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einer im J. 1246 zu Calcar aufgenommenen und im Provinzialarchiv von Gelderland zu Arnheim ruhenden
Schöffenurkunde, welche mit dem Worte beginnt: Judex et Scabini in Calkere.
3. Das Schöffensiegel Calcars, von welchem sich sehr viele Abdrücke in grünem AVachs erhalten
haben, ist rund geformt und misst 5 cm. im Durchmesser. Die Umschrift in gothischen Majuskeln lautet:
Sigillum Scabinorum de Kalker. Das Innere zeigt die hohen mit Zinnen gezierten Mauern einer oval
angelegten Stadt und drei hohe Stadtthore, von denen das mittlere und vorstehende auf einem grossen
Schilde das Stadtwappen darstellt. Von dem vorstehenden grösseren Thore wird das gegenüberstehende
vierte ganz bedeckt. Uebcr der Stadt ist am Himmel ein Stern angebracht. Das schöne Siegel stammt
Avolil aus dem 14. Jahrhundert.
4. Das Schöffensiegel des uralten, nur 5 Minuten von Calcar entlegenen Dorfes Altcalcar, von
dem sich nur Abdrücke in grünem Wachs erhalten haben, zeigt einen Richter in vorgerückterem Alter und
aufrechter Stellung. Die Kleidung schliesst enge an; ein breiter Kragen bedeckt die Schultern, die Rechte
hat ein Schwert erhoben, während die Linke den Griff der Scheide erfasst. Der Hintergrund ist mit
grossen und kleinen Sternen geziert. Links ist eine Kirche dargestellt.
Bis zum 15. Jahrhundert war das „Amt oder Gericht" zu Altcalcar, urkundlich erweisbar1), das
„oberste" der Grafschaft Cleve an der linken Seite des Rheines, ünter Herzog Adolf ging der Gerichtshof
so weit auf Calcar über, dass 23 Städte und Ortschaften angewiesen waren, daselbst zu appelliren2). Die
bezeichnete Pfarrkirche daselbst war, einer beständigen Ueberlieferung gemäss3) aus der Zeit der Kaiserin
St. Helena; letztere war und ist noch heute die Patrona secundaria der Kirche. Die Pfarrkirche Altcalcars
war bis zum J. 1441 die Muttcrkirchc Calcar's, ecclesia parochialis et matricularis; der Pfarrer, welcher
nachweislich im 15. Jahrhundert in Calcar seine Wohnung hatte, war zugleich Pfarrer dieser Stadt und
der nahen Gemeinde Hanselaer'1). Die alte Basilika wurde im J. 1640 von den Hessen, welche sich der
Stadt Calcar bemächtigt hatten', unter Anführung des Obersten Carl Rabenhaupt, des Schutzes der Stadt
wegen, gänzlich niedergelegt5). Ein Theil der Fundamente ist noch vorhanden.
C. Auf der Illustration sieht man als Medaillon das Bildniss des Meisters der Flügolgemäldo des-
Hochaltars, dessen Familienname Joest oder Joost ist6). Das Bild steht ganz an seiner Stelle.
D. Unter dem Portrait befinden sich die Embleme der Architectur, Malerei und Sculptur.
E. Darunter ein Theil des monumentalen Calcar: das Rathhaus, links die Hospitalkapcllo, rechts im
Hintergründe das fünfthürmige ostwärts gelegene Hansolaer'sche Stadtthor.
F. Unten links das Monogramm des Bildschnitzers Job. Boegel, rechts vermuthlich das des-
Meisters der Cborstühlc und der Krone, Heinrich Bernts7).
2. Perspectivische Ansicht der Stadt Calcar.
Die im Calcar-Album befindliche Ansicht mit dem Avestlich der Stadt gelegenen Dorfe Altcalcar,,
die dem grossen Städtebuch von Georg Braun8) aus Cöln entnommen ist, lässt an der Pfarrkirche die süd-
») Stadtlagerbucli Lit. A. Vol. I.
2) Stadtrecht und Stadtarchiv.
3) Epist. dedic. in Apol. auet. Joh. Staleno. 1G35. Pfarrarchiv zu Altcalcar und Lib. pastor.
4) Lib. pastor. In diesem Jahre dotirte Herzog Adolf von Cleve eine eigene Pfarrstelle für Calcar nebst der Filiale-
Hanselaer. Die Stadt verpflichtete sich ihrem Pfarrer eine angemessene Wohnung zu bauen.
5) Stadtarchiv.
G) S. Nachrichten über die Künstler Calcar's.
7) S. Nachrichten über die Künstler Calcar's.
8) Dieses ausgezeichnete, zu wenig gewürdigte Werk enthält in 6 Folianten die Ansichten der vorzüglichsten Städte
der Welt mit geschichtlichen Notizen in deutscher, französischer und lateinischer Sprache. Der erste Band erschien
zu Cöln im J. 1572. Braun, ein hervorragender Gelehrter seiner Zeit, vorher Archidiakon an der Stiftskirche zu
Dortmund, starb als Dekan der Stiftskirche ü. L. Frau ad gradus zu Cöln im J. 1622. — Die dem Bilde bei-
gefügten Notizen über Calcar stimmen mit den Urkunden des Calearer Archivs vollständig überein.
einer im J. 1246 zu Calcar aufgenommenen und im Provinzialarchiv von Gelderland zu Arnheim ruhenden
Schöffenurkunde, welche mit dem Worte beginnt: Judex et Scabini in Calkere.
3. Das Schöffensiegel Calcars, von welchem sich sehr viele Abdrücke in grünem AVachs erhalten
haben, ist rund geformt und misst 5 cm. im Durchmesser. Die Umschrift in gothischen Majuskeln lautet:
Sigillum Scabinorum de Kalker. Das Innere zeigt die hohen mit Zinnen gezierten Mauern einer oval
angelegten Stadt und drei hohe Stadtthore, von denen das mittlere und vorstehende auf einem grossen
Schilde das Stadtwappen darstellt. Von dem vorstehenden grösseren Thore wird das gegenüberstehende
vierte ganz bedeckt. Uebcr der Stadt ist am Himmel ein Stern angebracht. Das schöne Siegel stammt
Avolil aus dem 14. Jahrhundert.
4. Das Schöffensiegel des uralten, nur 5 Minuten von Calcar entlegenen Dorfes Altcalcar, von
dem sich nur Abdrücke in grünem Wachs erhalten haben, zeigt einen Richter in vorgerückterem Alter und
aufrechter Stellung. Die Kleidung schliesst enge an; ein breiter Kragen bedeckt die Schultern, die Rechte
hat ein Schwert erhoben, während die Linke den Griff der Scheide erfasst. Der Hintergrund ist mit
grossen und kleinen Sternen geziert. Links ist eine Kirche dargestellt.
Bis zum 15. Jahrhundert war das „Amt oder Gericht" zu Altcalcar, urkundlich erweisbar1), das
„oberste" der Grafschaft Cleve an der linken Seite des Rheines, ünter Herzog Adolf ging der Gerichtshof
so weit auf Calcar über, dass 23 Städte und Ortschaften angewiesen waren, daselbst zu appelliren2). Die
bezeichnete Pfarrkirche daselbst war, einer beständigen Ueberlieferung gemäss3) aus der Zeit der Kaiserin
St. Helena; letztere war und ist noch heute die Patrona secundaria der Kirche. Die Pfarrkirche Altcalcars
war bis zum J. 1441 die Muttcrkirchc Calcar's, ecclesia parochialis et matricularis; der Pfarrer, welcher
nachweislich im 15. Jahrhundert in Calcar seine Wohnung hatte, war zugleich Pfarrer dieser Stadt und
der nahen Gemeinde Hanselaer'1). Die alte Basilika wurde im J. 1640 von den Hessen, welche sich der
Stadt Calcar bemächtigt hatten', unter Anführung des Obersten Carl Rabenhaupt, des Schutzes der Stadt
wegen, gänzlich niedergelegt5). Ein Theil der Fundamente ist noch vorhanden.
C. Auf der Illustration sieht man als Medaillon das Bildniss des Meisters der Flügolgemäldo des-
Hochaltars, dessen Familienname Joest oder Joost ist6). Das Bild steht ganz an seiner Stelle.
D. Unter dem Portrait befinden sich die Embleme der Architectur, Malerei und Sculptur.
E. Darunter ein Theil des monumentalen Calcar: das Rathhaus, links die Hospitalkapcllo, rechts im
Hintergründe das fünfthürmige ostwärts gelegene Hansolaer'sche Stadtthor.
F. Unten links das Monogramm des Bildschnitzers Job. Boegel, rechts vermuthlich das des-
Meisters der Cborstühlc und der Krone, Heinrich Bernts7).
2. Perspectivische Ansicht der Stadt Calcar.
Die im Calcar-Album befindliche Ansicht mit dem Avestlich der Stadt gelegenen Dorfe Altcalcar,,
die dem grossen Städtebuch von Georg Braun8) aus Cöln entnommen ist, lässt an der Pfarrkirche die süd-
») Stadtlagerbucli Lit. A. Vol. I.
2) Stadtrecht und Stadtarchiv.
3) Epist. dedic. in Apol. auet. Joh. Staleno. 1G35. Pfarrarchiv zu Altcalcar und Lib. pastor.
4) Lib. pastor. In diesem Jahre dotirte Herzog Adolf von Cleve eine eigene Pfarrstelle für Calcar nebst der Filiale-
Hanselaer. Die Stadt verpflichtete sich ihrem Pfarrer eine angemessene Wohnung zu bauen.
5) Stadtarchiv.
G) S. Nachrichten über die Künstler Calcar's.
7) S. Nachrichten über die Künstler Calcar's.
8) Dieses ausgezeichnete, zu wenig gewürdigte Werk enthält in 6 Folianten die Ansichten der vorzüglichsten Städte
der Welt mit geschichtlichen Notizen in deutscher, französischer und lateinischer Sprache. Der erste Band erschien
zu Cöln im J. 1572. Braun, ein hervorragender Gelehrter seiner Zeit, vorher Archidiakon an der Stiftskirche zu
Dortmund, starb als Dekan der Stiftskirche ü. L. Frau ad gradus zu Cöln im J. 1622. — Die dem Bilde bei-
gefügten Notizen über Calcar stimmen mit den Urkunden des Calearer Archivs vollständig überein.