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Boeheim, Wendelin
Handbuch der Waffenkunde: das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts — Leipzig, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.13832#0484

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D. Die Fernwaffen. 6. Das Gewehrschlofs.

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dem Lefoucheux-System, mit nach abwärts zu legendem Kolben, bald
darauf ein anderes mit Schraubenverschlufs. Im 18. Jahrhundert häufen
sich die Hinterladeprojekte experimentierender Büchsenmacher, und
man findet in ihren Konstruktionen nahezu alle heutigen Systeme
wenigstens in ihren mechanischen Prinzipien vertreten. In dieser
Periode erscheinen auch die ersten Magazingewehre, von denen die
meisten vom Kolbenschuh aus versorgt werden.

Das Erkennen der Herkunft eines Laufes ist zuweilen schwierig,
und es erfordert jedenfalls viele Übung, um die kleinen Formeneigen-
tümlichkeiten der verschiedenen Werkstätten sich in das Gedächtnis
zu prägen. Vor etwa 1520 finden sich keine sicheren Beschaumarken,
um die Herkunft zu konstatieren, und auch nach dieser Zeit finden
sich solche nur von wenigen deutschen Orten. Die älteste Marke
einer Beschau durch die Behörde findet sich an Nürnberger Läufen.
Diese ist anfänglich ein N, später, von etwa 1570 an, stellt sie
das bekannte geteilte Nürnberger Wappen dar. In Augsburg wird
der „Stadtpyr" ins Gesenk geschlagen. Spanische Läufe erhalten
erst im 17. Jahrhundert Beschaumarken, die in eingestempelten Lilien
bestehen; solche finden sich im 18. Jahrh. auch an neapolitanischen.
Charakteristisch sind die spanischen Meisterstempel, welche im Grunde
vergoldet werden. Als die Fabriken zu Suhl der alten Grafschaft
Henneberg in Aufnahme kamen, führten sie eine kleine Marke mit
dem Worte SVL.

Mailänder Läufe führen eine Zeitlang ein Kreuz die Brescianer
erscheinen ohne Beschaumarke und werden nur nach Meisternamen
oder Monogrammen beurteilt, ebenso die steierischen und jene von
Ferlach in Kärnten.

6. Das Gewehrschlofs.

Bis ins 15. Jahrhundert erfolgte die Zündung des Gewehres, wie
wir wissen, mittelst der Hand durch Aufie°;en eines brennenden
Stückes Holzschwamm oder einer Stricklunte. Als das Zündloch an
der Seite der Rohrwand angebracht wurde, fügte man die Pfanne
hinzu. Das Bedürfnis, während des Zielens abfeuern zu können,
gab Veranlassung zur Bildung des Luntenhahnes und des Lunten-
schlosses.

Man kann bei der ersten Anwendung mechanischer Hilfsmittel
zur Abfeuerung von einem Luntenschlofs nicht sprechen, da der
ganze Apparat in nichts als einem Stängelchen bestand, welches am
Schafte mit einem Stifte befestigt war. Vorne war ein Spalt an-
gebracht, in welchen der Schwamm oder die Lunte gezwängt wurde.
 
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