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Im J. 1508 erfolgte die Ablieferung des Werkes. Dem Meister wurden an Geld 400 hornscho
Gulden ad 22 Stüber oder 200 Kirchengulden ausgezahlt, ungefähr 5000 M. nach unserem Gelde. —
Darauf liess man sich in dem genannten Wirthshause den Wein wohl schmecken. Es wurden 34 Quart
ad 3 Stüber getrunken; die eine Hälfte des Gelages bezahlte die Kirche, die andere der Meister. — Nach
damaliger Sitte schenkte der Kirchenvorstand der Frau des Meisters Bernts zu einem Kleide (tabbert) 5
Ellen kostbaren Seidenstoff aus Ypern, die Elle zu 52 Stüber. Jeder der fünf Gehülfen des Meisters
erhielt einen Herzog-Philippsgulden ad 40 Stüber. —
Noch ein anderes sehr schönes Kunstwerk verdankt die Pfarrkirche dem Meister Bernts; es ist die
Krone, gewöhnlich Muttergottesleuchter genannt. Am Schlüsse der Kirehenrcchnung vom J. 1508 befindet
sich ein besonderer Bericht des Kirchmeisters über Einnahme und Ausgabe zur Beschaffung einer
„Croene". Zunächst wird mitgetheilt, dass dem Meister Bernts früher bereits der Kronleuchter für den
Betrag von 80 Goldgulden ad 44 Stüber verdungen worden sei. Von einem Schmiede zu Wesel, Namens
Faber, wurden G aus Eisen geschmiedete mit Blattwerk und Blumen gezierte Lichtarme (strenge) ange-
fertigt. Für jeden Arm wurden ihm 8 hornsehe Gulden zu 22 Stüber gezahlt. Für die eisernen Stangen,
an welchen der Leuchter hängt, waren ihm 7 Gulden zugesichert. Dieselben wogen 140 Pfund, das Pfund
zu 1 Stüber berechnet. Die Gesammtkosten der Krone wurden fast ganz durch milde Gaben von Bemittelten
und Unbemittelten zusammengebracht. Meister Bernts starb vor der Vollendung des Leuchters, sehr wahr-
scheinlich schon im J. 1509; denn in diesem Jahre wird seine Frau als Wittwe-des verstorbenen Heinrich
Bernts aufgeführt und an sie Geld für den Kronleuchter abgesandt').
15. Bildschnitzer Kerstken von Ringenberch.
Kerstken oder Christian von Ringenberch2) erscheint zuerst in der Stadtrechnung vom J. 1508
unter den neu aufgenommenen Bürgern Calcars. Im J. 1509 kauft „Kerstken die beldensnyder" einige
Malter Boggen vom Provisor der Kirche; im J. 1510 werden demselben aus der Kirchenkasse für seine
ergänzende Arbeit am Kronleuchter 10 Gulden 0 Stüber 9 Groitken ausgezahlt und für die Herstellung
von Engelchen auf einen Traghimmel 30 Stüber. Noch im J. 1522 war Christian in Calcar beschäftigt.
Weitere Nachrichten fehlen.
16. Meister Heinrich Douwermann.
Eine der erfreulichsten und lohnendsten Entdeckungen nach jahrelangen Forschungen im hiesigen
Stadt- und Kirchenarchiv war die Auffindung des Meisters des anerkannt reichsten und herrlichsten Altar-
schnitzwerks der Kirche, des unvergleichlichen Altars zu den sieben Schmerzen Mariä. Wir wissen aus
den Quellen, dass dieser Altar-Aufsatz zu Calcar während der zwei ersten Jahrzehenden des IG. Jahr-
hunderts im Auftrage und auf Kosten der kunstfördernden Fraternität V. L. Frau und wohl auch einer
Calcarer Wohlthäterin, Namens Elisabeth Velmann3), von dem in Calcar ansässigen Meister Heinrich
Douwermann angefertigt, gegen das J. 1521 vollendet ist und dass im nächstfolgenden Jahre der neue
Altar feierlieh eingeweiht wurde. Die Quellen, deren möglichst wörtlicher Inhalt im Nachstehenden folgt,
') Den Familiennamen Bernts fanden wir zuerst in einem Verzeichnisse Calcarer Bürger vom J. 1445. — Im J. 1480
zog Heinrich Bernts als Krieger mit anderen Calearern aus. Im J. 1488 war Johann Bernts Stadtrichter in Calcar.
Aus der Kirchenreehnung vom J. 1489 und 1497 wissen wir, dass Heinrich Bernts ein in der Kesselstrasse gelegenes
Haus bewohnte. Auch war er Mitglied der Liebfrauenbruderschaft. Im J. 1522 lebte die Wittwe des Heinrich
Bernts noch in Calcar. Diese Familie hat sich bis zu Anfang dieses Jahrhunderts in Calcar erhalten. Ihr Fa-
milienzeichen befindet sieh in einer Bank der Pfarrkirche eingegraben. Dasselbe Zeichen hat sich bis heute durch
einen Nachkommen derselben Familie als Siegel aufbewahrt. Wir vermnthen in diesem das Künstlermonogramm
des vormaligen Meisters und haben uns erlaubt, dasselbe auf der unteren Seite der Illustration zum Titelblatte
anbringen zu lassen.
2) Ringenberch, Dorf zwischen Wesel und Bocholt, vormals zum Herzogthiim Cleve gehörend und in Rechtssachen an
den Gerichtshof zu Calcar angewiesen.
3) Dieselbe stiftete im J. 1518 auf dem Altare U. L. Frau eine Vikarie von drei wöchentlichen Messen. —
4*
Im J. 1508 erfolgte die Ablieferung des Werkes. Dem Meister wurden an Geld 400 hornscho
Gulden ad 22 Stüber oder 200 Kirchengulden ausgezahlt, ungefähr 5000 M. nach unserem Gelde. —
Darauf liess man sich in dem genannten Wirthshause den Wein wohl schmecken. Es wurden 34 Quart
ad 3 Stüber getrunken; die eine Hälfte des Gelages bezahlte die Kirche, die andere der Meister. — Nach
damaliger Sitte schenkte der Kirchenvorstand der Frau des Meisters Bernts zu einem Kleide (tabbert) 5
Ellen kostbaren Seidenstoff aus Ypern, die Elle zu 52 Stüber. Jeder der fünf Gehülfen des Meisters
erhielt einen Herzog-Philippsgulden ad 40 Stüber. —
Noch ein anderes sehr schönes Kunstwerk verdankt die Pfarrkirche dem Meister Bernts; es ist die
Krone, gewöhnlich Muttergottesleuchter genannt. Am Schlüsse der Kirehenrcchnung vom J. 1508 befindet
sich ein besonderer Bericht des Kirchmeisters über Einnahme und Ausgabe zur Beschaffung einer
„Croene". Zunächst wird mitgetheilt, dass dem Meister Bernts früher bereits der Kronleuchter für den
Betrag von 80 Goldgulden ad 44 Stüber verdungen worden sei. Von einem Schmiede zu Wesel, Namens
Faber, wurden G aus Eisen geschmiedete mit Blattwerk und Blumen gezierte Lichtarme (strenge) ange-
fertigt. Für jeden Arm wurden ihm 8 hornsehe Gulden zu 22 Stüber gezahlt. Für die eisernen Stangen,
an welchen der Leuchter hängt, waren ihm 7 Gulden zugesichert. Dieselben wogen 140 Pfund, das Pfund
zu 1 Stüber berechnet. Die Gesammtkosten der Krone wurden fast ganz durch milde Gaben von Bemittelten
und Unbemittelten zusammengebracht. Meister Bernts starb vor der Vollendung des Leuchters, sehr wahr-
scheinlich schon im J. 1509; denn in diesem Jahre wird seine Frau als Wittwe-des verstorbenen Heinrich
Bernts aufgeführt und an sie Geld für den Kronleuchter abgesandt').
15. Bildschnitzer Kerstken von Ringenberch.
Kerstken oder Christian von Ringenberch2) erscheint zuerst in der Stadtrechnung vom J. 1508
unter den neu aufgenommenen Bürgern Calcars. Im J. 1509 kauft „Kerstken die beldensnyder" einige
Malter Boggen vom Provisor der Kirche; im J. 1510 werden demselben aus der Kirchenkasse für seine
ergänzende Arbeit am Kronleuchter 10 Gulden 0 Stüber 9 Groitken ausgezahlt und für die Herstellung
von Engelchen auf einen Traghimmel 30 Stüber. Noch im J. 1522 war Christian in Calcar beschäftigt.
Weitere Nachrichten fehlen.
16. Meister Heinrich Douwermann.
Eine der erfreulichsten und lohnendsten Entdeckungen nach jahrelangen Forschungen im hiesigen
Stadt- und Kirchenarchiv war die Auffindung des Meisters des anerkannt reichsten und herrlichsten Altar-
schnitzwerks der Kirche, des unvergleichlichen Altars zu den sieben Schmerzen Mariä. Wir wissen aus
den Quellen, dass dieser Altar-Aufsatz zu Calcar während der zwei ersten Jahrzehenden des IG. Jahr-
hunderts im Auftrage und auf Kosten der kunstfördernden Fraternität V. L. Frau und wohl auch einer
Calcarer Wohlthäterin, Namens Elisabeth Velmann3), von dem in Calcar ansässigen Meister Heinrich
Douwermann angefertigt, gegen das J. 1521 vollendet ist und dass im nächstfolgenden Jahre der neue
Altar feierlieh eingeweiht wurde. Die Quellen, deren möglichst wörtlicher Inhalt im Nachstehenden folgt,
') Den Familiennamen Bernts fanden wir zuerst in einem Verzeichnisse Calcarer Bürger vom J. 1445. — Im J. 1480
zog Heinrich Bernts als Krieger mit anderen Calearern aus. Im J. 1488 war Johann Bernts Stadtrichter in Calcar.
Aus der Kirchenreehnung vom J. 1489 und 1497 wissen wir, dass Heinrich Bernts ein in der Kesselstrasse gelegenes
Haus bewohnte. Auch war er Mitglied der Liebfrauenbruderschaft. Im J. 1522 lebte die Wittwe des Heinrich
Bernts noch in Calcar. Diese Familie hat sich bis zu Anfang dieses Jahrhunderts in Calcar erhalten. Ihr Fa-
milienzeichen befindet sieh in einer Bank der Pfarrkirche eingegraben. Dasselbe Zeichen hat sich bis heute durch
einen Nachkommen derselben Familie als Siegel aufbewahrt. Wir vermnthen in diesem das Künstlermonogramm
des vormaligen Meisters und haben uns erlaubt, dasselbe auf der unteren Seite der Illustration zum Titelblatte
anbringen zu lassen.
2) Ringenberch, Dorf zwischen Wesel und Bocholt, vormals zum Herzogthiim Cleve gehörend und in Rechtssachen an
den Gerichtshof zu Calcar angewiesen.
3) Dieselbe stiftete im J. 1518 auf dem Altare U. L. Frau eine Vikarie von drei wöchentlichen Messen. —
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