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Die Kunst Klbrecht Dürers

slächigkeit und in einer Ver-
einfachung der Motive, die
fast ans Starre geht. Ver-
gleicht man aber gar die säu-
gende Mariavon 1503 (s. Abb.
S. 85), so ist der Unterschied
ungeheuer. Das Geradlinige
schlägt durch. Statt des male-
rischen Geflimmers große
schlichte Flächen. Die Forin
überall zur höchsten Deutlich-
keit durchgebildet. Auch die
Tränkoperation muß bis auf
den letzten Punkt aufgeklärt
sein. Was Wunders, wenn
dabei die Wärme des Jugend-
merks nicht ganz erhalten ge-
blieben ist.

Das Jahr 1520 endlich
bringt noch einmal zwei Ma-
rienstiche. Eine Maria mit
dem schlasenden Kind,
das, ganz inWindeln gehüllt,
sast nur noch als geometrische
Form wirkt (L. 38), und dann

«-ri- mit d-m »md »n d-- B-nst die andere mit dem krönen-

d en Engel, die weniger ent-
schieden im neuenStil durchgeführt ist, aber in der reinen Frontalität ihres hoch-
gehaltenen sugendlichen Jdealkopfes doch auch einen neuen Accent besitzt. Und
es macht einen sonderbaren Eindruck der weiße Kopf und das große Licht unten
am Rocke: als ob sie in einer Gewitternacht draußen säße und vom Blitz plötz-
lich erhellt würde. Flatternde Haare, kriechende Wolken, ein Engel mit hoch-
emporgeblähtem Gewand — und in dieser Umgebung ganz still und hoch das
lächelnde, allerdings herzlich leere Gesicht der Jungfrau, eine Jdealbildung im
Sinne der alten milden Schönheit. Eine Vorbildung dieses idealen Front-
kopfes haben wir in einem Gemalde der Augsburger Galerie von 1516; sehr
unangenehm, aber doch interessant als Absicht. Es ist ein konstruierter Kopf, H

0 Justi a. a. O. S. 42.
 
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