IH. Saal der klassischen Bildwerke
Gegenüber der Überfülle der Funde von Skulpturen, die zum Zeustempel
gehören, gegenüber der Tatsache, daß von dessen Giebelfiguren sämtliche wieder
aufgefunden werden konnten, wird man sich wundern, daß von den gewiß
unzähligen Werken archaischer und insbesondere klassischer Zeit, die einst, nach
dem Zeugnis des Pausanias und auch nach dem Zeugnis der Jnschriftbasen,
die Altis geradezu überfüllt haben müssen, nur die wenigen Bruchstücke, die
hier in zwei schmalen Räumen ausgestellt werden können, gefunden wurden.
Das erklärt sich daraus, daß nach dem Untergang der Olympischen Spiele die
Marmorbilder zu Kalk verbrannt, die Bronzewerke eingeschmolzen wurden, der
Zeustempel aber noch lange aufrecht stehengeblkeben ist und dadurch seine Bild-
werke behielt, bis ihn ein gewaltiges Erdbeben, wahrscheinlich im 8. Ihd. n. Ehr.,
nicdcrwarf,- dann wurden die Reste in die kümmerlichen Hausmauern einer
byzantinischen Siedlung verbaut und sind dadurch erhalten geblieben. Es ist
daher ein ganz seltener Glücksumstand, daß eine Statue wie die des Hermes
von Praxiteles nahezu vollständig und in einzigartiger Erhaltung in eine Lehm-
schicht des Herakons gebettet gefunden wurde. Meisterhaft die Arbeit des Leibes,
des Gewandes und des flockigen, fast nur skizzenhaften Haares, dessen Wirkung
die glatte Politur des Körpers nur erhöht. Die Aufstellung in einer Nische lehnt
sich an die einstige Aufstellung in dem damals schon zum Museum gewordenen
Heraion an. Aus der Zeit des Praxiteles, vielleicht sogar aus seinem engeren
Kunstkreis stammt das einst zu einer Marmorstatuctte gehörige Köpschen eines
beinahe schwärmerisch aufblickenden Mädchens, es wird gewöhnlich Aphrodite
genannt, wegen vieler Ähnlichkeiten mit der Aphrodite des Praxiteles. Schöne
Beispiele von weiteren Originalwerken des 4. Zhds. sind weiter der Kopf des
bärtigen Faustkämpfers Satyros, dessen nicht gerade edlen Gesichtszüge hinter
der Vorzüglichkeit der Arbeit verschwinden, sowie der bewegte Kopf eines
Jünglings, der wohl wegen seiner geschwollenen Ohren ebenfalls von der Sieger-
statue eines Faustkämpfers stammt,- das Werk gehört künstlerisch in den Kreis
des Lysipp, also ins letzte Drittel des 4. Ihds. Die hier ausgestellte Statuenbasis
ist das einzige Orkginalwerk, das wir von der Hand dieses Meisters besitzen.
Die Reliefs auf drei Seiten der Basis stellen die Taten des pulydamas dar,
eines Pankratkonsiegers, dessen Bild, von der Hand des Lysipp, auf der Statue
stand. Dieser pulydamas, ein neuer Herakles, war bekannt durch verschiedene
Taten,- einst habe er einen Löwen ohne jede Waffe gewürgt, wie Herakles,- dies
ist auf der einen Nebcnseite dargestellt, auf der anderen sitzt er triumphierend
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Gegenüber der Überfülle der Funde von Skulpturen, die zum Zeustempel
gehören, gegenüber der Tatsache, daß von dessen Giebelfiguren sämtliche wieder
aufgefunden werden konnten, wird man sich wundern, daß von den gewiß
unzähligen Werken archaischer und insbesondere klassischer Zeit, die einst, nach
dem Zeugnis des Pausanias und auch nach dem Zeugnis der Jnschriftbasen,
die Altis geradezu überfüllt haben müssen, nur die wenigen Bruchstücke, die
hier in zwei schmalen Räumen ausgestellt werden können, gefunden wurden.
Das erklärt sich daraus, daß nach dem Untergang der Olympischen Spiele die
Marmorbilder zu Kalk verbrannt, die Bronzewerke eingeschmolzen wurden, der
Zeustempel aber noch lange aufrecht stehengeblkeben ist und dadurch seine Bild-
werke behielt, bis ihn ein gewaltiges Erdbeben, wahrscheinlich im 8. Ihd. n. Ehr.,
nicdcrwarf,- dann wurden die Reste in die kümmerlichen Hausmauern einer
byzantinischen Siedlung verbaut und sind dadurch erhalten geblieben. Es ist
daher ein ganz seltener Glücksumstand, daß eine Statue wie die des Hermes
von Praxiteles nahezu vollständig und in einzigartiger Erhaltung in eine Lehm-
schicht des Herakons gebettet gefunden wurde. Meisterhaft die Arbeit des Leibes,
des Gewandes und des flockigen, fast nur skizzenhaften Haares, dessen Wirkung
die glatte Politur des Körpers nur erhöht. Die Aufstellung in einer Nische lehnt
sich an die einstige Aufstellung in dem damals schon zum Museum gewordenen
Heraion an. Aus der Zeit des Praxiteles, vielleicht sogar aus seinem engeren
Kunstkreis stammt das einst zu einer Marmorstatuctte gehörige Köpschen eines
beinahe schwärmerisch aufblickenden Mädchens, es wird gewöhnlich Aphrodite
genannt, wegen vieler Ähnlichkeiten mit der Aphrodite des Praxiteles. Schöne
Beispiele von weiteren Originalwerken des 4. Zhds. sind weiter der Kopf des
bärtigen Faustkämpfers Satyros, dessen nicht gerade edlen Gesichtszüge hinter
der Vorzüglichkeit der Arbeit verschwinden, sowie der bewegte Kopf eines
Jünglings, der wohl wegen seiner geschwollenen Ohren ebenfalls von der Sieger-
statue eines Faustkämpfers stammt,- das Werk gehört künstlerisch in den Kreis
des Lysipp, also ins letzte Drittel des 4. Ihds. Die hier ausgestellte Statuenbasis
ist das einzige Orkginalwerk, das wir von der Hand dieses Meisters besitzen.
Die Reliefs auf drei Seiten der Basis stellen die Taten des pulydamas dar,
eines Pankratkonsiegers, dessen Bild, von der Hand des Lysipp, auf der Statue
stand. Dieser pulydamas, ein neuer Herakles, war bekannt durch verschiedene
Taten,- einst habe er einen Löwen ohne jede Waffe gewürgt, wie Herakles,- dies
ist auf der einen Nebcnseite dargestellt, auf der anderen sitzt er triumphierend
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