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Wolff, J. A.
Die St. Nicolai-Pfarrkirche zu Calcar, ihre Kunstdenkmäler und Künstler: archivalisch und archäologisch bearbeitet ; ein Beitrag zur niederrheinischen Kunstgeschichte des Mittelalters — Calcar, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.14704#0046
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Vorstand der Fraternität IT. L. Frau dem Meister Johann van Haldem die Anfertigung zweier Gruppen
für den Untersatz des Hoehaltarschroincs, „twe parckeü beneden in den voct van den kast opt hoighe
Altair to machen" und bewilligte dafür zum Meisterlohn den Betrag von 30 Goldguldcn, c. 720 M. unseres
Geldes. •— Ob er auch die dritte Gruppe hergestellt hat, wissen wir nicht. Nach Ausweis der Kirchcnrceh-
nung war van Haldern noch im J. 1511 in Calcar ansässig. Weitere Nachrichten über ihn fanden sich nicht.

12. Meister Derick Jeger.

Nachdem die Hauptbcstandtheilc des Hochaltar-Sehnitzwerks den oben genannten Meistern über-
tragen war, erhielt Meister Derick (Theodor) Jeger nebst seinem Sohne in demselben Jahre 1498 vom
Vorstande den Auftrag, die Hohlkehle der Einfassung des Schreines anzufertigen und dieselbe mit Ornament
zu füllen. Zur Förderung der Vollendung dieser Arbeit wurde im J. 1499 noch ein Meister, bloss Kistc-
meker genannt, hinzugenommen. Diese Meister arbeiteten in Tagelohn, der 5 Stübcr betrug oder c. 3 M.
nach heutigem Werthe. — Wie schon bemerkt, wurde alles Material vom Vorstände geliefert1).

13. Peter Rysermann.

Die Nachrichten über den Bildschnitzer Peter Rysermann beschränken sich darauf, dass er im
J. 1492 in Calcar ein eigenes Haus bewohnte und in der Werkstätte des Meisters Loedewich zur Aus-
führung der Passionstafel mitwirkte2).

14. Meister Heinrich Bernts.

In Folge der zahlreichen seit der Mitte des 15. Jahrhunderts in der neuen Pfarrkirche gestifteten
Vikarien und der Zunahme an Mitgliedern der Licbfraucnbrudcrschaft, von denen Alle, die im Choralgc-
sange geübt waren, am Chorofficium während des Bruderschafts-Gottesdienstes statutmässig in den Chorstühlcn
Theil zu nehmen hatten, erschien die Errichtung eines neuen und grössern Chorgcstühls geboten und dies
um so mehr, als die Einnahme der Kirchenfabrik ein der Grösse des Ühorraumes und dem imposanten
Hochaltare entsprechendes ermöglichte3). Der erste Schritt zur Ausführung geschah im J. 1504, als der
zeitige Bürgermeister und Obcrprovisor Gerhard van den Birgel nebst seinen beiden Provisoren mit einem
Architekten in dieser Sache zu Rathe gingen4).

Im J. 1505 am 14. Mai reiste der neue Bürgermeister dieses Jahres Heinrich van Thiel nebst
dem Dominikanerpater Wilhelm, Vikar an der Pfarrkirche und dem Kirchmeistcr Claes Crop nach Wesel,
um mit dem dort ansässigen Meister Heinrich Bernts über die Anfertigung neuer Chorstühlc Rücksprache
zu nehmen. Am 16. d. M. begaben sie sich mit dem Meister Bernts von Wesel nach Cleve und besich-
tigten in der dortigen neuen Franziskanerkircho das Chorgestühl, welches vom J. 1474 datirt und sehr
wahrscheinlich auch von Meister Bernts hergestellt ist. Nachdem man über den Plan und die Grösse eins
geworden, wurde im Beisein des Bürgermeisters, seiner vier Räthe, der beiden Kirchmeistcr und eines
Theiles der Schöffen und Stadträthe mit dem Meister Bernts ein Vertrag abgeschlossen, nach welchem die
Verwaltung der Kirche sich verpflichtete, dem Meister für jeden Chorstuhl 10 hornsche Gulden zu zahlen
und zum Ganzen noch 2 Malter Roggen und 4 Fass Bier zu geben. Darauf begaben sich Alle zum
Ryssmann'schen Wcinhausc und verzehrten daselbst auf Kosten der Kirche und des Meisters 46 Quart
Wein ad 7 Krummst, oder 2y3 Stüber, c. 1,40 M. des heutigen Werthes. Bernts machte 38 Stühle nebst
„ihrem Zubehör". Die beiden Seitenwangen des mittleren Eingangs an jeder Seite zählte er für je einen
Stuhl, so dass deren 40 in Berechnung kamen.

!) Die Familie Jeger war viele Jahre früher und auch spater in Calcar ansässig.
2) S. Rechn. der Frat. U. L. Frau u. Schöffenurkunde vom J. 1492.

s) Die Grösse des Chorgestühls ist wohl der Grund, wesshalb einige Kunstschriftsteller die Pfarrkirche als eine vor-
malige Stifts- oder Klosterkirche bezeichnet haben.
*) Kirchenrechnung vom J. 1504.
 
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