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Zoepfl, Heinrich
Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte: ein Lehrbuch in zwei Bänden (1): Deutsche Volks- und Staatsgeschichte in quellemmäßigem Abrisse bis zur Stiftung des Deutschen Bundes — Stuttgart: Krabbe, 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.47336#0194
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170 Volksgeschichte. IV. Zeitraum (vom J. 1272 bis 1493).
furt zusammen 2). Der Erzbischof Wern er von Mainz verwendete hier
seinen Einfluss, um die Fürsten für die Wahl des Grafen Rudolf
von Habsburg zu bestimmen. Dieser hatte seit seiner frühesten Jugend
unter Kaiser Friedrich II. und unter Konrad IV., besonders aber
nach dessen Tode im Dienste des K. Ottokar von Böhmen, den Ruf
grosser Tapferkeit und Kriegskunst erworben. Im Jahre 1260 war er
auf seine väterlichen Burgen zurückgekehrt und machte sich seitdem
seinen sämmtlichen Nachbarn, Rittern, Prälaten und Städten durch die
Kühnheit furchtbar, mit welcher er das Faustrecht übte. Der Erz-
bischof Werner halte sich im Jahre 1261 das Geleit Rudolf’s durch
die Schweitz zu seiner Reise nach Rom erbeten und hierbei Gelegen-
heit gefunden, dessen ausgezeichnete persönliche Eigenschaften kennen
zu lernen 3). So ein Mann von edlem Gemüthe und thatkräftigem
Charakter, aber ohne eine Besorgnisse erweckende Hausmacht, war
es, welchen der römische Stuhl nach dem Sturze der Hohenstaufen
wünschen musste, auf den deutschen Thron erhoben zu sehen. Ein
solcher König musste nicht minder den grösseren Fürsten willkommen
sein, deren Politik zunächst auf die Behauptung der unabhängigen
Stellung gerichtet war, welche sie während des Kampfes des Kaiser-
thumes und des Papstthumes errungen hatten. Was aber zunächst den
Ausschlag zu Gunsten Rudolf’s gab, war der Umstand, dass der Kur-
fürst, Herzog Ludwig II. in Bayern , nicht ohne Besorgnisse hinsicht-
lich der Verantwortung war , zu welcher er von dem künftigen Haupte
des Reiches wegen der übereilten , auf einen ungegründeten Verdacht
hin, im Jähzorne angeordneten Hinrichtung seiner Gemahlin, einer Prin-
zessin von Brabant, gezogen werden möchte. Sämmtliche Kurfürsten
theilten den Wunsch, der Schonung des Herzogs Ludwig II. verge-
wissert zu sein und erklärten ihm daher, jedem Könige ihre Stimme
geben zu wollen, welchen er selbst in Vorschlag bringen würde 4). Hier
trat nun der Burggraf von Nürnberg, Friedrich III., ein naher Anver-
wandter des Grafen von Habsburg, ins Mittel und setzte den Kurfürsten
2) Vergl. Chron. Alb. Argent. bei ürstis. II. p. 100: „Congregatis autem prin-
cipibus electoribus in Frankfurt, rege Bohemiae dempto (weil er Slave von Geburt
war) et inter se de periculo diutinae vacationis et de perditione juris principum
invicem conquerentibus ... Moguntinus Rudolphi magnanimitatem et sapientiam com-
mendavit“ etc. —
3) Albert. Argent. Chron. ibid. — Ueber die Abstammung der Grafen von
Habsburg s. Pütter’s Handb. von den deut. Staaten p. 50. — Herrgott, geneal.
diplom. August, gentis Habsb. Vien. 1737. — Lichnowsky (Fürst E. M.) Gesch.
des Hauses Habsburg 183G—-43. VII. Bde. —
4) Diplom. Rudolphi I. a. 1275 bei To In er, Cod, dipl, n, CVII. —■
 
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