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thut mir leeb, das kann ich Sie freilich nich sagen, denn
ich bin selbst nich von hier.

„So," sag ich, „das thut mir ebenfalls leid. Wo sind
Sie denn her?"

„I Herr Jemine," sagte da der Mann, „ich bin aus Gros-
senhain, ä Tuchmacher! Ja, härren Se!"

Nun waren die Reiter gans nahe gekommen, da fiel mir
j hingegen jedoch ein sehr guter Gedanke ein. Ich zog nämlich
einen neuen sächssischen Dhaler hervor, wo den König sein
Bohrdreh darauf ist und stellte nun eine Vergleichlichung an,
welcher von den Herrens dem Dhaler am ähnlichsten sähen thete.
Ich konnte es jedoch gar nicht recht los kriegen, aber da sagte
auf einmal der Grossenhainer zu mir: „Erlooben Se, härren
Se, lassen Se mich doch e mal nachsehn, ich habe sehr gute
Logen, ich find es schon ehr raus."

„Ei, recht gerne," sage ich und gebe ihn den Dhaler,
womit er sich nun gans nahe an die Reiter hinan drengelt
und einmal den Dhaler und dann wieder die Herren nach
der Reihe hintereinander ansieht. Er muste sich aber auch
nicht herausfinden, denn er ging immer weiter mit; auf ein-
mal schittelte er »nt deni Kobfe und rief mir aus der Ferne
zu. „Er is gar nich dabei, härren Se!"

Dabei steckte er den Dhaler in die Tasche und fing an aus-
j zureisen, als were er gesteckbrieflicht verfolgt. Ich war erst gans
verblifft von dieser Jnbärdinenz, wie ich aber wieder hingegen
zu mir kam, schrie ich zu meinen Jungen: „Komm, Fritze," und
nun legten wir uns auf die Verfolgung und rannten diesen
Magehstetsverbrecher nach. Wir waren schon durch mehrere
Straßen gekommen, und ich war dem Kerle schon gans nahe,
denn der Grossenhainer hatte einen langen Rock, warum er nicht
gut laufen konnte. Wir schrien nun aus vollen Halze: „Halt
auf, halt denKerl auf!" Zumal Fritze hat eine sehr durchdrin-

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gende Fistelsobranstimme und konnte daher noch besser j
schreien, als wie ich. Aber siehe da! wie wir eben um
eine Ecke herum biechen nimmt mich auf einmal ein
Soldate vor der Brust und schreit zu Fritzen: „Da
mein Söhnchcn, hast Du den Spitzbubenkerl!"

Aber die Grobheiten hettet ihr hören sollen, >vic ich
diesen misverständigen Einmischlingel herunter gemacht
habe, denn der Grossenhainer hatte einstweilen diese
Bause benutzt und war mit meinem Dhaler glicklich
zum Deisel.

Fritze hatte aber verdienterweise die schönsten Brigel
gekriegt, denn es ist doch erschrecklich, wenn ein eichener
Sohn seinem eichenen Vater in so eine schofele Ver-
dächtigung bringt.

Wie sich nun mein gekränklichtes Ehrgefiel wieder
etwas beruhigt hatte, entschloß ich mich hingegen jedoch,
so balde als möglich von hier abzureisen, denn ich hatte
die ganse Rehsidens im Magen, wo man auf Heller
Straße um seine Dhalers kommt und nicht einmal auf
der Brücke gehn darf, wo man will. Ta ist es wahr-
haftig in Pirna noch besser, da gehe ich auf der Straße
wo ich will rechts oder links und weiche keinen Menschen
nicht aus, denn dafür bin ich ein Rentigeh und habe Geld
und mein Geld ist auch nicht von Blech.

Wir bestiegen also jetzt den Dambfwagen und fuhren
gleich thiereckt nach Leibzig. Von der Reisegesellschaft ist
nicht viel zu sagen, indem es fast nur unindrehsande Bähr-
söhnlichkeiten waren, welche zum größten Theile aus Juden
und Mosaikern bestanden, die alle auf die Messe nach Leib-
zig wollten. Da diese Leite nur immer von gefallener
Schafswolle, gestiegenen Rindsheiden, Leder und anderen Vic-
dualichen sprachen, so konnte mich dieses nicht ansprechen.

Mein Nachbar, welcher auch ein Jßreelitauer war, frug
mich einmal gans heimlich im Vertrauen: ob ich nicht viel-
leicht etwas zu verkaufen hätte, wie z. B. alte Kleidungs-
stücke, Uhren, sRinge; liebe Anverwandte u. s. w., könnt
Ihr Euch eine solche Jndedusterie vorstellen? Aber ich habe
es ihm jedoch auch gesagt, dem Musje Schniul: was er denn
von mir dächte, ob ich denn aussehen thete, wie Einer der
alte Kleider trägt, damit sollte er mir nur nicht kommen —
und was man bei solchen Gelegenheiten noch für bassende
Grobheiten anbringen kann.

Merkwirdige Gegenstände giebt es außer einen Dunnel
auch wenig unterwegs zu sehn. Man fährt jedoch in der
Meisncr Gegend an die Weinberge vorbei und soll da die
Säure und die Nachberschaft von dem Landweine so sehre
auf die Eisenbahnschienen einwirken, daß jedes Jahr welche
davon zerfressen werden. Auch die blankgeputzten Mässing-
schlösser an den Eisenbahnwagenthieren werden davon blind
und gans schwarz.

(Schluß folgt.)
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Neue Reisen des wohlangesehenen Bürgers und jetzt Rentiers Graf aus Pirna (sprich Berne) bei Dresden"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Taler
Bürger <Motiv>
Münze <Motiv>
Karikatur
Reisender <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 15.1852, Nr. 351, S. 119

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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