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Buchner, Ernst; Jantzen, Hans [Gefeierte Pers.]
Das deutsche Bildnis der Spätgotik und der frühen Dürerzeit: [Hans Jantzen zum 70. Geburtstag] — Berlin, 1953

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https://doi.org/10.11588/diglit.31127#0178
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46. Meister der Aachener Schranktüren, Stehendes Hochzeitspaar tmd zwei Todesgestalten. Godesberg, Aloysiuskolleg

Bolzensteif stehen die beiden Hochzeitsleute, die Füße im rechten Winkel gespreizt, auf steil sich ver-
kürzendem Plattenboden nebeneinander. Von dem doktrinär wirkenden Bildgerüst der Vertikalen und
Horizontalen, das die Komposition festigt, hebt sich als der sachlich entscheidend wichtige Akzent die
Schwurhand des Hochzeiters. Das Bildnis wirkt wie eine juristische Dokumentation, nicht ohne schul-
meisterlichen Beigeschmack. Hart schneidet der abgewinkelte rechte Arm den Körper des Mannes. Die
beiden rechten Hände der Gatten ruhen leicht ineinander. In der linken hält die ganz leicht nach rechts
sich wendende, die Augen niederschlagende Frau ein zierliches Hündlein. Im zentralen Wandspiegel er-
scheint korrekt in halber Wendung die Rückseite des Hauptes der Frau, während der Kopf des Mannes
— inkorrekt — halb seitlich von vorn gegeben ist; weiter zurück die Wandbank mit den Kissen. Die
wirkungskräftige Farbenverteilung unterstützt den flächigen Gesamteindruck des Bildes. Unter der kur-
z.en, warm dunkelgrünen Schaube des Mannes kommen die karminfarbenen Ärmel und Beinlinge vor.
Auf dem hellbraunen Haar sitzt die flache rote Kappe. Der kurze, dunkelbraune Pelzkragen scheint, wie
Syndikus bemerkt, auf einen beamteten Juristen zu deuten, doch fehlt der silberne Knopf (oben am
Kragen), den die Stadtschreiber und Syndici zu tragen pflegen. Die Frau trägt über rotem Untergewand,
das in der Taille knappe, unten und an den Ärmeln sich weitende, warmbraune, hermelinverbrämte

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