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Kapitel IV

Es steht außer Frage, daß durch den Impressionismus Gestaltungsprinzipien,
die früher allein der Skizze vorbehalten waren - lockerer Pinselduktus und offe-
ne Bildstruktur - sich nun auch verstärkt im ausstellungswürdigen Bild wieder-
fanden. Interessanterweise fiihrte dies aber nicht zur Substituierung des Bildes
durch die Skizze. Das verstärkte Arbeiten im Freien, die gesteigerte Spontaneität
des Malakts und die sich von Bildkonventionen befreiende künstlerische Wahr-
nehmung fuhrten zwar zu neuen Freiheiten im ausstellungswürdigen Bild, nicht
aber zur Aufhebung der herkömmlichen, altbewährten Arbeitsformen. Die Vor-
stellung, daß >Vollendung< aufgrund kontinuierlicher Überarbeitung des Materi-
als und geistiger Durchdringung des Stoffes zu erreichen sei, war auch noch bei
den impressionistischen Künstlern lebendig - bei aller >Skizzenhaftigkeit< ihrer
Bilder.

WEIMAR, EIN ZENTRUM IMPRESSIONISTISCHER
LANDSCHAFTSMALEREI

Man kann fur die frühen 1890er Jahre Weimar als ein Zentrum impressionisti-
scher Fandschaftsmalerei in Deutschland bezeichnen. Zwar blieb die Ausstrah-
lung der Weimarer Impressionisten Christian Rohlfs, Ludwig von Gleichen-
Russwurm und Theodor Hagen auf ihr künstlerisches Umfeld gering, doch erst-
mals in Deutschland praktizierten mehrere an einem Ort arbeitende Künstler ei-
ne Landschaftsmalerei impressionistischer Ausrichtung, die sogar durch
Theodor Hagens Professur ihre Verankerung im Lehrbetrieb einer deutschen
Kunstschule erhielt. Aus Hagens Schülerkreis folgten Berthold Paul Förster, J. W.
Jürgens, Franz Horadam und Carl Krummacher der gewandelten Kunstauffas-
sung ihres Lehrers. 254 Vor allem ersterer übernahm die pastellartige Farbigkeit
und die unaufdringliche Ausschnitthaftigkeit der Kompositionen seines Lehrers,
wie sein um 1900 entstandenes Gemälde Sommerlicher Wiesenhang (Farbtf. 8) ver-

254 Die Kunstsammlungen zu Weimar/Graphische Sammlung bewahren ein dickleibiges Festal-
bum, das Hagen 1896 aus Anlaß seines 25jährigen Dienstjubiläums von seinen Schülern über-
reicht wurde (ca. 100 x 60 cm). Das Album gibt Aufschluß darüber, inwieweit sich eine impres-
sionistische Kunstauffassung in seinem Schülerkreis durchgesetzt hatte. Die Arbeiten der ge-
nannten Künstler auf fol. 34, 8, 5 u. 20
 
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