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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 2) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5485#0175

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IL

Die Venus von Melos.

■Ein botanisircndcr Franzose befand sich im Sommer 1820 auf
Melos, einer der merkwürdigste!) Cykladen auf dem griechischen
Archipelagus,, und war gegenwärtig, als ein griechischer Bauer
in den Trümmerhaufen, wo ein teutscher Reisender, der uns zu
früh entrissene Herr v. Hai ler, das Theater der Insel entdeckt zu
haben glaubte, eine in zwei Hälften getheilte -weibliche Mannorstaüie
ausgrub, die trotz ihrer Verstümmelung ein Werk eines grofsen
griechischen Meisters zu sein schien. Der französische Gesandte
in Consfanliiiopel, Marquis von Riviere, schickte auf die erste
Nachricht davon seinen Gesandtschaflssecrctär, Marcellus, nach
Melos. Für 6000 Fr. erkauft, wanderte die Statue unverzüglich
nach Paris, wo sie im Februar 1821 ankam und alsbald in allen
geselligen Kreisen und öffentlichen Blättern der Gegenstand man-
nigfaltiger Erörterungen und Muthmafsungen wurde. Der belobte
Restaurator der Antiken des königlichen Museums, der Bildhauer
Lange, vereinte, was getrennt war, und ergänzte, bis auf die
fehlenden Arme, die zu restauriren mau mit verständiger Behut-
samkeit Bedenken trug, die Beschädigungen an dem Kopf und
Oberkörper. Bis uns nun die von Quatreiuere de Quiucy, in dem
Pai'is jetzt seinen ersten Archäologen verehrt, darüber vorbcieile-
ct Vorlesung zukommen kann, mag auch das Unvollständigste,
was darüber milgelheilt werden kann, einer Neugierde willkommen
seiu, die hier zur Wißbegierde wird. Darum wollen wir's einem
tentschen: Berichterstatter, dem wir auch sonst mancherlei Nach-
richten aus Paris verdanken, Herrn G. L. P. Sievers, gern an-
rechnen , dafs er uns in einer vielgelesenen Wiener Monatschrift %

*} S. Wiener Zeitschrift für Kunst, Theater und Moden.
1821. Septemberslück S. 901—914. Der als besondere Beilage
dazu gelieferte Kupferstich ist freilich sehr unvollständig und
dürftig, giebt aber doch die Stellung und Hauptidee.
 
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