
in diesem, bald in jenem
Ort in verschiedenen
Drucken auftauchen
sieht; das Illustrations-
material konnte ja ver-
liehen, verpfändet oder
nach einem Konkurs
oder einem Todesfall
gekauft werden.
Der Autor ist der Mei-
nung, daß sich die Xylo-
graphen des Pauspa-
piers bedienten, um ihre
Verzeichnungen auf das
Holz zu übertragen; ich
habe schon an anderer
Stelle darauf hingewie-
sen, daß ich glaube.


Albrecht Dürer, Das Männerbad
Le bain des hommes — The men's bath
Holzschnitt — Gravüre sur bois — Woodcut
Lager-Katalog XXX, Nr. 197
Gutekunst & Klipstein, Bern

daß die Zeichnung im-
mer direkt auf denHolz-
block ausgeführt wurde,
oder aber, daß die ko-
pierten Schnitte, sei es
recto, sei es verso,
aufgeklebt wurden.
- Buchdruckerkunst stand in
Deutschland, auch die Buchillustration ist
deutschen Ursprungs. Am 14. Februar 1461
veröffentlicht Albert Pfister in Bamberg
Döner s „Edelstein“ mit 101 Holzschnitten. Zu-
erst druckte er den Text und zog hierauf die
Holzschnitte in die für sie freigelassenen
Spatien ab. Dieses Verfahren stimmte mit
dem von den Kopisten angewandten überein,
die auch in den von ihnen verfertigten Manu-
skripten die Stellen, welche nachträglich illu-
miniert werden sollten, frei ließen. Für Pfister
bestand anfänglich die Schwierigkeit darin,
daß sich zwischen Holzstöcken und der Kegel-
höhe der Typen Unebenheiten ergaben; aber

Die Illustration besteht hier ebenfalls aus
Originalen, außerdem ergänzen Textreproduk-
tionen von ^tilgesehichilich wichtigen Buch-
holzschnitten die wegen der Seltenheit der
Drucke im Original nicht beschafft werden
konnten das originale Abbildungsmaterial.
Der Text behandelt Ursprung, Entwicklung so-
*7W. L. Schreier, Der Buchholz-
schnitt in» P- Jahrhundert in Origi-
nal - B 6 i p 1 e 1 e n- 55 Jnkunabelnroben deut-
scher, .schweizer n^derkndiseher, tsehSher und
italienischer l resseP/,„ „ n„ Le n , Weiß & Co
Antiquariat,■ Groß Folio. 8g S. beschrei-
bender Text mit 57 lUüetratione.n. sowie 55 Original
Tafeln unter Passepartouts. (In Leinensten-
1500 M.)

Die Wiege der

deutschen Ursprungs.


Wcijs & Co. Antiquariat
Jliü nthn
ßarolinenplatj 1

Nachstehend verzeichnete Kataloge bitte ich kostenlos zu verlangen:

Katalog 68: Die deutsche Stadt in Wort und Bild 2015 Nummern
Katalog 69: Drucke des 15.:—17. Jahrhunderts . .1140 Nummern
Katalog 70: Musik und Theater. Musikal. Seltenheiten 2124 Nummern
Katalog 7i: Deutsche Literatur.2412 Nummern
Katalog 73: Kunstgeschtl. Kunstgewerbe, Bibliophilie 3079 Nummern
Katalog 74: Kriegs wissenseh., Weltkrieg, Revolution 2908 Nummern
Katalog 75: Neuerwerbungen aus dem Gesamtgebiet der Geistes- und
Naturwissenschaften 2740 Nummern
Katalog 76: Neuerwerbungen: Geographie, Geschichte, Militaria, Kul-
turgesch. Literatur, Germanistik, Sprachwissensch. Sla-
vica, Soziale Politik. 1080 Nummern
Katalog 77: Kultur- und Sittengeschichte 958 Nummern

ßiete an:
ZINNFIGUREN-SAMMLUNG
eines bedeutenden Sammlers und hervorragenden Kenners.
Schätzungsweise 8500 Flachfiguren vom letzten Viertel des 18. Ja hrhunderts bis
auf die Gegenwart; geordnet nach ihren Herstellungsorten und innerhalb derselben
nach den verschiedenen Zinngießer-Offlzinen und Graveuren, zum großen Teil noch
in den alten Originalpackungen.
Interessenten wollen sich mit mir in Verbindung setzen!
Der eigentliche Wert dieser Sammlung beruht darin, daß hier in jahrzehntelanger
Arbeit nach museologischen Gesichtspunkten verfahren worden ist, um die Zinnfiguren
zum Gegenstände erster wissenschaftl. Forschung zu machen. Die Kollektion dürfte
bei der Seltenheit der älteren Typen schwerlich wieder in solcher Fülle, Vollständigkeit
und Schönheit zusammengebracht werden.
Wenn auch Originalgüsse aus dem 18. Jahrhundert (Hilpert, Kuhn u. a.) keinesfalls
fehlen, so liegt doch das Schwergewicht dieser Sammlung auf der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts. Als Hauptvertreter des Faches neben den berühmten Nürnberger
Zinnfigurengießern (Allgeyer, Ammon, Heinrichsen) sind hier insbesondere auch die
tonangebenden alten Berliner (Haselbach, Söhlke), Hannoveraner (Dubois), Braun-
schweiger (Deneke, Wegmann), Göttinger (Weygang) und zahlreiche andere Firmen und
Werkstätten auf das trefflichste und wirkungsvollste vertreten. Besonders seien die
eigenartigen, höchst volkstümlichen Würzburger Figuren von Martin und Anton Rückert
hervorgehoben. Und zu den bekannten Verfassern dieser kleinen Kunstwerke, die viel-
fach auf der Fußplatte, dem „Weg“, mit vollem Namen oder einem Monogramm signiert
haben, gesellt sich die große Schar der bisher noch im Dunkel bleibenden Gießer und
Graveure. Denn die Forschung über dieses eigenartige, in seiner Mannigfaltigkeit,
Lebendigkeit und Farbigkeit so überaus reizvolle Gebiet an der Grenze zwischen Kunst
und Gewerbe ist bisher über die Anfänge kaum hinausgekommen, verdiente aber gerade
vom Standpunkte der Volkskunde aus eifrig gepflegt und fortentwickelt zu werden.
Und bei dieser ganzen, weitverzweigten Produktion haben wir es nicht etwa ledig-
lich mit der Soldateska aller Zonen und aller Waffengattungen zu tun, wenn auch diese
Spezies vorherrschen. Gerade diese Sammlung zeigt vielmehr mit Deutlichkeit, wie
schon frühzeitig und andauernd immer neue Kreise menschlicher Betätigung in das
Bereich dieser Kleinkunst einbezogen worden sind. Gartenvergnügen, Jahrmarkts-
treiben, Zirkuswesen, Jagden, Hühnerhöfe, Hochzeits- und andere Feste, Schiffahrt,
Feuerwehr und hundert andere Dinge. Durch deren oft feine und künstlerische Wieder-
gabe in bemalten Zinngüssen, lehrreich und gefällig zugleich, ersteht eine ganze Welt
im Kleinen vor uns, die durch mancherlei Aufschreibungen des einzigen Sammlers und
hervorragenden Kenners ihre nähere Erläuterung findet.
LUDWIG RICHTER (1803-84) „Am Brunnen“
Links plaudert ein Mädchen mit Krug am erhöhten Brunnen im Schatten eines
mächtigen Baumes mit einem Hirten. Ein klares Wasser plätschert, umwuchert von
üppigem Gebüsch. Rechts zieht eine Herde auf steinigem Pfade dahin. Im Hintergründe der
weiten Landschaft das Gebirge. 20,5 : 28,5 cm. Im reichverzierten Goldrahmen der Zeit.
RM 2 500.—
öl auf Pappe. Rechts unten mit „L. R.“ bezeichnet. Das stimmungsvolle prächtige
Bild, während des Rom-Aufenthaltes 1823—25 gemalt, stammt aus altem Dresdner
Familienbesitz.
Rudolph Hönisch,Buchhandlung u. Antiquariat
Leipzig S. 3, Gustav-Freytag-Straße 40
 
Annotationen