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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 3.1929-1931

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Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde, Neue Folge Band 3 (12), September 1931, Heft 12
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Sitzungsberichte
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.69976#0328

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302

FACHNOTIZEN

BAND 3

85. Sitzung am 11. Juni 1931. Anwesend: die Herren
Boelcke, Cloß, Eckardt, Ilgner, Kekule v. Stradonitz,
Körte, Leonhardy, Michelly, Paul, Richter, Rohde,
Trivas.
1. Herr Ilgner berichtet über einen Pirschgang
durch italienische Waffensammlungen unter Vor-
führung zahlreicher Lichtbilder. Der Weg führt zunächst
durch die Waffensammlungen von Florenz. Aus dem
Bargello zeigt der Vortragende u. a. zwei bemerkenswerte
Harnische aus der ersten Hälfte des 16. Jahrh., und ein
Geschützrohr, von Cosimo Cenni 1638 gegossen. Eingehend
wird bei der Sammlung Stibbert verweilt. Harnische,
Helme, Schußwaffen der reichen Sammlungen werden vor-
geführt. In Rom wird dem neuentstandenen Heeresmuseum
auf der Engelsburg eine ausführliche Würdigung zuteil.
Besonders die Sammlung und Aufstellung von Uniform-
bildern wird gerühmt. Die in den ehemaligen von Leo XIII.
wiederhergestellten Räumen Alexanders VI. im Vatikan ein-
gerichtete Waffensammlung enthält eine Reihe interessanter
Harnische, Degen und Schußwaffen (vgl. S. 282ff.). In

Venedig, wo das Arsenal geschlossen war1 * * 4), sind im Do-
genpalast seit 1923 drei Waffensäle mit Waffen des 15. und
16. Jahrhunderts eingerichtet. Besonders beachtlich ist
eine Reihe historischer Harnische wie des Erasmo Gatta-
melata, des Senators Francesco Duodo, Heinrichs IV. von
Frankreich und ein auf dem Schlachtfelde von Marigniano
aufgelesener Harnisch; ferner einige schön geätzte Mo-
rions des 16. Jahrhunderts. Unter den Geschützen fällt
ein schönes Bronzerohr des 16. Jahrhunderts und eine
,,201äufige Kugelspritze“ von 1571 auf, ferner eine Reihe
guter Radschloßpistolen. Zum Schluß führt Vortragender
ein Gesamtbild eines Saals im Palazzo Venezia mit einer
Reihe schöner Waffenstücke vor, darunter ein vergoldeter
Bronzehelm, Geschütze, Rundschilde und ein Paar Laza-
rino Cominazo Pistolen.
2. Herr Rohde führte ein Wikingerschwert mit
Damastklinge vor, das wichtige Aufschlüsse über ihre
Herstellungstechnik gewährt. Ein ausführlicher Bericht
erscheint in einem der nächsten Hefte.
’) G. Graevenitz. Das Arsenal zu Venedig und seine Sammlungen
Z. H. W. K. 5. 68 ff.

FACHNOTIZEN

Die Mailänder Plattnermarke ROM. Noch einmal auf
die Ausführungen von Herrn G. Ad. Cloß über Mailänder
Plattnermarken zurückkommend (Z. H. W. K. 3, 248), möchte
ich mir zu einer der dort abgebildeten Marken des italie-
nisch-gotischen Harnisches in Privatbesitz noch einige Be-
merkungen erlauben. Es handelt sich um die unter Abb. 1,
6 wiedergegebene stark verputzte Marke, die ROM ROM,
und nicht, wie Herr Cloß meint, NOR NOR zu deuten sein
dürfte.
Diese Marke stellt uns vor eine interessante Frage, da
sie auf verschiedenen Harnischen erscheint, die zeitlich weit
auseinanderliegen:


Abb. i.


1. hinten auf dem Schulterstück des stark ergänzten
Harnischs im Metropolitan Museum, New York (Abb. 1)
(Waffenkatalog des Museums, 1905, Fig. 38a und Laking,
Record of Europ. Armour: I Fig. 240); 2. auf der linken
Schulter eines ergänzten Harnischs des XVI. Jahrhunderts
in der Sammlung R. L. Scott, aus der Auktion Brett 1895
(Katalog Scott Nr. 13, wo sie auf der Abbildung durch ein
Stechzeug verdeckt ist): 3. auf einer Roßstirn, auch aus der
Sammlung Dino (E. 6) jetzt im Metropolitan Museum;
4. auf einer Roßstirn in der Sammlung Riggs, ebenda; 5. auf
dem Gelieger des Roßharnischs König Ludwigs XIII., Nr.
G 564 im Armeemuseum, Paris.
Man hat angenommen, daß der Plattner des Har-
nischs Ludwigs XIII. Teile eines Harnischs des XV. Jahrh.
verwendet hat, und diese Erklärung, die als die einzig
mögliche erscheint, ist interessant im Hinblick auf die
außerordentliche Seltenheit italienischen Roßzeugs in Ei-

sen. Es findet sich, wenn überhaupt, selten auf italie-
nischen Gemälden, und dieser Umstand ließ Laking zö-
gern, die Herkunft des Stibbertschen Roßharnischs anzu-
erkennen (Laking III S. 183—185). In dem Falle des
Scottschen Stückes ist die Erklärung durchaus einfach: der
Harnisch ist von dem verstorbenen S. J. Whawell wahr-
scheinlich zusammengesetzt, der Teile einer früheren Schul-
ter verwendet haben muß, denn der geriffelte Flügel ist
nicht unähnlich demjenigen an dem gotischen Harnisch in
New York.
Die Marke, ein Kreis oder ein 0 mit darüberstehen-
deim Kreuz und ohne die Buchstaben ROM ROM findet
sich zuweilen auf Mailänder Saladen. Das Wort „Mai-
länder“ ist allerdings so zu verstehen, daß es alle Plattner
innerhalb des Herzogtums Mailand einschließt, das Ende
des XV. Jahrhunderts seine größte Ausdehnung erlangt
hatte.
James O. Mann.
(Deutsch von D. Michelly.)
Beinpanzerung von Roß- oder Mannesharnisch? Die
in den Sitzungsberichten (Z. H.W. K. 3, 245—6) wieder-
gegebene Beschreibung Posts eines Paares geschobener
Kniepanzerungen im Besitz des Zeughauses zu Berlin hat
mich sehr interessiert. Zunächst war ich geneigt anzu-
nehmen, daß diese Deutung auch unzweifelhaft für die
beiden ziemlich ähnlichen geschobenen Harnischelemente
richtig sei, die in der Versteigerung der Waffensammlung
Radziwill im Jahre 1926 waren, und von denen ich das
eine in der Archaeologia Bd. 79 beschrieben habe, wo-
bei ich die Meinung vertrat, daß es sich vielleicht um den
Schutz des oberen Teiles des Vorderbeins vom Pferd (nicht
der Hinterhand) handeln könnte, wie wir sie im Triumph-
zug Maximilians und in Altdorfers Alexanderschlacht
finden. Nachdem ich aber jetzt dasjenige, das sich in
Mr. Cripps-Day’s Besitz befindet (Abb. 2), einer Prüfung
unterzogen habe, finde ich, daß Posts Deutung, wenig-
stens in diesem Falle, gewissen Schwierigkeiten begegnet.
 
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