$ 43. Rudolf von Habsburg.
169
§• 43.
Rudolf von Habsburg (1273 —1291) *),
Der Zustand des deutschen Reiches während der Regierung
Richard’s von Corn-Wallis war so gut wie anarchisch gewesen; mit
seinem Tode war auch sogar der Name eines Regenten in Deutsch-
land erloschen. Kaum kannte man in dem Reiche mehr ein anderes
Recht, als das Faust recht, wenigstens wurde keines so sehr wie
dieses geübt. Das Beispiel, welches die Fürsten gegeben hatten,
indem sie dem Kaiser den Gehorsam weigerten , wenn von ihnen etwas
anderes, als was ihren eigenen Wünschen entsprach , gefordert wurde,
hatte tief nach unten gewirkt. Die Ritterschaft, die Prälaten und die
Städte befolgten dasselbe System gegen die Fürsten und in ihren
gegenseitigen Händeln, zu welchen die Eifersucht des auf seinen Burgen
häufig darbenden Adels über die Blüthe und den Reichthum der Städte
und der Abteien fortwährenden Stoff gab, erkannten alle Theile längst
keinen anderen Richter mehr, als das Schwerdt. So dringend und
allgemein daher auch bei diesem Zustande das Bedürfniss der wieder-
kehrenden Ordnung, oder was damit gleichbedeutend war, die Noth-
wendigkeit der Wahl eines Reichsoberhauptes gefühlt werden mochte,
eben so gross war die Rathlosigkeit der Kurfürsten, wenn es darauf
ankam, sich über die Person des zu wählenden Königs zu vereinigen.
Die Besorgniss, dass der Papst Gregor X. bei längerer Verzögerung
für die Besetzung des deutschen Thrones Vorsehung treffen werde,
brachte endlich die Fürsten im September des Jahres 1273 in Frank-
’) Quellen: äusser den allgemeinen wie die Contin. annal. Albert. Stad.
Everhard Altah., Albert. Argentin. Stero. Anonym. Leobiensis bei
Pertz, T. I. — Volcmar Chron. bei Oe feie, F. I. p. 524. — Henric. Praepos.
Oettingens. ibid. T. I. — Chron. australe. — Chron. Colmariens. £1211 —1303) bei
Urstis., T. II. — Chron. Salisburg. — Frag, histor. (incert. autor.) bei Urstis.,
T. II. — Austral, histor. pars plenior de gestis sub Rudolpho, Adolpho et
Alberto Caesare a. 1276—1303 bei Freher, Tom. uno. p. 327. — Durani Chron.
bei Leibnitz. — Auch Job. Trithem. Chron. Hirsaug. in dessen op. omn.
Francf. 1601. — Urkunden dieser Zeit in Tolner Cod. diplom. — Lehmann,
Speier. Chron. — besonders auch Gerbert Cod. epistolaris Rudolphi, ed. 1772.—
Schriften: ältere Monographien bei Pütter vollst. Ildbch. §. 87. — Ch. Meister’s
K. Rudolf v. Habsburg, eine Skizze. Nürnberg, 1783. — Günderode, Gesell,
d. röm. K. Rudolf in dessen v. Posselt ges. Werken. — Vergl. Struv, corp.
hist. Period. IX. sect. 1. — M. J. Schmidt, Gesell, d. Deutschen. Bd. VIII. —
Westenrieder, histor. Calend. Jalirg. 1795, p. 162 ff. — Pfister, Gesch. der
Deut. Bd. III. — Wirth, Gesch. d. Deut. II. p. 350 flg. — Mailath, (Graf J.)
Gesch, v. Oesterreich, Bd. I. Hamburg, 1834. —
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§• 43.
Rudolf von Habsburg (1273 —1291) *),
Der Zustand des deutschen Reiches während der Regierung
Richard’s von Corn-Wallis war so gut wie anarchisch gewesen; mit
seinem Tode war auch sogar der Name eines Regenten in Deutsch-
land erloschen. Kaum kannte man in dem Reiche mehr ein anderes
Recht, als das Faust recht, wenigstens wurde keines so sehr wie
dieses geübt. Das Beispiel, welches die Fürsten gegeben hatten,
indem sie dem Kaiser den Gehorsam weigerten , wenn von ihnen etwas
anderes, als was ihren eigenen Wünschen entsprach , gefordert wurde,
hatte tief nach unten gewirkt. Die Ritterschaft, die Prälaten und die
Städte befolgten dasselbe System gegen die Fürsten und in ihren
gegenseitigen Händeln, zu welchen die Eifersucht des auf seinen Burgen
häufig darbenden Adels über die Blüthe und den Reichthum der Städte
und der Abteien fortwährenden Stoff gab, erkannten alle Theile längst
keinen anderen Richter mehr, als das Schwerdt. So dringend und
allgemein daher auch bei diesem Zustande das Bedürfniss der wieder-
kehrenden Ordnung, oder was damit gleichbedeutend war, die Noth-
wendigkeit der Wahl eines Reichsoberhauptes gefühlt werden mochte,
eben so gross war die Rathlosigkeit der Kurfürsten, wenn es darauf
ankam, sich über die Person des zu wählenden Königs zu vereinigen.
Die Besorgniss, dass der Papst Gregor X. bei längerer Verzögerung
für die Besetzung des deutschen Thrones Vorsehung treffen werde,
brachte endlich die Fürsten im September des Jahres 1273 in Frank-
’) Quellen: äusser den allgemeinen wie die Contin. annal. Albert. Stad.
Everhard Altah., Albert. Argentin. Stero. Anonym. Leobiensis bei
Pertz, T. I. — Volcmar Chron. bei Oe feie, F. I. p. 524. — Henric. Praepos.
Oettingens. ibid. T. I. — Chron. australe. — Chron. Colmariens. £1211 —1303) bei
Urstis., T. II. — Chron. Salisburg. — Frag, histor. (incert. autor.) bei Urstis.,
T. II. — Austral, histor. pars plenior de gestis sub Rudolpho, Adolpho et
Alberto Caesare a. 1276—1303 bei Freher, Tom. uno. p. 327. — Durani Chron.
bei Leibnitz. — Auch Job. Trithem. Chron. Hirsaug. in dessen op. omn.
Francf. 1601. — Urkunden dieser Zeit in Tolner Cod. diplom. — Lehmann,
Speier. Chron. — besonders auch Gerbert Cod. epistolaris Rudolphi, ed. 1772.—
Schriften: ältere Monographien bei Pütter vollst. Ildbch. §. 87. — Ch. Meister’s
K. Rudolf v. Habsburg, eine Skizze. Nürnberg, 1783. — Günderode, Gesell,
d. röm. K. Rudolf in dessen v. Posselt ges. Werken. — Vergl. Struv, corp.
hist. Period. IX. sect. 1. — M. J. Schmidt, Gesell, d. Deutschen. Bd. VIII. —
Westenrieder, histor. Calend. Jalirg. 1795, p. 162 ff. — Pfister, Gesch. der
Deut. Bd. III. — Wirth, Gesch. d. Deut. II. p. 350 flg. — Mailath, (Graf J.)
Gesch, v. Oesterreich, Bd. I. Hamburg, 1834. —