der Ecke windet, voller Spannung, fast Neugier, den in knappsten Formen
gehaltenen Kopf nach vorn gestreckt,- ihm entspricht auf der anderen Seite ein
breit hingelagertcr, behaglicher Leib,- beides sollen Flußgötter sein, Kladeos und
Alpheios, welche die Altis von Olympia umströmen. Vor dem Gelagerten links
fehlt jetzt nur noch ein emporblickender Mann, wohl ebenso ein Seher wie der
rechts hinter den Pferden.
Im Ostgiebel stehen alle Figuren vereinzelt im Giebelrahmen, viel Lustraum
umspielt sie,- ihre Verbindung untereinander ist kompositioneller Art durch die
teils symmetrische, teils über Kreuz angeordnete Entsprechung der Figuren nach
der Art des Stehens, Hockens oder Liegens, nach ihren Bewegungsformen,-
ihre Beziehungen zueinander sind vor allem geistiger Art, und dazu stimmt die
Vereinzelung, die Vereinsamung der Gestalten im Raum vorzüglich. Die
Sparsamkeit der Gebärden und ihre Ausdruckskraft kommt unterstützend hinzu,-
man hat den Eindruck eines nur dumpf geahnten großen Geschehens. Hinter
allem steht die Besitzergreifung des Landes durch einen jugendlichen Helden —
die Voraussetzung für die Begründung des griechischen Heiligtums.
Blickt man vom Ostgiebel hinüber zum Westgiebel, so kann man sich des Ein- 3
druckes nicht erwehren, daß hier, was die Komposition anbetrifft, bei aller
Ähnlichkeit in den Einzelformen der Leiber, Köpfe, Gewänder und Haare, nicht
leicht ein stärkerer Gegensatz zum Ostgiebel gedacht werden kann: an Stelle der
Vereinzelung ist hier eine innige Verflechtung aller Figuren ineinander und
durcheinander gestaltet, es geht ein Gewoge durch den Giebel von einer Ecke zur
anderen, nur in der Mitte, wie ein ruhender Pol im Gewühle eines Kampfes,
steht groß und mächtig, alles andere überragend — Apollon, nur mit der Wendung
seines Hauptes und der gebietenden Gebärde seiner Rechten am Kampfe beteiligt.
Auch dieser Giebelmeister bildet untereinander gegengleiche Gruppen: in den
Ecken Weiber, die vor dem wild entbrannten Kampfe der Lapithen und Kentauren
in die äußersten Ecken des Hochzeitssaales entflohen sind, mit angstvollen Gebärden
von ihren Pfühlen hinüberblickend. Das übrige ist aufgeteilt in je zwei Drei-
figurengruppen, welche einmal dicht vor den Frauen in den Ecken und einmal
dicht neben Apollon sich entfalten,- es sind Gruppen, die aus einem Kentauren
in der Mitte und einem Lapithen gebildet werden, welcher einer Lapithin zu Hilfe
kommt, die von einem wilden Kentauren gierig ergriffen worden ist. Diese
Gruppen sind in ihrer Anordnung jeweils dem aufsteigenden Giebelrahmen
angepaßt — sie steigen nach der Mitte zu an. Zwischen diesen zwei Gruppen vor
den Frauen und neben Apollon ist auf beiden Seiten je eine Zweifigurengruppe
eingefügt: ein Kentaur und ein Lapith, beide in die Knie brechend,- rechts wird
ein Jüngling von einem Kentauren, den er würgt, in den Arm gebissen, so daß
er laut schreit,- links sträubt sich ein Knabe mit kindlichen Fäusten vergeblich
gegen den andrängenden Kentauren. Auch hier wiederholen die Gruppen im
Aufsteigen der Köpfe rechts und im Abfallen links die Schräge des Giebel-
rahmens über ihnen.
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gehaltenen Kopf nach vorn gestreckt,- ihm entspricht auf der anderen Seite ein
breit hingelagertcr, behaglicher Leib,- beides sollen Flußgötter sein, Kladeos und
Alpheios, welche die Altis von Olympia umströmen. Vor dem Gelagerten links
fehlt jetzt nur noch ein emporblickender Mann, wohl ebenso ein Seher wie der
rechts hinter den Pferden.
Im Ostgiebel stehen alle Figuren vereinzelt im Giebelrahmen, viel Lustraum
umspielt sie,- ihre Verbindung untereinander ist kompositioneller Art durch die
teils symmetrische, teils über Kreuz angeordnete Entsprechung der Figuren nach
der Art des Stehens, Hockens oder Liegens, nach ihren Bewegungsformen,-
ihre Beziehungen zueinander sind vor allem geistiger Art, und dazu stimmt die
Vereinzelung, die Vereinsamung der Gestalten im Raum vorzüglich. Die
Sparsamkeit der Gebärden und ihre Ausdruckskraft kommt unterstützend hinzu,-
man hat den Eindruck eines nur dumpf geahnten großen Geschehens. Hinter
allem steht die Besitzergreifung des Landes durch einen jugendlichen Helden —
die Voraussetzung für die Begründung des griechischen Heiligtums.
Blickt man vom Ostgiebel hinüber zum Westgiebel, so kann man sich des Ein- 3
druckes nicht erwehren, daß hier, was die Komposition anbetrifft, bei aller
Ähnlichkeit in den Einzelformen der Leiber, Köpfe, Gewänder und Haare, nicht
leicht ein stärkerer Gegensatz zum Ostgiebel gedacht werden kann: an Stelle der
Vereinzelung ist hier eine innige Verflechtung aller Figuren ineinander und
durcheinander gestaltet, es geht ein Gewoge durch den Giebel von einer Ecke zur
anderen, nur in der Mitte, wie ein ruhender Pol im Gewühle eines Kampfes,
steht groß und mächtig, alles andere überragend — Apollon, nur mit der Wendung
seines Hauptes und der gebietenden Gebärde seiner Rechten am Kampfe beteiligt.
Auch dieser Giebelmeister bildet untereinander gegengleiche Gruppen: in den
Ecken Weiber, die vor dem wild entbrannten Kampfe der Lapithen und Kentauren
in die äußersten Ecken des Hochzeitssaales entflohen sind, mit angstvollen Gebärden
von ihren Pfühlen hinüberblickend. Das übrige ist aufgeteilt in je zwei Drei-
figurengruppen, welche einmal dicht vor den Frauen in den Ecken und einmal
dicht neben Apollon sich entfalten,- es sind Gruppen, die aus einem Kentauren
in der Mitte und einem Lapithen gebildet werden, welcher einer Lapithin zu Hilfe
kommt, die von einem wilden Kentauren gierig ergriffen worden ist. Diese
Gruppen sind in ihrer Anordnung jeweils dem aufsteigenden Giebelrahmen
angepaßt — sie steigen nach der Mitte zu an. Zwischen diesen zwei Gruppen vor
den Frauen und neben Apollon ist auf beiden Seiten je eine Zweifigurengruppe
eingefügt: ein Kentaur und ein Lapith, beide in die Knie brechend,- rechts wird
ein Jüngling von einem Kentauren, den er würgt, in den Arm gebissen, so daß
er laut schreit,- links sträubt sich ein Knabe mit kindlichen Fäusten vergeblich
gegen den andrängenden Kentauren. Auch hier wiederholen die Gruppen im
Aufsteigen der Köpfe rechts und im Abfallen links die Schräge des Giebel-
rahmens über ihnen.
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