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Wurzbach, Alfred von [Bearb.]
Niederländisches Künstlerlexikon: mit mehr als 3000 Monogrammen (Band 1): A - K — Amsterdam, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.18166#0164
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150

Bosch.

die Juden im Gebet, vier verteidigen sich gegen die
Bisse der Schlangen. In der Mitte oben Alarts Mo-
nogramm und bosche. In den Ecken Laubwerk.
H. 190—265 (B. 1); — 2. Das Jüngste Gericht. In
der Mitte Christus auf dem Himmelsbogen, in seinem
rechten Arme die Palme, neben dem linken schwebt
das Schwert. Links führen Engel die Erwählten dem
Himmel zu, rechts die Hölle. Oben Allarts Zeichen
und bosche. H. 240—316 (B. 2); — 3. Kaiser Hera-
clius zieht mit dem Stamm des heiligen Kreuzes in
Jerusalem ein. Ein auf dem flachen Dache des Tores ste-
hender Engel verwehrt ihm den Eintritt. Hinter Hera-
clius 6 bewaffnete Reiter. Rechts sieht man den
Kaiser barfuß im Hemde nach dem Geheiß des En-
gels das Kreuz an das Tor tragen. Oben links das
Monogramm Alaerts und bosche. H. 261-—187. (Helio-
gravüre bei Amand Durand. VII. 29.) Bartsch 3.
nennt das Blatt „les cavaliers autour d'une chapelle";

— 4. Der Kriegselefant im Gefechte. Rechts das
Zeichen Alarts und h a m e e 1, links vorn derselbe
Name. In der Mitte oben bosche. H. 204—335. (B. 4.)
Eine spätere ähnliche Darstellung ist bezeichnet Hiero-
nimus Bos inve. H. Cock excud. H. 403—540; — 5. Der
hl. Christoph mit dem Jesuskinde auf der Schulter,
den Fluß durchschreitend. Auf dem Wasser spukhafte
Tiere. Bez. bosche und oben in der Mitte über einem
Schriftbande und auf dem Schwert eines Dämons das
Zeichen Alarts. H. 200—335. (Pass. II. 286. 10.); —
6. Konstantin der Große erblickt zu Pferde an der
Spitze seines Heeres das Kreuz. Rechts der Papst
Silvester, links zwei Soldaten. Oben das Monogramm
Alarts und bosche. H. 246—197. (Pass. 11.); — 7. Der
Liebesbrunnen. Ein Jüngling, die Laute spielend, und
ein Mädchen, eine Blume haltend, an einem Brunnen.
Unten kauert ein Narr, der dem Mädchen den Rock
aufhebt und sich selbst befriedigt. Mit dem Zeichen
Alarts und Bosche. H. 244—120. (Lichtdruck bei Wffls-
hire: Cat. of carly printo in the Brit. Mus. II. t. VIII.;
London. Brit Mus.); — 8. Die Taufe Christi. Bez.
Bos; — 9. Christus wird nach Golgatha geführt. Vin-
citur insano . . . Hieronymus Bos invenit. L. Lom-
bardus restituit. H. Cock excudit. Qu. fol. Kompo-
sition von ungefähr 40 Figuren; — 10. Das Jüngste
Gericht in Form eines Triptychons. Justorum animae.

— Hieronymus Bos Inventor. Hieronymus Cock excud.
Gr. qu. fol.; ■— 11. Die Versuchung des Antonius.
Multae tribulationes Justorum. Hieron. Bos inve. H.
Cock excudit. 1561. Qu. fol.; — 12. Die Versuchung
des Antonius. Qui non est tentatus, quid seit. Petrus
Firens excud. Qu. 4°; — 13. Versuchung des An-
tonius. J. Wierx sc. Fol.; — 14. St. Martin mit
seinem Pferde auf einem Schiffe in einem Hafen, um-
geben von Kähnen, die mit abenteuerlichen Figuren
gefüllt sind. Allerlei Krüppel am Ufer und im Wasser
kriechend und schwimmend. De goede Sinte Martin.
Jheronimus Bos invetor. H. Cock exc. Qu. fol.; —
15. Die „blau Schuyte". Das Schiff der Verderbnis.
Ein dürrer Spielmann steuert einen Kahn mit singenden
Weibern und Männern. „Daer platbrock speelman — Het
sullen de sanghers in de blau schuyte heeten." Hiero-
nvmus Bos Inventor. Mit dem Monogramm des Pe-
trus ä Merica. H. Cock exeudebat. 1559. Qu. fol.;

— 16. Zwei Blinde, von welchen der eine den anderen
leiten will, in einen Graben stürzend. Caccus ducem
etc. H. Bos inventor. Mit dem Monogramm des Pe-
trus ä Merica. H. Cock excud. Qu. fol.; — 17. Der große
erlegte Walfisch mit seinen Insassen. Grandibus exigui
sunt ^>isces piseibus esca. Mit Monogramm des Petrus
ä Merica. H. Cock exc. 1551. Qu. fol.; — Die gegen-
seitige Kopie von 1619 mit deutschen Versen: Die
Gelehrten sagen etc. ist unter dem Namen des Barne-
veltschen Ungeheuers bekannt; — 18. Der Fastnachts-
dienstag. Holländische Küche mit Waffelbäckerei. Mas-
quers entrez etc. Mit Monogramm des Petrus ä Merica.
Hiero. Bos Inventor. H. Cock exeudebat. 1567. Kl.
qu. fol.; — 19. Ein Narr schert den anderen. Mit
Monogramm des Petrus ä Merica. H. Cock exc. Qu.
fol.; |— 20. Spottbild auf die Enthaltsamkeit der
Mönche. Mit Monogramm des Petrus ä Merica. Hero-
nimus Bos inve. H. Cock exc. 1562. Qu. 40; — 21. Alle-

gorie auf die Trunksucht und Gefräßigkeit. Ebrietas
est vitanda ingluvies eiborum. Monogramm des Petrus
ä Merica. H. Cock exc. 1558. Qu. 4°; — 22. Die

Narrenfamilie oder die Torheit. Tis al sot etc. Mit
Aux quatre vents. (II. Cock.) Qu. fol.; — 23. Die
Verliebten. Sie sitzt auf des Mannes Schoß vor einem
rauchenden Kamin. Rechts wird ein Narr geschoren.
Lung le sot etc. Aux quatre vents. 40; — 24. Die
Geldgier. Niemant en Kcnt hem seifen und Nemo
non quaerit etc. H. Cock excu.; — 25. Die Gesell-
schaft bei Tische. Auf dem Notenblatte an der Wand:
Compt al ter feesten Bacchus. 1580. Qu. 40. Ohne
Namen; — 26. Der Quacksalber, vor dem ein Weib
eine Maus ausspeit. Jheronimus Bosch Inventor. B.
S. fecit. (Balt. Bos oder Silvius.) Auf dem Saume
des Gewandes des Quacksalbers: D. Marcolenus RV.
Qu. fol.; — 27. Krüppel, Narren, Musikanten, Bettler,
welche auf Krücken oder auf Stelzen gehen etc. AI
dat op den etc. Jer. Bosche Invent. Aus quatre vents.
Fol.; — 28. Ähnliches Blatt: Dese Jeronimus bosch
drollen etc. Jeron. Bosch inv. Aux quatre vents. Fol.;
— 29. Ein Krüppel. Jer. Boshe inv.; — 30. Eine
Vision. H. Cock exc. 1561. Qu. fol.; — 31. Ein großer
Elefant mit einem Kastell auf dem Rücken, wird von
Mönchen, Soldaten und Volk angegriffen. Temeritatis
subiti ut vehementer etc. Hier. Bos inve. H. Cock
excu. Roy. qu. fol. Spätere Drucke mit 1601. Ähn-
lich dem von Allart du Hameel gestochenen Blatte; —
32. Die Fett- und Wurstfresser. So vuyl Saus etc. H.
Cock excud. Kl. qu. fol.; ■— 33. Sorgheloos Leven.
Joh. Galle exc. Qu. fol.; —■ 34. Fastnacht: le Mardi
gras. Oben das Brustbild des hl. Jacobus. Hieron. Bos
inv. Com. van Tienen exc.

Holzschnitte: Die auf Grund einer Angabe des J. de
.longh (K. v. Ma.nder. II. Ed. vom J. 1764. I. 98)
von R. Weigel, Dutuit u. a. dem Hieronymus Bosch zu-
geschriebenen zwei Holzschnitte: Johannes auf Patmos
und Versuchung des Antonius, mit der Jahreszahl 1522,
also 6 Jahre nach des Künstlers Tod enstanden, können
schon aus diesem Grunde nicht von ihm herrühren.
(Nagler. Monogr. I. 23; Pass. II. 287.)

Literatur über Hieronymus Bosch: C o m c n-
t a r i o s de la pintura que escribiö. D. Felipe
de Guevara gentilhombre de boca del senor
emperador Carlos V. zum erstenmal herausgege-
ben von D. Antonio P o n z. Madrid 1788. Don
Felipe de Guevara (nicht Quevara, wie er fälsch-
lich genannt wird), dessen 6 Bilder von Hieronymus
Bosch in den Besitz Philipps II. übergingen, macht in
seinen Comentarios de la pintura (p. 40), welche er
dem König Philipp II. bald nach dessen Thronbestei-
gung widmete, die nachfolgende, für die Werke des
H. Bosch sehr wichtige Bemerkung: „Es gibt eine
unendliche Reihe von Gemälden dieser Gattung, die mit
dem Namen des Hieronymus Bosch, jedoch fälsch-
lich, bezeichnet sind, Gemälde, an welche Hand zu
legen ihm nie eingefallen ist, sondern nur dem Rauch
und den kurzsichtigen Köpfen, indem man sie in Ka-
minen räucherte, um ihnen Glaubwürdigkeit und altes
Ansehen zu verschaffen. Ich wage sogar zu behaupten,
daß Bosch nichts Unnatürliches in seinem Leben ge-
malt habe, außer in Sachen der Hölle und des
Fegefeuers, wie ich bereits bemerkte. Er be-
mühte sich zwar, für seine Erfindungen höchst seltene
Dinge zu suchen, aber naturgemäß der Art, daß man
es als ein allgemein gültiges Gesetz aufstellen kann,
ein jedes Gemälde, und sei es auch mit seiner Un-
terschrift versehen, in dem irgend eine Monstrosität
vorkommt, oder etwas, was die Grenzen der Natür-
lichkeit verläßt, sei gefälscht oder nachgemacht, wenn
es nicht, wie ich sagte, die Hölle oder etwas daraus
vorstellt. Es ist sicher, und jedem, der mit Aufmerk-
samkeit die Schöpfungen des Bosch betrachtet, wird
dies offenkundig werden, daß er viel Gewicht auf das
Schickliche legte und daß er die Grenzen der Natür-
lichkeit auf das sorgsamste eingehalten hat; ebenso-
sehr und noch viel mehr als irgend einer seiner
Kunstgenossen. Doch verlangt es die Gerechtigkeit,
darauf aufmerksam zu machen, daß es unter diesen
Nachahmern des Hieronymus Bosch einen gibt, der
 
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