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https://doi.org/10.11588/diglit.5485#0254
XII.
Der Liebeszauber»
Zur Erklärung eines antiken Vasengemäldes.
In einer Skizze, welche nach ilcs berühmten Kanzelredncrs und
Theologen Fr. V. Reinhard Tod von seinem Leben und Mein-
ungen als Beilage zu einem Portrait desselben entworfen worden
ist, wird auch angeführt, dafs er, ein tiefer Kenner der Ge-
schichte und Freund des nnvergefsüclieu Johannes von Müller,
ganz eigene Ansichten von dem Einflnfs gehabt habe, welcher den
Weibern auf die wichtigsten Wellhegebenheilen älterer und neuerer
Zeit zugestanden weiden müsse, und daher nicht sowohl eine Ge-
schichte des weiblichen Geschlechtes, sondern noch mehr eine all-
gemeine Geschichte, wie sie sich durch die Weiber gestaltet, von
einer Meisterhand abgefafsl zu sehen gewünscht habe. Wir kön-
nen aus vertrauter Bekanntschaft mit jenem Manne, den unser
Vaterland zu ehren nicht aufhören wird, das dort Bemerkte noch
dadurch ergänzen, dafs er sich zur Rechtfertigung seines Wun-
sches auf das merkwürdige Zeugnifs zu berufen pflegte, womit
der Vater der Geschichte, der ehrwürdige Herodotns, sein von
den nenn Musen benanntes Geschichtswerk anfangt, indem er die
wechselseitigen Beschuldigungen anführt, die sich die Perser und
Phönizier als die Repräsentanten des asiatischen Continents und
die Griechen als die Vorsprechet' der europäischen Länder darüber
machten, woher der so (ief eingewurzelte Nationalhafs zwischen
den Völkern heider Continente abstamme. Alles Uebel kam von den
Weibern. Asiaten und Europäer raubten gegenseitig- Jungfrauen
oder Prinzessinnen. Zuerst entführten pbönizische Seefahrer die
6chöne Io aus Argos. Das vergalt Jason, als er Medea aus Kni-
ebis raubte. Und durch diesen Raub wurde wieder der -Sohn des
Der Liebeszauber»
Zur Erklärung eines antiken Vasengemäldes.
In einer Skizze, welche nach ilcs berühmten Kanzelredncrs und
Theologen Fr. V. Reinhard Tod von seinem Leben und Mein-
ungen als Beilage zu einem Portrait desselben entworfen worden
ist, wird auch angeführt, dafs er, ein tiefer Kenner der Ge-
schichte und Freund des nnvergefsüclieu Johannes von Müller,
ganz eigene Ansichten von dem Einflnfs gehabt habe, welcher den
Weibern auf die wichtigsten Wellhegebenheilen älterer und neuerer
Zeit zugestanden weiden müsse, und daher nicht sowohl eine Ge-
schichte des weiblichen Geschlechtes, sondern noch mehr eine all-
gemeine Geschichte, wie sie sich durch die Weiber gestaltet, von
einer Meisterhand abgefafsl zu sehen gewünscht habe. Wir kön-
nen aus vertrauter Bekanntschaft mit jenem Manne, den unser
Vaterland zu ehren nicht aufhören wird, das dort Bemerkte noch
dadurch ergänzen, dafs er sich zur Rechtfertigung seines Wun-
sches auf das merkwürdige Zeugnifs zu berufen pflegte, womit
der Vater der Geschichte, der ehrwürdige Herodotns, sein von
den nenn Musen benanntes Geschichtswerk anfangt, indem er die
wechselseitigen Beschuldigungen anführt, die sich die Perser und
Phönizier als die Repräsentanten des asiatischen Continents und
die Griechen als die Vorsprechet' der europäischen Länder darüber
machten, woher der so (ief eingewurzelte Nationalhafs zwischen
den Völkern heider Continente abstamme. Alles Uebel kam von den
Weibern. Asiaten und Europäer raubten gegenseitig- Jungfrauen
oder Prinzessinnen. Zuerst entführten pbönizische Seefahrer die
6chöne Io aus Argos. Das vergalt Jason, als er Medea aus Kni-
ebis raubte. Und durch diesen Raub wurde wieder der -Sohn des