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Zoepfl, Heinrich
Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte: ein Lehrbuch in zwei Bänden (1): Deutsche Volks- und Staatsgeschichte in quellemmäßigem Abrisse bis zur Stiftung des Deutschen Bundes — Stuttgart: Krabbe, 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.47336#0074
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Einleitung. Die Anfänge der deutschen Volksgeschichte.

Das Volk leitete seinen Ursprung unmittelbar von Wodan ab6) und
war in der heidnischen Zeit darum auch vorzugsweise dem Wodans-
cultus ergeben 7): namentlich rühmten sich seine Herrscher eines gött-
lichen Geschlechtes 8). Noch im sechsten Jahrhunderte lebte im Volke
die Sage von einer Einwanderung an den Ostseeküsten aus Schweden
herüber. Schon in dieser Sage tritt in mystischer Einkleidung eine
Unterscheidung von drei Hauptstämmen in diesem grossen und zahl-
reichen Volke hervor 9). Der Name der Gothen erscheinet in gewal-
tiger Ausdehnung von den Mündungen der Weichsel, an dieser herauf
bis zu den Mündungen der Donau, am Pontischen Meere bis an den
Don. Daher mussten auch die Gothen von dem Andrange der asiati-
schen Völkerschaften in der Zeit der Völkerwanderung zunächst be-
troffen werden und den Stoss, welchen sie durch die überfluthen-
den Horden der Hunnen erhielten, dem übrigen Europa mittheilen,
gehört die gothische Bibel - Uebersetzung des arianischen Biscliofes Ulphilas oder
Ulfias (ed. Zahn; neuerdings von v. Gabelentz u. J. Loebe. Leipz. II. Bde.
1836. 43.) — Vergl. über diesen Hist. misc. (Valens) bei Murat, antiq. Ital. I.
p. 83. — G. Waitz, Leben u. Lehre des Ulfila. Hannov. 1840. — Vergl. Note 10. —
6) Ueber die Formen Odhinn, Wodan, Gwodan, God etc. s. J. Grimm
Mythol. p. 94 flg. — Die Gothen erscheinen also als Wodanskinder, wie die Hermionen
als Herminskinder u. s. w. — Vergl. die folgende Note. —
7) Jornandes c. 5: „Adeo ergo fuere laudati Getae, ut dudum Martern.,
apud eos fuisse dicant exortum. Unde et Virgilius: Gradivumque pairem, gelicis
qui praesidet arvis. Quem Martern Gothi semper asperrima placavere cultura. Nam
victimae ejus mortes fuere captorum (der eigentliche Wodansdienst s. oben §. 1),
opinantes bellorum praesulem aptius humani sanguinis effusione placandum. Huie
praedae primordia vovebantur, huic truncis suspendebantur exuviae, eratque illis
religionis praeter caeteros insinuatus effectus, quum parenli devotio nominis videretur
impendi.“ — Dass der Gott hier Mars genannt wird, steht seiner Auffassung als
Wodan, worauf die Beschreibung selbst hinleitet, nicht entgegen, da auch Wodan
regelmässig die Attribute des römischen Mars in sich vereinigt (s. §. 1) und
namentlich vorzugsweise der Sieg-Verleiher (Sig-Tyr) ist. Vergl. §. 14 not. 4. —
8) Das uralte Königshaus der Gothen nannte sich Amali QCoelestes, die Himm-
lischen); — Jornandes c. 14: „Genealogia Procerum (des königlichen Hauses
der Amaler) Gothorum, quos illi Anses (Äsen) i. e. Semideos vocabant.“ — (Daher
noch die Ausdrücke: „den grossen Hansen spielen: Prahl-Hans, hänseln; hansen,
firmare, capere (verfesten); Hanse, eidlich bekräftigte Vereinigung“ u. s. w. —
9) Jornand. c. 17: „Quomodo vero Getae Gepidaeque sint parentes.. paucis
absolvam. Meminisse debes, me initio (cap. 5) de Scandzae insulae gremio (cap. 5:
„quasi officina gentium, aut cerle velut vagina nationum“') Gothos dixisse egressos
cum Berich suo rege tribus tanlum navibus vectos, ad ripam oceani citerio-
ris, i. e. Gothi scandzam (Danzig?) quarum trium una navis, ut assolet, tardius
vecta, nomen genti fertur dedisse, nam lingua eorum pigra gepanta dicitur. Hine
factum est, ut paullatim et corrupte nomen eis ex convicio nasceretür,“ — (Das
Weitere s. unten not. 15.) —
 
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