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WELTKUNST
Jahrg. IV, Nr. 50 vom 14. Dezember 19-30
es* von Uel>eatoll
Die Große persische
Ausstellung in London
Wie wir in Nr. 48 der „Welfkunsf" bereits
erwähnten, nimmt Deutschland an der Großen
persischen Ausstellung im Burlington House
in London mit einer ganzen Reihe von Werken
aus Museumsbesiß teil. Aus dem Kaiser-
Friedrich-Museum und dem Schloßmuseum,
aus dem Nafional-Museum-München, aus den
Museen von Dresden, Düsseldorf, Gotha,
Hamburg, Karlsruhe, Kiel und Stuttgart wer-
den Leihgaben für diese umfassende Schau
persischer Kuns! zur Verfügung gestellt
werden.
Die Perser haben auf vier Flugpostlasien
Schäfee aus Bibliotheken, Museen und
Religuienschreine ihrer Heiligtümer gesandt,
so z. B. einen Seidenteppich vom Grabe
Abbas II. Der Louvre sendet einen Teil des
Bogenschüßenfrieses aus dem Palast des
Darius 1. Die berühmte Teppichsammlung
des österreichischen Museums, das Historische
Museum in Moskau, englische und amerika-
nische Privatsammlungen — alle stellen ihre
Schäle dieser beispiellosen Ausstellung zur
Verfügung.
Die Weimarer
„Ausgewiesenen44 in Erfurt
Das Thüringische Ministerium für Volks-
bildung hat die in Nr. 47 der „Welfkunsf“ ge-
meldete Entfernung der modernen Bilder aus
dem Weimarer Schloßmuseum damit begrün-
det, daß die betroffenen Künstler in ihrer
Kunst „nichts gemeinsam haben mit nordisch-
deutschem Wesen, sondern sich darauf be-
schränken, das ostische oder sonst minder-
rassige Untermenschentum darzustellen".
Dieser Angriff auf das Ansehen der Künstler
— es sind Namen von internationalem Ruf, wie
Klee, Feininger, Barlach, Lehmbruck, Marc,
Kokoschka, Dix, Schmidt-Rottluff, Crodel u. a.
dabei — ist von der deutschen Presse fast
aller politischen Schattierungen mit Recht zu-
rückgewiesen worden. Nunmehr haben die
lebenden Künstler ihre Weimarer Leihgaben,
die eine besonders sorgfältig gewählte
Sammlung zeitgenössischen Schaffens dar-
stellen, dem Direktor des Erfurter Mu-
seums, Dr. Kunze, auf seine Bitte hin zur
Verfügung gestellt. Die Bilder sind bereits
in den modernen Sammlungsräumen des Er-
furter Museums gehängt und damit erfreu-
licherweise wieder öffentlich zugänglich ge-
worden. Dr. Di—,
Moderne Kunst in Prag
Aus Prag wird uns gemeldet, daß eine
Reihe von Sammlern und Amateuren sich zu-
sammengeschlossen haben, um daselbst eine
Kunsthandlung für moderne Kunst zu er-
richten. Dieselbe soll den Namen Europäische
Galerie tragen und wird ihre Ausstellungen im
Januar im Gebäude der Donau-Versicherungs-
gesellschaft in der Nationalstraße eröffnen.
Die Galerien Flechtheim in Berlin und Düssel-
dorf sowie die Galerie Nierenstein in Wien
haben durch Beteiligung an dem Unter-
nehmen maßgebenden Einfluß auf dasselbe
gewonnen.
Italienische Kronprinzessin
unterstützt Studenten
der Kunstgeschichte
Die Prinzessin Marie Jose von Piemont geb.
Prinzessin von Belgien, hat eine Stiftung mit
der Summe errichtet, die ihr anläßlich ihrer
Verheiratung mit dem Kronprinzen von Italien
vom belgischen Volk überreicht wur'1'- Aus
dieser Stiftung werden Stipendien . Stu-
denten der Kunstgeschichte Italiens und
Belgiens verteilt werden, und zwar so,
daß den italienischen Studenten eine ein-
gehende Kenntnis der Kunst Belgiens und um-
gekehrt ermöglichf wird.
Ausgrabungen in Athen
Ein amerikanisches archäologisches Institut
beginnt nunmehr mit dem Abreißen der Wohn-
häuser auf dem Forum in Athen, nachdem die
Miftel aufgebracht worden sind, um die etwa
800 dort wohnenden Familien anderweitig
unterzubringen. Vor allem soll die Agora, der
Versammlungsplaß der alten Athener, ausge-
graben werden. Man schäßf die Dauer der
gesamten Arbeiten auf 20 Jahre.
W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennestr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten
V ereinigung
der Antiquitäten- und
Kunsthändler Wiens
In der unter Vorsiß des Präsidenten, Kom-
merzialrates Rudolf Berger, abgehaltenen
Ausschußsißung wurde die Frage der Händ-
lerauktionen eingehend erörtert. Nach
Darlegung der Rechtslage durch Sekretär Dr.
Paneth und nach Diskussion der Aufnahme
derartiger Versteigerungen durch das Publi-
kum wurde beschlossen, die Erledigung dieser
Angelegenheit einem aus den Herren Kom-
merzialrat Rudolf Berger, Edwin Großmann,
Albert Kende und Oberstleutnant Schwörer
bestehenden Komitee zu übertragen.
Auch die Frage der Versteigerung von
Händlerwaren in Wohnungsauktionen
wurde neuerlich behandelt. Schließlich wurde
auch über die zur Ermäßigung der Feil-
bietungsabgabe und zur Heraufseßung
der luxussteuerfreien Werfgrenze unter-
nommenen Schritte berichtet.
Zwei österreichische
Architekten 60 Jahre alt
Josef Hoffmann und Adolf Loos — es ist
sicher äußerst selten, daß diese zwei Ex-
ponenten österreichischer Baukunst in einem
auch noch so losen Zusammenhang genannt
werden können. Eins haben beide gemein-
sam — beide sind genial — Hoffmann nach
der positiven, Loos nach der negativen Seite
— und beide sind fast ganz gleich alt. Loos
ist am 10. Dezember 60 Jahre geworden —
Hoffmann wird es am 15. Dezember. Die
Schöpfungen von Adolf Loos sind aus Oppo-
sition entstanden. Wenn sie oft gut gelangen,
wie z. B. Wiener Kaffeehäuser und Villen-
baufen, war er der wirkliche Künstler, der die
Freude am Widerspruch einen Augenblick
vergaß. Hoffmanns Arbeifen, wie in Döbling
und Hißing, sind immer schöpferisch gewesen
und geblieben. Die „Wiener Werkstätten“,
die er schuf, sind nur ein Symbol seiner Ein-
stellung zur idealen Zweckmäßigkeit. Wäh-
rend der eine aus der Polemik Kräfte holte
zu aufbauender Arbeit, fand der andere diese
Kräfte aus dem überragenden Reichtum seines
Genius. Während Josef Hoffmann über den
großen Aufgaben seiner Bauten die Kleinkunst
der Möbel, Stoffe, Keramiken nicht vergaß, mit
den Erzeugnissen seiner Werkstätten seine
Häuser vollkommen einrichfen konnte, und so
ungeahnte Einheitlichkeit schuf, hat Adolf Loos
bei seiner negativen Einstellung immer wieder
große Einzelleistungen zu verzeichnen, aber
in dem Zickzack einer unbefriedigten Entwick-
lungslinie. v. Oe.
Hugo Steiner-Prag
50. Geburtstag
Der bekannte Buchkünstler Hugo Steiner-
Prag ist am 12. Dezember 50 Jahre alt ge-
worden. 1880 in Prag g’eboren, kam er nach
seiner Studienzeit an den Akademien Piag
und München schon als 27jähriger an die Leip-
ziger Akademie als Lehrer, der er bis heute
treu geblieben ist. Sehr großen Gewinn hat
das Buchgewerbe diesem Künstler zu ver-
danken, der bis ins kleinste Detail das Buch
harmonisch zu gestalten weiß. Ganze Ver-
lagsanstalten tragen in ihren Schöpfungen den
Charakter künstlerisch hochwertiger Aus-
stattung, die Steiner entwarf, entwickelte und
zu einem Niveau erhob, das deutscher Arbeit
in der Welt Anerkennung verschafft hat.
Sir Otto Beit t
In London starb am 7. Dezember im Alter
von 65 Jahren der bekannte Großindustrielle
und Kunstsammler Sir Otto Beit, der sich auch
in der breiteren Öffentlichkeit durch mancherlei
philantropische Veranstaltungen einen Namen
gemacht hat. Er hatte weitreichende intellek-
tuelle Interessen, die er u. a. auch durch die
Stiftung einer deutschen Bibliothek für die
Universität Cambridge betätigte. M.
Probleme heutiger Malerei
Im Hörsaal der Staatlichen Kunstbibliothek,
Berlin, Prinz-Albrecht-Straße 7 a, finden sechs
Lichtbilder-Vorträge statt, in denen Probleme
der heutigen Malerei behandelt werden. Die
Einleitung macht Prof. Dr. Curt Glaser am
19. Januar mit einem Vortrag über „Die Vor-
ausseßungen des Neuen Stils“. Dann folgen
die weiteren Vorträge: Prof. Dr. AI. Dörner,
Hannover, über „Die neue Raumvorsfellung"
(am 26. Januar), — Dr. Will Grohmann,
Dresden, über: „Der Gegenstand in der neuen
Malerei“ (am 2. Februar), — Dr. Alois J-
Schar dt, Halle a. S., über: „Das Natur-
vorbild“ (am 9. Februar), — Dr. Gotthard
Jedlicka, Paris, über „Surrealismus“ (am
16. Februar), schließlich Dr. Franz Roh,
München, über „Mechanismus und Organis-
mus“ (am 23. Februar). — Die Vorträge finden
jeweils um 8 Uhr abends statt.
UNTER KOLLEGEN
„Jedesmal, wenn ich mich ans Klavier
seße, fängt dieser Bengel an zu schreien."
„Unmöglich, sollte er wirklich schon so
musikalisch sein?"
MALMEDE s GEISSENDÖRFER
KÖLN a. Rh.
Unter Sachsenhausen 33
Antike Möbel vom öis 18. Jahrhundert
Tapisserien, Plastik, Gemälde,Porzellane
altes hochwertiges Kunstgewerbe
jeder Art
J.& S. Goldschmidt
J Ci j J/j"
ViktbriastraB« 3-4
PARIS KEW YORK
UHbls, SXat® ö’^aagSas T3©, Avanue
KaisentäraSe 3.S
Clodion: Bacchantengruppe — Bacchant et bacchante
Terracotta — Terre cuite: H. 36 cm — Collection M. T. D. ; . — Kat. Nr. 91
Versteigerung — Vente—Sale: Paris, Galerie Georges Petit (Mes F. Lair Dubreuil, H. Baudoin,
MM. J. Feral, R.-Cl. Catroux, Mannheim), 1. Dezember 1930
Brachte — adjuge — sold: 90500 fr.
Direktion und Schriftleitung: Dr. J. T. o n S a x e. Redaktion: Dr. Eckart von Sydow, Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. —f
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag be*m WeltKunst-Verlag. Inseratentarif au
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiserNachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwor-
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt.Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H.S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW 19.
WELTKUNST
Jahrg. IV, Nr. 50 vom 14. Dezember 19-30
es* von Uel>eatoll
Die Große persische
Ausstellung in London
Wie wir in Nr. 48 der „Welfkunsf" bereits
erwähnten, nimmt Deutschland an der Großen
persischen Ausstellung im Burlington House
in London mit einer ganzen Reihe von Werken
aus Museumsbesiß teil. Aus dem Kaiser-
Friedrich-Museum und dem Schloßmuseum,
aus dem Nafional-Museum-München, aus den
Museen von Dresden, Düsseldorf, Gotha,
Hamburg, Karlsruhe, Kiel und Stuttgart wer-
den Leihgaben für diese umfassende Schau
persischer Kuns! zur Verfügung gestellt
werden.
Die Perser haben auf vier Flugpostlasien
Schäfee aus Bibliotheken, Museen und
Religuienschreine ihrer Heiligtümer gesandt,
so z. B. einen Seidenteppich vom Grabe
Abbas II. Der Louvre sendet einen Teil des
Bogenschüßenfrieses aus dem Palast des
Darius 1. Die berühmte Teppichsammlung
des österreichischen Museums, das Historische
Museum in Moskau, englische und amerika-
nische Privatsammlungen — alle stellen ihre
Schäle dieser beispiellosen Ausstellung zur
Verfügung.
Die Weimarer
„Ausgewiesenen44 in Erfurt
Das Thüringische Ministerium für Volks-
bildung hat die in Nr. 47 der „Welfkunsf“ ge-
meldete Entfernung der modernen Bilder aus
dem Weimarer Schloßmuseum damit begrün-
det, daß die betroffenen Künstler in ihrer
Kunst „nichts gemeinsam haben mit nordisch-
deutschem Wesen, sondern sich darauf be-
schränken, das ostische oder sonst minder-
rassige Untermenschentum darzustellen".
Dieser Angriff auf das Ansehen der Künstler
— es sind Namen von internationalem Ruf, wie
Klee, Feininger, Barlach, Lehmbruck, Marc,
Kokoschka, Dix, Schmidt-Rottluff, Crodel u. a.
dabei — ist von der deutschen Presse fast
aller politischen Schattierungen mit Recht zu-
rückgewiesen worden. Nunmehr haben die
lebenden Künstler ihre Weimarer Leihgaben,
die eine besonders sorgfältig gewählte
Sammlung zeitgenössischen Schaffens dar-
stellen, dem Direktor des Erfurter Mu-
seums, Dr. Kunze, auf seine Bitte hin zur
Verfügung gestellt. Die Bilder sind bereits
in den modernen Sammlungsräumen des Er-
furter Museums gehängt und damit erfreu-
licherweise wieder öffentlich zugänglich ge-
worden. Dr. Di—,
Moderne Kunst in Prag
Aus Prag wird uns gemeldet, daß eine
Reihe von Sammlern und Amateuren sich zu-
sammengeschlossen haben, um daselbst eine
Kunsthandlung für moderne Kunst zu er-
richten. Dieselbe soll den Namen Europäische
Galerie tragen und wird ihre Ausstellungen im
Januar im Gebäude der Donau-Versicherungs-
gesellschaft in der Nationalstraße eröffnen.
Die Galerien Flechtheim in Berlin und Düssel-
dorf sowie die Galerie Nierenstein in Wien
haben durch Beteiligung an dem Unter-
nehmen maßgebenden Einfluß auf dasselbe
gewonnen.
Italienische Kronprinzessin
unterstützt Studenten
der Kunstgeschichte
Die Prinzessin Marie Jose von Piemont geb.
Prinzessin von Belgien, hat eine Stiftung mit
der Summe errichtet, die ihr anläßlich ihrer
Verheiratung mit dem Kronprinzen von Italien
vom belgischen Volk überreicht wur'1'- Aus
dieser Stiftung werden Stipendien . Stu-
denten der Kunstgeschichte Italiens und
Belgiens verteilt werden, und zwar so,
daß den italienischen Studenten eine ein-
gehende Kenntnis der Kunst Belgiens und um-
gekehrt ermöglichf wird.
Ausgrabungen in Athen
Ein amerikanisches archäologisches Institut
beginnt nunmehr mit dem Abreißen der Wohn-
häuser auf dem Forum in Athen, nachdem die
Miftel aufgebracht worden sind, um die etwa
800 dort wohnenden Familien anderweitig
unterzubringen. Vor allem soll die Agora, der
Versammlungsplaß der alten Athener, ausge-
graben werden. Man schäßf die Dauer der
gesamten Arbeiten auf 20 Jahre.
W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennestr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten
V ereinigung
der Antiquitäten- und
Kunsthändler Wiens
In der unter Vorsiß des Präsidenten, Kom-
merzialrates Rudolf Berger, abgehaltenen
Ausschußsißung wurde die Frage der Händ-
lerauktionen eingehend erörtert. Nach
Darlegung der Rechtslage durch Sekretär Dr.
Paneth und nach Diskussion der Aufnahme
derartiger Versteigerungen durch das Publi-
kum wurde beschlossen, die Erledigung dieser
Angelegenheit einem aus den Herren Kom-
merzialrat Rudolf Berger, Edwin Großmann,
Albert Kende und Oberstleutnant Schwörer
bestehenden Komitee zu übertragen.
Auch die Frage der Versteigerung von
Händlerwaren in Wohnungsauktionen
wurde neuerlich behandelt. Schließlich wurde
auch über die zur Ermäßigung der Feil-
bietungsabgabe und zur Heraufseßung
der luxussteuerfreien Werfgrenze unter-
nommenen Schritte berichtet.
Zwei österreichische
Architekten 60 Jahre alt
Josef Hoffmann und Adolf Loos — es ist
sicher äußerst selten, daß diese zwei Ex-
ponenten österreichischer Baukunst in einem
auch noch so losen Zusammenhang genannt
werden können. Eins haben beide gemein-
sam — beide sind genial — Hoffmann nach
der positiven, Loos nach der negativen Seite
— und beide sind fast ganz gleich alt. Loos
ist am 10. Dezember 60 Jahre geworden —
Hoffmann wird es am 15. Dezember. Die
Schöpfungen von Adolf Loos sind aus Oppo-
sition entstanden. Wenn sie oft gut gelangen,
wie z. B. Wiener Kaffeehäuser und Villen-
baufen, war er der wirkliche Künstler, der die
Freude am Widerspruch einen Augenblick
vergaß. Hoffmanns Arbeifen, wie in Döbling
und Hißing, sind immer schöpferisch gewesen
und geblieben. Die „Wiener Werkstätten“,
die er schuf, sind nur ein Symbol seiner Ein-
stellung zur idealen Zweckmäßigkeit. Wäh-
rend der eine aus der Polemik Kräfte holte
zu aufbauender Arbeit, fand der andere diese
Kräfte aus dem überragenden Reichtum seines
Genius. Während Josef Hoffmann über den
großen Aufgaben seiner Bauten die Kleinkunst
der Möbel, Stoffe, Keramiken nicht vergaß, mit
den Erzeugnissen seiner Werkstätten seine
Häuser vollkommen einrichfen konnte, und so
ungeahnte Einheitlichkeit schuf, hat Adolf Loos
bei seiner negativen Einstellung immer wieder
große Einzelleistungen zu verzeichnen, aber
in dem Zickzack einer unbefriedigten Entwick-
lungslinie. v. Oe.
Hugo Steiner-Prag
50. Geburtstag
Der bekannte Buchkünstler Hugo Steiner-
Prag ist am 12. Dezember 50 Jahre alt ge-
worden. 1880 in Prag g’eboren, kam er nach
seiner Studienzeit an den Akademien Piag
und München schon als 27jähriger an die Leip-
ziger Akademie als Lehrer, der er bis heute
treu geblieben ist. Sehr großen Gewinn hat
das Buchgewerbe diesem Künstler zu ver-
danken, der bis ins kleinste Detail das Buch
harmonisch zu gestalten weiß. Ganze Ver-
lagsanstalten tragen in ihren Schöpfungen den
Charakter künstlerisch hochwertiger Aus-
stattung, die Steiner entwarf, entwickelte und
zu einem Niveau erhob, das deutscher Arbeit
in der Welt Anerkennung verschafft hat.
Sir Otto Beit t
In London starb am 7. Dezember im Alter
von 65 Jahren der bekannte Großindustrielle
und Kunstsammler Sir Otto Beit, der sich auch
in der breiteren Öffentlichkeit durch mancherlei
philantropische Veranstaltungen einen Namen
gemacht hat. Er hatte weitreichende intellek-
tuelle Interessen, die er u. a. auch durch die
Stiftung einer deutschen Bibliothek für die
Universität Cambridge betätigte. M.
Probleme heutiger Malerei
Im Hörsaal der Staatlichen Kunstbibliothek,
Berlin, Prinz-Albrecht-Straße 7 a, finden sechs
Lichtbilder-Vorträge statt, in denen Probleme
der heutigen Malerei behandelt werden. Die
Einleitung macht Prof. Dr. Curt Glaser am
19. Januar mit einem Vortrag über „Die Vor-
ausseßungen des Neuen Stils“. Dann folgen
die weiteren Vorträge: Prof. Dr. AI. Dörner,
Hannover, über „Die neue Raumvorsfellung"
(am 26. Januar), — Dr. Will Grohmann,
Dresden, über: „Der Gegenstand in der neuen
Malerei“ (am 2. Februar), — Dr. Alois J-
Schar dt, Halle a. S., über: „Das Natur-
vorbild“ (am 9. Februar), — Dr. Gotthard
Jedlicka, Paris, über „Surrealismus“ (am
16. Februar), schließlich Dr. Franz Roh,
München, über „Mechanismus und Organis-
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jeweils um 8 Uhr abends statt.
UNTER KOLLEGEN
„Jedesmal, wenn ich mich ans Klavier
seße, fängt dieser Bengel an zu schreien."
„Unmöglich, sollte er wirklich schon so
musikalisch sein?"
MALMEDE s GEISSENDÖRFER
KÖLN a. Rh.
Unter Sachsenhausen 33
Antike Möbel vom öis 18. Jahrhundert
Tapisserien, Plastik, Gemälde,Porzellane
altes hochwertiges Kunstgewerbe
jeder Art
J.& S. Goldschmidt
J Ci j J/j"
ViktbriastraB« 3-4
PARIS KEW YORK
UHbls, SXat® ö’^aagSas T3©, Avanue
KaisentäraSe 3.S
Clodion: Bacchantengruppe — Bacchant et bacchante
Terracotta — Terre cuite: H. 36 cm — Collection M. T. D. ; . — Kat. Nr. 91
Versteigerung — Vente—Sale: Paris, Galerie Georges Petit (Mes F. Lair Dubreuil, H. Baudoin,
MM. J. Feral, R.-Cl. Catroux, Mannheim), 1. Dezember 1930
Brachte — adjuge — sold: 90500 fr.
Direktion und Schriftleitung: Dr. J. T. o n S a x e. Redaktion: Dr. Eckart von Sydow, Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. —f
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag be*m WeltKunst-Verlag. Inseratentarif au
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiserNachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwor-
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt.Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H.S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW 19.