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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 2) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5485#0176

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nicht nur mit den gangbärsten Menningen über diesen, bereits
im Museum aufgestellten und vom Grafen Clarac, dem jetzigen
Coiiservätciir desselben, in die Liste eingetragenen Fund bekannt
machte, sondern aueb seine Erzählung mit einem Umrifs erläuterte,
welcher dem Aufsätze nun zur Beilage dient.

Wenn der Kopf wirklich zur Statue gehört, so ist es das
Porlrät einer Frau, die sich als Venus bilden liefs. Uns gilt sie
als Venusstatue und als solche gehört sie zu der Nachahmung' der
Coischeu Venus des Fraxileles. Es ist nämlich aus der Haupt-
steile bei'm Plinius-(36, 4, 4.) zur Genüge bekannt, dafs sich die
Venusbilder dieses unübertrefflichen Marmorbildners in zwei Häirpt-
classcu theilen, in die der halbbekleideten, wo ein Gewand die
Theile von der Hüfte au bis zu den Füfsen mehr oder weniger
verhüllt, und in die der ganz unbekleideten, wo nun, wie Herder
sagt, die verschämte Stellung selbst zum Gewand wird. Die
halbbekleidete Venus halten die Coer, die ganz entkleidete die
Cnidier aufgestellt. Wir wagen jetzt nicht zu entscheiden, ob die
Mediceerin (des Clcomenes) die wirkliche Cnidierin sei, was Hein-
rich Meyer zuletzt noch in seinen Anmerkungen zu Wi Hekel-
ns an n's Werken (YL, 2 145 —150.) gegen Levezow zu
beweisen gesucht hat. Die ganze Sippschaft gehört wenigstens
in die Cnidisehe Familie. Die Venus von Melos ist unterwärts
verhüllt und gehört also zu der Coischeu Familie, wovon wir die
vollendetste Copie stets in der sogenannten Florentinischen Urania
fanden, die Gori abbildete (Mus. Florent. T. III. tab. 30.) und,
wovon das Mengssische Museum in Dresden einen unvergleich-
lichen Äbgufs besitzt *). Man kann aber in dieser Coischeu Fa-
milie wieder drei Unterabteilungen oder Geschlechter annehmen,
je nachdem der Bildner die Motive sich dachte, wodurch das
schon herabgesunkene oder wieder aufgenommene Gewand fest-
gehalten wurde. Entweder erfaßt die Göttin mit gesenkler Lin-
ken das Gewand und sichert es so vor dem Herabsinken. In
dieser Stellung entwickelt sich der höchste Liebreiz und wir hal-
ten Statuen der Art für die, welche dem hohen Urbilde des Praxi-
teles zu Cos am nächsten kommen. Eine andere Unterabiheilung
macht die, wozu die bekanule, zu Arles 1651 gefundene, von
Girardon sehr unpassend restaurirte Venus gehört **), wo das

*) Unter unseren Dresdener Venusstatuen ist eine Porträtstatue ganz
in dieser Form (Becker's Augusteum Nr. 61.). Nur fuhrt
sie Sie RecUe nicht zur Haarflechte, sondern deckt als eine Pu-
dica die Brust damit, der sicherste Beweis einer späteren, alle
Motiven vermischenden Zeit. VergL Zanetti, Statue, II, 20.

**) S. Musee Napoleon. T. I. pi, CO. und die schöne Abbildung in
Robüliird und Peronville, Serie IV, Tom. IV. Nr. 3. Un-
 
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