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Die Xunst Mbrecht Dürers

Kreisen und die hochpathetische Stetle des Tagebuches, roo er ihn anruft,
hervorzutreten ats Streiter Christi, ist nicht bloß der Erguß eines wettfrem-
den Träumers gewesenD) Mit Augen und Ohren oerfolgte er die Ent-
wicktung der Dinge. Man hat sogar gemeint, seine Heimreise sei als Ftucht
vor der Jnquisition nötig geworden. —

Als ein ernster Mann ist Dürer nach Nürnberg zurückgekommen. Sein
Stit wird nun ganz einfach und sachtich und groß. Er ktagte getegentlich
Metanchthon, daß er sich früher zu sehr vom Reiz des Btoß-Sonderbaren
und der bunten Mannigsattigkeit habe gesangen nehmen tassen und daß er
jetzt erst seine Schwachheit erkenne.

Das große Pubtikum kennt aus dieser klassischen Epoche nur die vier
Apostel in München, die alterdings attes überragend dastehen, die Persön-
lichkeit Dürers würde aber woht wesentlich anders wirken, wenn auch noch die
anderen wohtvorbereiteten Bitder ausgeführt worden wären, ein Kreuzigungs-
bild und eine große santa oonvsrsa^ions, Kirchenbitder von feiertichster Art,
wie die deutsche Renaissance so wenige hat.

Und auch ein letzter Passionszpktus in großen Hotzschnitten ist nicht zustande
gekommen, der schönste von allen, weit Dürer jetzt so ganz in der Sache auf-
geht, ohne doch von den Mitteln der entwickelten Kunst irgend etwas aufzugeben.
(Nur das Abendmahl ist geschnitten worden, die anderen Szenen existieren bloß
in der Zeichnung und vollständig ist die Fotge offenbar nie gewesen.)

Porträts gibt es dagegen viele, mehr als aus der mittleren Periode. Die
Ausgabe hatte eine neue Bedeutung sür ihn bekommen. Es sind Meisterstücke
großer Anschauung, die sich mit der vollständigsten Einzetdurchbitdung verbindet.

Als Dürer einst von der itntienischen Reise zurückkani, nahm er als erste
Aufgabe das Probtem des schönen Menschen vor und matte die Figuren
von Adam und Eva; was dieser tetzten Periode die Signatur gibt, sind
die vier Apostel. Auch sie hat er ohne Bestellung gemacht, um sie nach-
her mit bedeutungsvotten Beischristen dem Rat der Stadt zu widmen. Er
sah das Ende der Tage vor sich, er warnt vor den salschen Propheten und
vor den Schriftgelehrten, die der Witwen Häuser fressen. Das Bleibende
ist das götttiche Wort, von dem nichts genommen und zu dem nichts hin-
zugetan werden darf. Darum sollen die Regenten hören auf diese Männer,
die er als große ethische Charaktersiguren, wie Bildsäuten, aufrichtet.

Daß Dürer im Herzen auf seiten der Reformation stand, ist mit vielen
Zeugnissen zu erhärten. Für Luther hatte er schvn 1520 in einem Brief
an Spatatin das gewichtige Wort, daß dieser christtiche Mann ihm aus

tz Kalkoff, Repertorimn 1897, S. 143 ff. und Repertorium 1904, S. 346 ff.
 
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