I. Der Saal des Leustempels von Olympia
Eer Saal enthält außer der Nike des Palomos an der Rückwand nur Bildwerke
des Zeustempels: die Figuren, welche in den Giebeln über den Säulen der nach
Osten und Westen sehenden Schmalseiten des Tempels standen,- ferner die
Metopenreliefs, welche zwischen den Triglyphen über den niedrigeren Säulen der
Eingangshalle hinter den Frontsäulen lagen, sechs Metopen im Osten und sechs
im Westen sowie vier Wasserspeier in Form von Löwenköpfen.
Die Gkebelfiguren sind sämtlich, wenn auch z. T. arg zertrümmert, meist in
späten Hausmauern verbaut, wkedergefunden worden,- in beiden Giebeln standen,
nahezu rundplastisch gearbeitet, je 21 Figuren. Nach dem Zeugnis des Pausanias
war im Osten die Vorbereitung des Wagenrennens dargestellt, das der König
Oinomaos dem jungen Pelops bei dessen Werbung um seine Tochter Hkppodameia
zur Bedingung stellt,- im Westen sah man den Kamps der Lapithen gegen die
Kentauren, der bei der Hochzeit des peirithoos mit Deidameia entbrennt.
2 Der Ostgkebel: kn der Mitte steht Zeus, der Herr des Heiligen Bezirkes und
Inhaber des Haupttempels in Olympia, rechts von ihm Oinomaos mit herrischer
Gebärde und sprechend, neben ihm seine Gattin Sterope, in strenger Haltung
ausgerkchtet beim Opfer,- auf der Gegenseite das jugendliche paar: Pelops
mit gesenktem Haupt und zusammengepreßten Lippen, daneben innerlich und
äußerlich bewegt Hippodameia, die Braut, die ihn liebt. Fetzt folgen beiderseits,
nach vorn gestaffelt, die Giebelmitte abzäunend gegen die Flügel, die Gespanne,
je vier Pferde mit je einem Wagen. Davor rechts eine Dienerin, links
Abb.5 ein Pferdebursche (Abb. 5), der die Zügel hält — beide hockend und mit ihrem
runden Rücken schön in die Rundung vor den Pferdeleibern eingeschmiegt. Hinter
den Pferden kniet links ein kräftiger Mann, am ehesten ein Wagenlenker, rechts
sitzt auf dem Boden ein Mann mit allen Zeichen des Alters: das haarlose Haupt,
der dicke Bauch, die Schuhe und der warme Mantel kennzeichnen den Greis,
Gebärde der Hand und Gesichtsausdruck ein trübes Sinnen,- es ist ein Seher,
der die Zukunft, den bevorstehenden Tod des Königs kennt. — Der Meister im
Ostgkebel liebt die Abwechselung durch Gegensätze: nahezu tatenloses Neben-
einanderstehen in der Mitte, hinter den Pferden Handlung und Bewegung, die
nach den Ecken hin zunkmmt. Hinter dem sinnenden Seher folgt ein Motiv aus
dem Alltag, neben der hohen Schau des Alten der niedere Tag in Gestalt eines
Knaben, der unbekümmert um das ernste Geschehen um ihn seine Zehen sauber
macht. Die ganze Kunst des Meisters in der Gegensatzwirkung zeigt sich in den
Eckfiguren: rechts ein Jüngling, der lebhaft bewegt wie eine Spirale sich aus
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Eer Saal enthält außer der Nike des Palomos an der Rückwand nur Bildwerke
des Zeustempels: die Figuren, welche in den Giebeln über den Säulen der nach
Osten und Westen sehenden Schmalseiten des Tempels standen,- ferner die
Metopenreliefs, welche zwischen den Triglyphen über den niedrigeren Säulen der
Eingangshalle hinter den Frontsäulen lagen, sechs Metopen im Osten und sechs
im Westen sowie vier Wasserspeier in Form von Löwenköpfen.
Die Gkebelfiguren sind sämtlich, wenn auch z. T. arg zertrümmert, meist in
späten Hausmauern verbaut, wkedergefunden worden,- in beiden Giebeln standen,
nahezu rundplastisch gearbeitet, je 21 Figuren. Nach dem Zeugnis des Pausanias
war im Osten die Vorbereitung des Wagenrennens dargestellt, das der König
Oinomaos dem jungen Pelops bei dessen Werbung um seine Tochter Hkppodameia
zur Bedingung stellt,- im Westen sah man den Kamps der Lapithen gegen die
Kentauren, der bei der Hochzeit des peirithoos mit Deidameia entbrennt.
2 Der Ostgkebel: kn der Mitte steht Zeus, der Herr des Heiligen Bezirkes und
Inhaber des Haupttempels in Olympia, rechts von ihm Oinomaos mit herrischer
Gebärde und sprechend, neben ihm seine Gattin Sterope, in strenger Haltung
ausgerkchtet beim Opfer,- auf der Gegenseite das jugendliche paar: Pelops
mit gesenktem Haupt und zusammengepreßten Lippen, daneben innerlich und
äußerlich bewegt Hippodameia, die Braut, die ihn liebt. Fetzt folgen beiderseits,
nach vorn gestaffelt, die Giebelmitte abzäunend gegen die Flügel, die Gespanne,
je vier Pferde mit je einem Wagen. Davor rechts eine Dienerin, links
Abb.5 ein Pferdebursche (Abb. 5), der die Zügel hält — beide hockend und mit ihrem
runden Rücken schön in die Rundung vor den Pferdeleibern eingeschmiegt. Hinter
den Pferden kniet links ein kräftiger Mann, am ehesten ein Wagenlenker, rechts
sitzt auf dem Boden ein Mann mit allen Zeichen des Alters: das haarlose Haupt,
der dicke Bauch, die Schuhe und der warme Mantel kennzeichnen den Greis,
Gebärde der Hand und Gesichtsausdruck ein trübes Sinnen,- es ist ein Seher,
der die Zukunft, den bevorstehenden Tod des Königs kennt. — Der Meister im
Ostgkebel liebt die Abwechselung durch Gegensätze: nahezu tatenloses Neben-
einanderstehen in der Mitte, hinter den Pferden Handlung und Bewegung, die
nach den Ecken hin zunkmmt. Hinter dem sinnenden Seher folgt ein Motiv aus
dem Alltag, neben der hohen Schau des Alten der niedere Tag in Gestalt eines
Knaben, der unbekümmert um das ernste Geschehen um ihn seine Zehen sauber
macht. Die ganze Kunst des Meisters in der Gegensatzwirkung zeigt sich in den
Eckfiguren: rechts ein Jüngling, der lebhaft bewegt wie eine Spirale sich aus
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