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Vorwort

Das Interesse des modernen Publikums, soweit es überhaupt mit
bildender Kunst Fühlung nimmt, scheint sich heutzutage wieder mehr
den eigentlich künstlerischen Fragen zuwenden zu wollen. Man ver-
langt von einem kunstgeschichtlichen Buche nicht mehr bloss die bio-
graphische Anekdote oder die Schilderung der Zeitumstände, sondern
möchte etwas erfahren von dem, was Wert und Wesen des Kunst-
werks ausmacht; man greift begierig nach neuen Begriffen, denn die
alten Worte wollen den Dienst nicht mehr thun, und die gänzlich bei-
seite geschobene Ästhetik fängt wieder an, die Aufmerksamkeit auf
sich zu ziehen. Ein Buch wie Adolf Hildebrands »Problem der Form«
ist wie ein erfrischender Regen auf dürres Erdreich gefallen. Endlich
einmal neue Handhaben, der Kunst beizukommen, eine Betrachtung,
die nicht nur in der Breite neuen Materials sich ausdehnt, sondern ein
Stück weit in die Tiefe führt.

Der Künstler, der diese jetzt viel citierte Schrift verfasste, hat
unsern kunstgeschichtlichen Bemühungen ein stachliges Kränzlein darin
gewunden. Die historische Betrachtungsweise, sagt er, hat dazu geführt,
mehr und mehr die Unterschiede und den Wechsel der Kunstäusserungen
in den Vordergrund zu bringen; sie behandelt die Kunst als Ausfluss
der verschiedenen Individuen als Persönlichkeiten, oder als Erzeugnis
der verschiedenen Zeitumstände und nationalen Eigentümlichkeiten.
Daraus erwächst die falsche Auffassung, als handle es sich bei der
Kunst vor allem um die Beziehung zum Persönlichen und zu den nicht
künstlerischen Seiten des Menschen, und jedes Wertmass für die Kunst
 
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