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Boeheim, Wendelin
Handbuch der Waffenkunde: das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts — Leipzig, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.13832#0390

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C. Die Schlagwaffen. 4. Handwaffen mit Schiefsvorricatungen. 379

von beiden charakteristischen Formen Exemplare, welche von her-
vorragenden historischen Personen herrühren. (Fig. 448 und 449.)
Unterbefehlshaber der türkischen Reiterei führten im 17. Jahrhundert
Streitäxte mit zwei- oder dreifachen Beilen, die fast jenen auf den
antiken Darstellungen der Amazonenkämpfe gleichen, aber in zwei
verschiedenen Formen vorkommen; die aus drei Beilen bestehenden
erscheinen öfter mit Tausia geziert, weshalb zu vermuten ist, dafs
sie höheren Truppenführem angehörten. (Fig. 450.)

Ein altmexikanisches Streitbeil sehen wir in der folgenden Figur
(Fig. 451.)

4. Handwaffen mit Schiefsvorrichtungen.

Nahezu alle Hand Waffenformen, ja, überhaupt alle Handwaffen
kommen etwa von der Mitte des 16. Jahrhunderts an zuweilen in Ver-
bindung mit Schiefsvorrichtungen vor. Bei Stangenwaffen findet sich
selten nur eine an solchen angebracht, weit häufiger deren zwei an den
entgegengesetzten Seiten der Spiefsblätter. Die Wahrnehmung, dafs
derlei kombinierte Waffen fast ausnahmslos reich verziert erscheinen,
beweist, dafs dieselben im Kriege selbst keine oder nur vereinzelt
Anwendung gefunden haben, und dafs wir in ihnen nur Trabanten-
waffen vor Augen haben. Bei einem Hoflager mufsten derlei Aus-
rüstungen zweifelsohne von grofsem Vorteile für den Wachtdienst
sein, da der Mann damit nicht nur eine ausgiebige Stöfs-, be-
ziehungsweise Hiebwaffe besafs, sondern auch in der Lage war, durch
einen abgefeuerten Schufs zu verletzen und die Gefahr rasch zur
Kenntnis zu bringen. Am Beginne des 17. Jahrhunderts ver-
schwinden diese kombinierten Trabantenwaffen fast plötzlich. (Fig. 452,
453.) Bald nach der Einführung des Radschlosses erscheinen auch
die Schweinspiefse mit Schiefsvorrichtungen ausgestattet. Hier hatten
die letzteren eine besondere fachliche Bestimmung, und derlei Waffen
erhalten sich auch noch bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts.
(Fig. 454.)

Bei Trabantenspiefeen, Partisanen, Helmbarten etc. finden sich
die Schiefsvorrichtungen paarweise an den Flachseiten der Klinge
angeordnet. Zwei in der Regel nicht über 20 cm. lange Läufe sind
auf entsprechend hohen Stegen in der rückwärtigen Hälfte der Spiefs-
klinge angeschweifst, welch letztere statt gerippt zumeist in der Mitte
rinnenartig gebildet ist, um den Flug des Geschosses nicht zu
hindern. Die Radschlösser befinden sich entweder an den beiden
Seiten oder zunächst hinter dem Laufe. Die Abfeuerung geschieht
 
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