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III. Die neue Bildform.

Von der neuen Art der Darstellung der Dinge soll in diesem
letzten Kapitel gehandelt werden. Wir meinen die Art, wie das ge-
gebene Objekt für das Auge als Bild zurecht gemacht wird, wobei der
Begriff »Bildform« eine Anwendung auf das ganze Gebiet der sehbaren
Künste gestattet. Es liegt auf der Hand, dass die neuen Körper- und
Bewegungsgefühle, wie sie soeben dargelegt worden sind, auch in der
Bildgestaltung sich geltend machen müssen, dass die Begriffe des
Ruhigen, Grossen, Gewichtigen im Bildeindruck, unabhängig von dem
besonderen Stoff der Darstellung, bestimmend hervortreten werden.
Damit sind aber die Momente der neuen Bildform nicht erschöpft; es
treten andere dazu, die aus den vorausgegangenen Bestimmungen nicht
entwickelt werden können, Momente ohne Gefühlston, Resultate der
blossen vollkommeneren Ausbildung des Sehens. Es sind die eigent-
lich künstlerischen Prinzipien: die Klärung des Sichtbaren und die Ver-
einfachung der Erscheinung einerseits und dann das Verlangen nach
immer inhaltsreicheren Anschauungskomplexen andererseits; das Auge
will mehr bekommen, weil seine Fähigkeit des Aufnehmens bedeutend
erhöht ist, zugleich aber vereinfacht und klärt sich das Bild, insofern
die Dinge augengerechter gemacht sind. Und dazu kommt dann noch
ein drittes: das Zusammensehen der Teile, die Fähigkeit, das Viele in
der Anschauung einheitlich zusammenzufassen, was sich mit dem Willen
nach einer Komposition verbindet, wo jeder Teil des Ganzen an seiner
Stelle als notwendig empfunden wird.

Man kann über diese Materien nur entweder sehr ausführlich oder
sehr kurz, d. h. in blossen Überschriften reden, mit einer mittleren
Breite möchte der Leser mehr ermüdet als aufgeklärt werden. Ich
habe das zweite gewählt, da die kurze Darstellung allein in den Rahmen
dieses Buches passt. Wenn das Kapitel darum nur unbeträchtlich aus-
sieht, so mag dem Autor die Bemerkung erlaubt sein, dass es trotz-
dem nicht schnell geschrieben worden ist und dass es überhaupt be-
 
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