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Die neue Schönheit.

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nicht in die Sackgasse eines nachempfundenen antiken Klassizismus
hineinkomme. Und so wird man in der Umgebung Raffaels der
Antike zwar einen immer grösseren Spielraum gewährt finden, allein
das Höchste ist ganz unabhängig von ihr entstanden.

Es bleibt immer denkwürdig, dass die Architekten zu einer eigent-
lichen Reproduktion alter Bauten sich nie hergegeben haben. Die
römischen Ruinen mussten eindringlicher reden als je. Man verstand
jetzt ihre Einfachheit, denn man hatte die unbändige Zierlust selbst
überwunden. Man begriff ihre Maasse, denn man war selbst zu analogen
Proportionen gekommen und das geschärfte Auge verlangte nun auch
nach genauen Messungen. Man gräbt und in Raffael steckte ein
halber Archäologe. Man hat eine Entwickelung hinter sich und unter-
scheidet auch in der Antike verschiedene Perioden,1) aber trotz dieser
geläuterten Einsicht wird das Zeitalter nicht irre an sich selber, sondern
bleibt »modern« und aus der Blüte des archäologischen Studiums geht
der Barock hervor.

Venus. Copie nach dem Stich Marc Antons.

x) Vgl. hiezu den sogenannten »Bericht Raffaels« über die römischen Ausgrabungen (ab-
gedruckt u. a. bei Guhl, Künstlerbriefe I) und das überraschende Urteil Michelangelos über
die Bauperioden des Pantheon, wo er, so viel ich sehe, mit den modernsten Forschungen zu-
sammentrifft. (Vasari IV. 512 in der vita des A. Sansovino.)
 
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