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Die Anfänge der Weimarer Malerschule

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tungseffekte bedingen würden, kommen selten vor; dem difiusen grauen Licht
eines verhangenen Herbst- und Regentages ist der Vorzug gegeben.

Ich möchte zwischen einem engeren und einem weiteren Kreis von Künst-
lern unterscheiden, die zur Weimarer Malerschule zu rechnen sind. Zu ersterem
gehören in der pleinairistischen Entwicklungsphase der Malerschule nur jene we-
nigen Maler, die, wie Karl Buchholz, Eduard Weichberger, Ludwig von Glei-
chen-Russwurm, Paul Baum und Christian Rohlfs, in der Mehrzahl ihrer Werke
die obigen Kriterien vollends erfiillen. Damm hemm gmppiert sich eine größe-
re Anzahl von Künstlern, die die pleinairistischen Tendenzen der Malerschule
mit getragen und gefördert, deren reduktive Bildsprache aber nur in einzelnen
Fällen und meist in moderaterer Form aufgenommen haben. Hierher gehören
zum einen wichtige Lehrerpersönlichkeiten wie Theodor Hagen, Albert Brendel,
Max Thedy und Leopold von Kalckreuth, zum anderen auch solche Maler, die
nach Abschluß ihrer künstlerischen Ausbildung in Weimar ansässig geworden
sind, wie Paul Tübbecke, Max Merker, Konrad Ahrendts oder Mathilde von
Freytag-Loringhoven. Auch die vielen Künstler, die nur für eine gewisse Zeit die
Weimarer Kunstschule durchliefen und dabei mit den Anschauungen der
Weimarer Malerschule in Berühmng kamen, dann aber vorrangig in ihrer Heimat
arbeiteten, wie etwa Hans Peter Feddersen, Franz Bunke, Carl Malchin, Carl
Rettich, Paul Crodel, Gustav Koken, Peter Paul Müller oder Thomas Herbst, sind
dem weiteren Umkreis der Weimarer Malerschule zuzurechnen. Es ist wichtig,
sich in bezug auf die Frage der Zugehörigkeit einzelner Maler zum engen oder
weiteren Kreis der Malerschule, auf die ich noch an verschiedenen Stellen
zurückkommen werde, zu vergegenwärtigen, daß sich im Laufe der Zeit
Verschiebungen ergeben konnten. So gehörte etwa Theodor Hagen, auf den
gleich näher eingegangen werden wird, zunächst nicht zu den Protagonisten der
Weimarer Malerschule - so wichtig er fur deren Herausbildung war. Erst in den
1890er Jahren schließt er sich mit seiner neuen impressionistischen Malweise
dem engen Kreis der Malerschule an. Eduard Weichberger dagegen zählte in den
1870er und ‘80er Jahren noch zur Kerntmppe der Malerschule, entfernte sich al-
lerdings von dieser, als er im folgenden Jahrzehnt nur äußerst zögerlich impres-
sionistischen Tendenzen in seinem Werk Raum gab.

Eine neue Phase in der Entwicklung der Kunst der Weimarer Malerschule
setzte ein, als Anfang des Jahres 1889 Werke von Claude Monet in Weimar vor-
gestellt und 1890/91 weitere Arbeiten französischer Impressionisten dort gezeigt
wurden. In unmittelbarer Reaktion auf die gesehenen Bilder vollzogen Christian
Rohlfs und Ludwig von Gleichen-Russwurm seit dem Sommer 1889 den Über-
 
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