Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
40

Die Xunst Klbrecht Dürers

vorausgehenden als charakteristisch sür die zweite Hälste des Jahrhunderts
hervorheben zu rnüssen glaubten, rvürden nicht rnehr stimmen für das Nürn-
berg, in das Dürer nach seiner Heimkehr eintrat. Schon der eine Veit Stoß
sorgt dafür. Er kam 1496 nach langer Abrvesenheit aus dem Osten zu-
rück und reißt atsbald meitere Kreise in den Wirbelwind seiner stürmischen
Genialität hinein. Der bedächtige Adam Krasst erhebt sich Zu dem Schwung
des Pergenstorfferschen Grabmales und sucht sich selbst in der Landauerschen
Krönung nochmals zu überbieten, und für die gehaltene Monumentalität
Peter Vischers haben wir in den Grabmälern der Dome von Magdeburg (1495)
und Breslau (1496) die frühen und bezeichnenden Proben. Das ist keine
philiströse und rührselige Gesellschaft, schon sieht man die Vorstellung einer
höheren Menschenwürde da und dort auftauchen und der Horizont weitet sich
ins llnmeßbare, wenn man die intellektuellen Potenzen des gelehrten Nürn-
berg mit in Betracht ziehen will.

Jn diesem Kreise entwickelt Dürer seit 1495 eine sehr lebhafte und mannig-
saltige Tätigkeit. Das eigentliche Mnlerwesen ist dabei nur von zweiter Be-
deutung gegenüber den graphischen Arbeiten. Er entwirft die großen Holz-
schnittfolgen der Apokalypse und der Passion, ganz neu in der Technik und
von erstaunlicher Originalität der Auffassung; es sind populäre Veröffent-
lichungen, aber er verschweigt nicht, daß er italienische Kunst gesehen hat.
Er behandelt das Nackte, wie die Jtaliener es pflegten, in sorgfältig durch-
gezeichneten Stichen; er nimmt die antiken Historien der Humanisten unter
die Hände, mischt italienische Figur und romantische Landschaft eigener Er-
findung zu kuriosen Ensembles. Er will ganz modern sein und in diesem
Sinne bildete er in senen Jahren — vermutlich 1496 — sein Monogramm,
wie er es dann zeitlebens beibehalten hat, aus den lateinischen Buchstaben
und D.
 
Annotationen