Einführung
Wer im Jahre 1874 zwischen dem jungen, soeben erst geeinigten Deutschen Reiche
und Griechenland über die in Olympia zu unternehmenden Ausgrabungen
abgeschlossene Vertrag war bekanntlich der erste seiner Art, welcher bestimmte,
daß nahezu alle Bodenfunde an Eknzelbildwerken, Baugliedern und dergleichen
im Lande verbleiben und nur sogenannte Doppelstücke an Deutschland abgegeben
werden sollten. Dieser Vertrag ist das Vorbild für viele andere Ausgrabungs-
verträge gewordenen ihm ist mit dem ausdrücklichenVerzichtaufdieBereicherung
eines deutschen Museums durch eine Grabung gleichzeitig auch zum ersten Male
der rein wissenschaftliche Charakter der Grabung festgelegt worden. Nur zu dem
idealen Zwecke der Bereicherung unseres Wissens vom griechischen Altertum, um
alle Einzelheiten dieser geweihten Stätte des größten Festes, welches einst über
mehr als ein Jahrtausend hinweg alle Griechenstämme km Wettkampfe vereinigte,
zu kennen, um die Schätze an Bauten, Bildwerken und Schristzeugnissen wieder
ans Licht zu ziehen und nicht zuletzt, um wieder etwas von dem olympischen
Gedanken in der Gegenwart zu erwecken, wurde der Entschluß zum Beginne
dieses großen Unternehmens gefaßt. Es ist zwar von dem heißen Wunsche
Winckelmanns (1767), über die mit einer edlen Begeisterung vorgetragenen
Forderungen (1852) von Ernst Curtius, welcher die Seele der Sache war und 1
blieb, bis zum Beginne der Grabungen im Sommer des Jahres 1875 und
endlich bis zu ihrem Abschluß im Jahre 1881 ein weiter Weg — wer will
jedoch den Zusammenhang zwischen dieser wissenschaftlichen Unternehmung und
ihren weit über die Grenzen der Wissenschaft hknausreichenden Erfolgen und
Ergebnissen mit dem Aufruf des Barons Coubertin, neue Olympiaden in der
Gegenwart zu feiern, übersehen? Es will uns heute wie eine schöne Bestätigung
für die Richtigkeit des damals von Ernst Curtius mit seiner „wissenschaftlichen"
Grabung eingeschlagenen Weges erscheinen, wenn wir glauben, daß die von den
Erdmassen der Jahrtausende befreiten Trümmer der Ruinenstätte im alten
Olympia neben vielen anderen Wirkungen tatsächlich imstande gewesen sind,
neues Leben zu erwecken: Vom Beginne der Ausgrabungen bis zu dem Jahre 1896
führt ein gerader Weg, von der wissenschaftlich wieder erschlossenen Stätte der
antiken Olympiaden zur Erneuerung des alten Gedankens, zur Veranstaltung
von olympischen Spielen in der Gegenwart.
Wie der Ausgrabungsvertrag, so wurde auch die Grabung selbst durch ihre
Organisation und Durchführung, durch die angewendeten Methoden im Auf-
finden, Beobachten, Zusammcnsetzen, Sichern und Wiederherstellcn der Funde
Z
Wer im Jahre 1874 zwischen dem jungen, soeben erst geeinigten Deutschen Reiche
und Griechenland über die in Olympia zu unternehmenden Ausgrabungen
abgeschlossene Vertrag war bekanntlich der erste seiner Art, welcher bestimmte,
daß nahezu alle Bodenfunde an Eknzelbildwerken, Baugliedern und dergleichen
im Lande verbleiben und nur sogenannte Doppelstücke an Deutschland abgegeben
werden sollten. Dieser Vertrag ist das Vorbild für viele andere Ausgrabungs-
verträge gewordenen ihm ist mit dem ausdrücklichenVerzichtaufdieBereicherung
eines deutschen Museums durch eine Grabung gleichzeitig auch zum ersten Male
der rein wissenschaftliche Charakter der Grabung festgelegt worden. Nur zu dem
idealen Zwecke der Bereicherung unseres Wissens vom griechischen Altertum, um
alle Einzelheiten dieser geweihten Stätte des größten Festes, welches einst über
mehr als ein Jahrtausend hinweg alle Griechenstämme km Wettkampfe vereinigte,
zu kennen, um die Schätze an Bauten, Bildwerken und Schristzeugnissen wieder
ans Licht zu ziehen und nicht zuletzt, um wieder etwas von dem olympischen
Gedanken in der Gegenwart zu erwecken, wurde der Entschluß zum Beginne
dieses großen Unternehmens gefaßt. Es ist zwar von dem heißen Wunsche
Winckelmanns (1767), über die mit einer edlen Begeisterung vorgetragenen
Forderungen (1852) von Ernst Curtius, welcher die Seele der Sache war und 1
blieb, bis zum Beginne der Grabungen im Sommer des Jahres 1875 und
endlich bis zu ihrem Abschluß im Jahre 1881 ein weiter Weg — wer will
jedoch den Zusammenhang zwischen dieser wissenschaftlichen Unternehmung und
ihren weit über die Grenzen der Wissenschaft hknausreichenden Erfolgen und
Ergebnissen mit dem Aufruf des Barons Coubertin, neue Olympiaden in der
Gegenwart zu feiern, übersehen? Es will uns heute wie eine schöne Bestätigung
für die Richtigkeit des damals von Ernst Curtius mit seiner „wissenschaftlichen"
Grabung eingeschlagenen Weges erscheinen, wenn wir glauben, daß die von den
Erdmassen der Jahrtausende befreiten Trümmer der Ruinenstätte im alten
Olympia neben vielen anderen Wirkungen tatsächlich imstande gewesen sind,
neues Leben zu erwecken: Vom Beginne der Ausgrabungen bis zu dem Jahre 1896
führt ein gerader Weg, von der wissenschaftlich wieder erschlossenen Stätte der
antiken Olympiaden zur Erneuerung des alten Gedankens, zur Veranstaltung
von olympischen Spielen in der Gegenwart.
Wie der Ausgrabungsvertrag, so wurde auch die Grabung selbst durch ihre
Organisation und Durchführung, durch die angewendeten Methoden im Auf-
finden, Beobachten, Zusammcnsetzen, Sichern und Wiederherstellcn der Funde
Z