22. Die Merowinger nach Chlodowig.
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Glanze einer riesigen Tapferkeit, um den Untergang des herrlichen,
in der schönsten Entwickelung begriffenen ostgothischen Volkes zu be-
leuchten und das Bedauern dieses traurigen Ereignisses zu erhöhen.
In den Kriegen mit Justinian s Feldherrn, Beiisar und (später)
Narses, wurden die Ostgothen aufgerieben und somit Italien (553)
der Gewalt dieses undankbaren Kaisers wieder unterworfen 6). Aber
schon im Jahr 568 bemächtigten sich die Langobarden unter der An-
führung ihres Königs Alboin Italien’s, nachdem sie am Anfänge dieses
Jahrhunderts über die Donau gezogen waren und sich in Pannonien
ausgebreitet hatten 7). Die Eroberungen der Langobarden dehnten sich
allmählig immer mehr aus, so dass endlich nur die Gegend um Ravenna
(das sogenannte Exarchat), Rom und sein Stadtgebiet (ducatus Romanus)
und einige Landstriche in Unter-Italien noch die Herrschaft des grie-
chischen Kaisers anerkannten 8). In den bisherigen Sitzen der Lango-
u. 14) verwandt. Er war ein Mann von vielen Geistesgaben und grosser Kraft,
der vielleicht, wenn er sein thätiges Lehen nicht so bald beschlossen hätte, dem
ostgothischen Reiche die zu wünschende Dauer hätte geben können. Er fiel 551 in
der Schlacht gegen Narses bei Taginä. Tejas, der ausgezeichneteste Anführer
unter ihm, wurde hierauf von den Ostgothen zum Könige gewählt. Seinen berühmten
Kampf, in welchem er an der Spitze des Restes seiner Gothen fiel, beschreibt
Procop. de B. Goth. IV. 33. —
6) Beiisar hatte, ehe er die Züge nach Italien begann, das Reich der Van-
dalen in Afrika völlig zerstört. S. Procop. de Bell. Vandal. — Mascov Bd. II.
Anh. VII. VIII. — Ueber Beiisar u. Narses, s. Mascov Bd. II. Anh. XIX. XX.
— Die wenigen Tausende der Ostgoihen, die übrig blieben, wurden nach Constan-
tinopel geschickt. Paul. Diac. II. 2. — Einzelne mögen sich zu anderen deutschen
Völkern gerettet, andere sich unter den Einwohnern Italiens verloren haben. Mascov
a. a. 0. Anh. XXI. — Ueber die unglücklichen Züge, welche die Alamannen unter
Bucelin und Leuthard (vergl. Note 15) zu Gunsten der Gothen machten, und
die letzten Anstrengungen der Ostgothen gegen Narses, s. Gregor Tur. IV. 9.—
Man so S. 277—285. —
') S. §. 14- Note 10 —12. — Das Heer Alboin’s war eine Mischung von
Sachsen, Langobarden und Gepiden, deren König Kunimund er getödtet und somit
das Gepidenreich zertrümmert hatte. Mascov Bd. II. Anh. XXIII. — Alboin
hatte Kunimund’s Tochter, Rosamunde, gezwungen, ihn zu heirathen (Paul.
Diac. II. 6.), und fand nachher seinen Tod auf Anstiften derselben, da er sie im
Rausche gezwungen hatte, aus dem von der Hirnschale ihres Vaters verfertigten
Pokale zu trinken. Paul. Diac. II. 28. — Dass Narses, auf empfindliche Art
von Justinian des Oberbefehles in Italien entsetzt, die Langobarden aufgereizt
habe, sich nach Italien zu werfen, ist nicht unwahrscheinlich. Paul. Diac. II.
4. 5. — Eine feindselige Berührung zwischen den Langobarden und Franken war
unausbleiblich, auch fehlte es nicht an einzelnen Kämpfen zwischen beiden Nationen.
Gregor Tur. L. X. 3. — Paul. Diac. L. III. c. 30 flg. — Bedeutender werden
aber diese Kriege erst nach der Thronbesteigung Pipin’s. —-
8) Mascov Bd. II. S. 290. 292. -
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Glanze einer riesigen Tapferkeit, um den Untergang des herrlichen,
in der schönsten Entwickelung begriffenen ostgothischen Volkes zu be-
leuchten und das Bedauern dieses traurigen Ereignisses zu erhöhen.
In den Kriegen mit Justinian s Feldherrn, Beiisar und (später)
Narses, wurden die Ostgothen aufgerieben und somit Italien (553)
der Gewalt dieses undankbaren Kaisers wieder unterworfen 6). Aber
schon im Jahr 568 bemächtigten sich die Langobarden unter der An-
führung ihres Königs Alboin Italien’s, nachdem sie am Anfänge dieses
Jahrhunderts über die Donau gezogen waren und sich in Pannonien
ausgebreitet hatten 7). Die Eroberungen der Langobarden dehnten sich
allmählig immer mehr aus, so dass endlich nur die Gegend um Ravenna
(das sogenannte Exarchat), Rom und sein Stadtgebiet (ducatus Romanus)
und einige Landstriche in Unter-Italien noch die Herrschaft des grie-
chischen Kaisers anerkannten 8). In den bisherigen Sitzen der Lango-
u. 14) verwandt. Er war ein Mann von vielen Geistesgaben und grosser Kraft,
der vielleicht, wenn er sein thätiges Lehen nicht so bald beschlossen hätte, dem
ostgothischen Reiche die zu wünschende Dauer hätte geben können. Er fiel 551 in
der Schlacht gegen Narses bei Taginä. Tejas, der ausgezeichneteste Anführer
unter ihm, wurde hierauf von den Ostgothen zum Könige gewählt. Seinen berühmten
Kampf, in welchem er an der Spitze des Restes seiner Gothen fiel, beschreibt
Procop. de B. Goth. IV. 33. —
6) Beiisar hatte, ehe er die Züge nach Italien begann, das Reich der Van-
dalen in Afrika völlig zerstört. S. Procop. de Bell. Vandal. — Mascov Bd. II.
Anh. VII. VIII. — Ueber Beiisar u. Narses, s. Mascov Bd. II. Anh. XIX. XX.
— Die wenigen Tausende der Ostgoihen, die übrig blieben, wurden nach Constan-
tinopel geschickt. Paul. Diac. II. 2. — Einzelne mögen sich zu anderen deutschen
Völkern gerettet, andere sich unter den Einwohnern Italiens verloren haben. Mascov
a. a. 0. Anh. XXI. — Ueber die unglücklichen Züge, welche die Alamannen unter
Bucelin und Leuthard (vergl. Note 15) zu Gunsten der Gothen machten, und
die letzten Anstrengungen der Ostgothen gegen Narses, s. Gregor Tur. IV. 9.—
Man so S. 277—285. —
') S. §. 14- Note 10 —12. — Das Heer Alboin’s war eine Mischung von
Sachsen, Langobarden und Gepiden, deren König Kunimund er getödtet und somit
das Gepidenreich zertrümmert hatte. Mascov Bd. II. Anh. XXIII. — Alboin
hatte Kunimund’s Tochter, Rosamunde, gezwungen, ihn zu heirathen (Paul.
Diac. II. 6.), und fand nachher seinen Tod auf Anstiften derselben, da er sie im
Rausche gezwungen hatte, aus dem von der Hirnschale ihres Vaters verfertigten
Pokale zu trinken. Paul. Diac. II. 28. — Dass Narses, auf empfindliche Art
von Justinian des Oberbefehles in Italien entsetzt, die Langobarden aufgereizt
habe, sich nach Italien zu werfen, ist nicht unwahrscheinlich. Paul. Diac. II.
4. 5. — Eine feindselige Berührung zwischen den Langobarden und Franken war
unausbleiblich, auch fehlte es nicht an einzelnen Kämpfen zwischen beiden Nationen.
Gregor Tur. L. X. 3. — Paul. Diac. L. III. c. 30 flg. — Bedeutender werden
aber diese Kriege erst nach der Thronbesteigung Pipin’s. —-
8) Mascov Bd. II. S. 290. 292. -