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Boeheim, Wendelin
Handbuch der Waffenkunde: das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts — Leipzig, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.13832#0583

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IV. Bemerkungen für Freunde und Sammler

von Waffen.

i. Die Beurteilung der Echtheit und des Wertes

der Waffen.

Das Erkennen der Echtheit einer Waffe ist eine der schwierigsten
Aufgaben für den Sammler, es erfordert nebst einer tüchtigen
Kenntnis der Geschichte ein ungemeines Formenstudium, eine grofse
Geläufigkeit in der Bestimmung der zahllosen Stilvarianten und eine
nicht geringe Kenntnis der alten technischen Herstellungsarten. Dabei
mufs dem Beurteiler ein sicheres Auge zu Gebote stehen, ein Vor-
zug, dessen sich nicht jeder erfreut, der die obigen Bedingungen er-
füllen zu können vermeint. Wenn es nun auch keinem Zweifel
unterliegt, dafs die fortwährende praktische Übung die Fähigkeit zu
einem klaren und richtigen Urteile herbeiführen kann, so gibt es doch
viele Leute, die dessenungeachtet nie zur vollen Sicherheit in der
Beurteilung alter Gegenstände gelangen, weil ihnen die natürliche Be-
gabung hierzu mangelt. Der Sammler selbst besitzt in der Regel eine
mehr kulturgeschichtliche als fachliche Bildung, die ihn zwar einiger-
mafsen unterstützt, aber doch nicht das sichere Auge gewinnen läfst,
das der Händler, der oft ganz ungebildet ist und sich von einem un-
bewufsten Gefühle leiten läfst, sich auf Grund jahrelanger Beschäf-
tigung mit alten Kunsterzeugnissen anzueignen weifs. Häufig sehen
sich beide betrogen; der Sammler hat in solchem Falle das Falsum
meist auf dem Halse, während der Händler sich desselben auf gute
Manier zu entledigen weifs. In jedem Jahre werden Unsummen für
wertlose Fälschungen verschleudert, und zwar oft von Leuten, die sich
nicht wenig auf ihr Verständnis zu gute thun. Ähnlich verhält es
sich mit der Beurteilung des Preises eines Gegenstandes, sofern es
nicht um den Preis an sich als pretium affectionis, sondern um sein
Verhältnis zu der Seltenheit oder den Kunstwert sich handelt. Der rich-
tige Mafsstab für den Preisansatz auf unserem Gebiete mangelt allent-
halben. So kann noch heute ein geschulter Sammler das wertvollste
 
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