Allgemeine theologische Bibliothek (4.1775a)

L6 Der Christus Gottes.

Xl.

Der Christus Gottes, nach dem Begriffe
der heiligen Schriften (Nebst einer Vorrede
Sr. — Herrn D. C. A. Crustus — Ur» ?ien. —
von dem, wie die, welche die Religion in die Tu-
gend setzen, auf die Erkenntniß Christi zurückzu-
weisen sind.) in Auszügen aus gehaltenen Predig-
ten als einer sortgehenden Abhandlung, zu betrach-
ten vorgcstcllt von M- Ge. Dan. Pezold, Pfarrer
zu Seelniz, Waldauischen Creisses. Slogan, bey
C-F. Günther. 1774. 416. Seiten. 8,


err Crustus seufzt in der Vorrede über den Ei-

fcr dercrjenigen, welche zu viel Moral predi-
gen und mit aller Gewalt die Menschen fromm
und tugendhaft machen wollen. Schlimm genung,
daß auch er noch nicht weiß, daß Tugend predigen
und Jesum Christum predigen einerley ist;— i)
weil Jesus selbst schier nichts als Tugend predigte,
2) weil Tugend und Ausbesserung der Menschen
der Hauptzweck sejner Sendung war, z)weil tu-
gendhaft, das heißt, gesinnt scyn, wie Jesus Chri-
stus auch war, das einzige 8peci6cum in dem Be-
griffe eines Christen ist, 4) weil Tugend allein Am
theil an Jesu Verdienste giebt.
Darin» hat H. Crustus wohl recht, daß man
die Tugend nicht ohne Beziehung auf Christum
und ohne evangelische Motiven predigen sollte. Aber
er urtheilt auch sehr lieblos, wenn er den Tugend-
predigern allen den Vorwurf macht, daß sie Chri¬

stum