Das Mittagsschläfchen.
„Alter, was fällt Dir denn ein? Du zerdrückst mir die»
Blond' an der Haube, sieh', und es hängt Dir der Flachs
Von dem Spinnrad an Aermel und Brustlatz!
Schäm' Dich! Im siebzigsten Jahr'! Und Du treibst noch so
Närrische Posten! Geh' nur und komm' mir nicht mehr,
Sonst laß ich den Rocken Dich spüren!"
Heinrich Dippel.
Aus dem Studentenleben.
lScene auf einer Hausflur.)
Student. „Sie, wo logirt wohl der Professor von Maus-
i kampel? Ich muß ein Zeugniß von ihm haben über fleißig
j besuchte philosophische Kollegien."
Professor. „Ah so! — Ich habe die Ehre Ihnen zu
i erwicderu, daß ick selbst der Professor von MauSkampel bin,
i den Sie suchen."
141
Wenn ich den Kerl nur noch einmal halt. !
(Schluß.)
Seit dem Vorfälle mochten ungefähr sechs Monate verstri-
chen sein. Klöpfleins sogenannte Hausarmen hatten die confis-
cirten fünf Thaler ratenweise bekommen, ihm dafür tausend
fromme „Vergelts Gott" gespendet und er hatte die Geschichte
bereits ganz vergessen. Eines schönen Morgens, als er eben in
Geschäften über die Straße ging, tritt ein wohlgckleideter Herr
auf ihn zu, unter dem vorausgeschickten „Guten Morgen" die
Frage einleitend: „Sie kennen mich wohl nicht mehr?" Klöpf-
lein erblickte zwar in dem Fragenden eine bekannte, schon irgend
einmal gesehene Physiognomie, konnte sich aber über das Wann,
Wie und Wo der Bekanntschaft keineswegs erinnern, so sehr er
auch sein Gcdächtniß anzustrengen suchte.
„Ich bin der Fremde, dessen Brieftasche mit den Banknoten
Sie vor einem halben Jahre fanden und in deren Wiederbesitz j
ich durch Ihre Ehrlichkeit und Redlichkeit gelangte. — Vor
Allem bitte ich Sie, mein damaliges höchst unschickliches Beneh- !
men zu entschuldigen und der Lage jenes mißlichen Augenblickes
Rechnung zu tragen. Die Besorgniß, mein Geld einbüßen zu ;
müssen einerseits, und das Frcudengefühl des glücklichen Wiever-
sindens anderseits, wirkte so störend auf meine Sinne, daß ich
in der grenzenlosesten Gedankenlosigkeit und Verwirrung mit
voller Unzurechnungsfähigkeit handelte. — Zum größten, ja
unendlichen Vergnügen gereicht es mir aber, Sie heute so uner-
wartet wieder getroffen zu haben, wodurch mir die frohe und
angenehme Gelegenheit geboten wird, nachträglich wenigstens
ausgleichcn zu können, was früher versäumt wurde."
Meister Klöpflein, die biedere deutsche Seele, im Innern mit !
„Alter, was fällt Dir denn ein? Du zerdrückst mir die»
Blond' an der Haube, sieh', und es hängt Dir der Flachs
Von dem Spinnrad an Aermel und Brustlatz!
Schäm' Dich! Im siebzigsten Jahr'! Und Du treibst noch so
Närrische Posten! Geh' nur und komm' mir nicht mehr,
Sonst laß ich den Rocken Dich spüren!"
Heinrich Dippel.
Aus dem Studentenleben.
lScene auf einer Hausflur.)
Student. „Sie, wo logirt wohl der Professor von Maus-
i kampel? Ich muß ein Zeugniß von ihm haben über fleißig
j besuchte philosophische Kollegien."
Professor. „Ah so! — Ich habe die Ehre Ihnen zu
i erwicderu, daß ick selbst der Professor von MauSkampel bin,
i den Sie suchen."
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Wenn ich den Kerl nur noch einmal halt. !
(Schluß.)
Seit dem Vorfälle mochten ungefähr sechs Monate verstri-
chen sein. Klöpfleins sogenannte Hausarmen hatten die confis-
cirten fünf Thaler ratenweise bekommen, ihm dafür tausend
fromme „Vergelts Gott" gespendet und er hatte die Geschichte
bereits ganz vergessen. Eines schönen Morgens, als er eben in
Geschäften über die Straße ging, tritt ein wohlgckleideter Herr
auf ihn zu, unter dem vorausgeschickten „Guten Morgen" die
Frage einleitend: „Sie kennen mich wohl nicht mehr?" Klöpf-
lein erblickte zwar in dem Fragenden eine bekannte, schon irgend
einmal gesehene Physiognomie, konnte sich aber über das Wann,
Wie und Wo der Bekanntschaft keineswegs erinnern, so sehr er
auch sein Gcdächtniß anzustrengen suchte.
„Ich bin der Fremde, dessen Brieftasche mit den Banknoten
Sie vor einem halben Jahre fanden und in deren Wiederbesitz j
ich durch Ihre Ehrlichkeit und Redlichkeit gelangte. — Vor
Allem bitte ich Sie, mein damaliges höchst unschickliches Beneh- !
men zu entschuldigen und der Lage jenes mißlichen Augenblickes
Rechnung zu tragen. Die Besorgniß, mein Geld einbüßen zu ;
müssen einerseits, und das Frcudengefühl des glücklichen Wiever-
sindens anderseits, wirkte so störend auf meine Sinne, daß ich
in der grenzenlosesten Gedankenlosigkeit und Verwirrung mit
voller Unzurechnungsfähigkeit handelte. — Zum größten, ja
unendlichen Vergnügen gereicht es mir aber, Sie heute so uner-
wartet wieder getroffen zu haben, wodurch mir die frohe und
angenehme Gelegenheit geboten wird, nachträglich wenigstens
ausgleichcn zu können, was früher versäumt wurde."
Meister Klöpflein, die biedere deutsche Seele, im Innern mit !
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Aus dem Studentenleben" "Wenn ich den Kerl nur noch einmal hätt'"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 15.1852, Nr. 354, S. 141
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg