Gott Lft gerecht. 14p
da er sich die Sache sehr zu Gemüche zog: so
ward er nun ordentlich krank. Er lag viele
Wochen. Nun hatten Georg und alle Nachbarn
Friede. Wenn Georg nicht ein so guter Mann
gewesen wäre: so hatte er sich nun vielleicht,
wie mancher anderer böser Mann gewiß gechan
haben würde, freuen können über den Fall und
das Unglück seines Feindes, der ihm so viel Ver-
druß und Schaden verursacht hatte. Aber das
that er nicht. Nein, es -hat ihm vielmehr herz-
lich leid, daß der arme Hartmann sich so elend
gemacht hatte, und daß es ihm so übel gieng.
Er sprach selbst bey der Obrigkeit für ihn, und
besuchte ihn, und war freundlich mit ihm, schoß
ihm auch Geld vor, und Marie mußte ihm,
so-lang er krank war, täglich eine Suppe und
ein gutes Essen kochen. Hartmann wurde dadurch
so beschämt und gerührt, daß er oft sagte: Ich
sehe und fühle es, daß Gott gerecht ist, weil er
es mir jetzt wegen meiner schlechten Aufführung
so übel gehen läßt. Aber das kann ich nicht
begreifen, daß er noch so barmherzig gegen mich
ist, und mir an demjenigen, dessen ärgster Feind
ich war, einen solchen Wohlthater schenkt. Ich
schäme mich vor mir selbst, daß ich einem so
guten und braven Mann, wie Georg ist, habe
so viel Leids zufügen und solchen Verdruß machen
können. Sollte ich wieder auf - und einmal wie-
der in bessere Umstände kommen: so will ich ihr»
mein Lebtage gut und dankbar dafür seyn. Denn
Volksbuch ri. V. K ob
da er sich die Sache sehr zu Gemüche zog: so
ward er nun ordentlich krank. Er lag viele
Wochen. Nun hatten Georg und alle Nachbarn
Friede. Wenn Georg nicht ein so guter Mann
gewesen wäre: so hatte er sich nun vielleicht,
wie mancher anderer böser Mann gewiß gechan
haben würde, freuen können über den Fall und
das Unglück seines Feindes, der ihm so viel Ver-
druß und Schaden verursacht hatte. Aber das
that er nicht. Nein, es -hat ihm vielmehr herz-
lich leid, daß der arme Hartmann sich so elend
gemacht hatte, und daß es ihm so übel gieng.
Er sprach selbst bey der Obrigkeit für ihn, und
besuchte ihn, und war freundlich mit ihm, schoß
ihm auch Geld vor, und Marie mußte ihm,
so-lang er krank war, täglich eine Suppe und
ein gutes Essen kochen. Hartmann wurde dadurch
so beschämt und gerührt, daß er oft sagte: Ich
sehe und fühle es, daß Gott gerecht ist, weil er
es mir jetzt wegen meiner schlechten Aufführung
so übel gehen läßt. Aber das kann ich nicht
begreifen, daß er noch so barmherzig gegen mich
ist, und mir an demjenigen, dessen ärgster Feind
ich war, einen solchen Wohlthater schenkt. Ich
schäme mich vor mir selbst, daß ich einem so
guten und braven Mann, wie Georg ist, habe
so viel Leids zufügen und solchen Verdruß machen
können. Sollte ich wieder auf - und einmal wie-
der in bessere Umstände kommen: so will ich ihr»
mein Lebtage gut und dankbar dafür seyn. Denn
Volksbuch ri. V. K ob