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Zerrenner, Heinrich Gottlieb
Volksbuch: Ein faßlicher Unterricht in nützlichen Erkenntnissen und Sachen mittelst einer zusammenhängenden Erzählung für Landleute um sie verständig, gut, wohlhabend, zufriedener und für die Gesellschaft brauchbarer zu machen (1. Theil, 2. Abtheilung) — [Erscheinungsort nicht ermittelbar]: [Verlag nicht ermittelbar], 1788 [VD18 9078314X]

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https://doi.org/10.11588/diglit.49044#0121
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der Aberglaube' macht, 117
ob sie nichts behalten wollten? Ach! sagte Wil-
helm, das Gott erbarm! uns vergeht ja alle
Lust; seht nur das Elend da an! Das alte
Weib kreutzte und segnete sich, und hob an: I,
Kinder! wie könnt ihr das Herzeleid an dem
Kinde so mit ansehen ? Dafür ist ja guter
Rath! Mit rechten Dingen gehts freylich nicht
zu. Wilhelm sagte: Ja wohl! ja wohl! das
haben mir die Leute und der Docktor und die
Judenfrau und der Hexenpater, Andreas, auch
gesagt. Wißt ihr noch —- fragte die Höcker-
frau wer bey dem kleinen Jungen Gevatter
gestanden hat? Der Vater besann sich. Er war
vor drey Jahren erst in dies Dorfe gezogen,
und hatte sonst auf einem andern Dorfe vier
Meilen weit von hier gewohnt. Da wohnten
denn auch die Pathen des Kindes. Die alte
Frau sagte: Nu, dann nur gleich fort, und
einen Gevatterbrief geholt, and dem Kinde still-
schweigend eingegeben! — So wahr ich eine
ehrliche Fran bin, ihr sollt einmal sehen! Also
marschirte Wilhelm fort. Erst den andern Mit-
tag kam er wieder und brachte zum Ueberfluß gar
zwey Gevaterbriefe mit. Davon nahmen sie denn
einen, und schnitten ihn in kleine Stücken, und
diese mußte der arme kleine Konrad einnehmen.
Alle verständige Leute lachten nun herzlich dar-
über, denn es konnte keiner mit seinem Ver-
stände begreifen, ob in dem Papiere, oder irr
der Dinte, oder in den abscheulichen Fehlern und
Z z Schreib-
 
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