Neue Reisen des wohlo
i sein sollte, doch da kommen schon die Fremden an und ziehen
die Muhsensehne ab. In diese Woche wird auch schon regel-
mäßig von die Leipziger Wirthe das Bier getauft, das Heist:
zu einen Seidel Waldschlößchenbier wird noch ein Seidel Was-
ser geschittel und dieses nennt man dann das sogenannte echt
baierische Meßdoppelbier.
Hierauf kommt die Bettcherwoche, welche auch noch von
Karl dem Großen her abstammt, indem die damalige Messe nur
ans Betichern bestehen that. Zu jener Zeit hatte man nemlich
j noch keine Gläser nicht und die Ritter tranken nur blos aus die
! Fässer oder aus ihre Stiefeln, welches letzte jedoch mehr unter
' die Birgerlichen Mode war, woher auch noch das Sprichwort
j kommt, daß Einer Einen rechten Stiefel vertragen kann. Damals
! kauften also die Ritter in der Bettcherwoche die Fässer, welche
sie vor ihre Haushaltung bedirftig waren.
Nun kommt dann die sogenannte Mcßwoche, in welcher
vor alten Zeiten die Birgcr von den Fässern kaufen durften,
welche übrich geblieben waren. Jetzt aber ist dies anders und
es kann Jedermann in der Woche vorher auch schon kaufen,
wenn er nur Geld hat, denn man hat alle Standesunterschied-
lichkeiten abgeschafft.
Dann kommt die sogenannte Zahlwoche, welche auch noch
aus die Zeit von Karl den Großen übrig geblieben ist. Da-
mals .sollten nämlich die Ritter und Birger in dieser Woche
bezahlen, was sie vorher gekauft hatten, weil zu jener Zeit die j
Schreibekunst noch nicht erfunden war und kein Kaufmann kein
ngesehenen Bürgers rc. 179
Schuldbuch nicht hatte. Jedoch waren aber die Herren Ritter
damals sehr fifsig, denn sie reisten schon in die Meßwoche heim-
lich bei Nacht und Nebel ab, was man durchgehen nennt,
damit daß sie in die Zahlwoche nicht mehr da waren und zu be-
zahlen brauchten, welches man bangehrott heißt und also eichend-
lich nur von die alten Ritter erfunden worden ist. Heutzutage
ist jedoch aber diese Mode sehr gebreichlich geworden und wird
von manchen Kaufleiten teischend nachgemacht, welche ebenfalls
in die Bettcherwoche einkaufen, die Meßwoche durchgehen und
also die Zahlwoche nicht mehr zu finden sind, wie damals die
Herren Ritter.
Hierauf ist die Messe alle und in Leipzig wird die alte Ein-
fermlichkeit wieder hergestellt.
Dieses war also nun die histhorichte Erklärung, alleine aber
jetzt kommen viele tausend Menschen hier zusammen um zu scha-
chern und zu handeln, welches man Kaufleite nennt, und welche
man ihre Religiohn nach in Christen, Juden und Buchhändler
einkheiltz ferner aber auch in anleroli und an detaig, welches
französisch ist und auf deutsch heißt: ganse Kaufleite und einzelne.
Die Verkeifer werden nach die Straßen eingetheilt, damit
daß man sie gleich finden kann, welches der hochedle Rath be-
sorgen thut. Diese Einthcilung ist aber zum Beispiele so: auf !
den großen Marktblatze sitzen die kurzen englischen Waarenhend-
lerfabrihkanten aus Nirnberg; kindliche Spielzeigmacher von eben
daselbst her, dann geschliffene und ungeschliffene Glasermeister
aus Behmeu, gemslederne Handschuh- und knecherne Zahnstochcr-
23
i sein sollte, doch da kommen schon die Fremden an und ziehen
die Muhsensehne ab. In diese Woche wird auch schon regel-
mäßig von die Leipziger Wirthe das Bier getauft, das Heist:
zu einen Seidel Waldschlößchenbier wird noch ein Seidel Was-
ser geschittel und dieses nennt man dann das sogenannte echt
baierische Meßdoppelbier.
Hierauf kommt die Bettcherwoche, welche auch noch von
Karl dem Großen her abstammt, indem die damalige Messe nur
ans Betichern bestehen that. Zu jener Zeit hatte man nemlich
j noch keine Gläser nicht und die Ritter tranken nur blos aus die
! Fässer oder aus ihre Stiefeln, welches letzte jedoch mehr unter
' die Birgerlichen Mode war, woher auch noch das Sprichwort
j kommt, daß Einer Einen rechten Stiefel vertragen kann. Damals
! kauften also die Ritter in der Bettcherwoche die Fässer, welche
sie vor ihre Haushaltung bedirftig waren.
Nun kommt dann die sogenannte Mcßwoche, in welcher
vor alten Zeiten die Birgcr von den Fässern kaufen durften,
welche übrich geblieben waren. Jetzt aber ist dies anders und
es kann Jedermann in der Woche vorher auch schon kaufen,
wenn er nur Geld hat, denn man hat alle Standesunterschied-
lichkeiten abgeschafft.
Dann kommt die sogenannte Zahlwoche, welche auch noch
aus die Zeit von Karl den Großen übrig geblieben ist. Da-
mals .sollten nämlich die Ritter und Birger in dieser Woche
bezahlen, was sie vorher gekauft hatten, weil zu jener Zeit die j
Schreibekunst noch nicht erfunden war und kein Kaufmann kein
ngesehenen Bürgers rc. 179
Schuldbuch nicht hatte. Jedoch waren aber die Herren Ritter
damals sehr fifsig, denn sie reisten schon in die Meßwoche heim-
lich bei Nacht und Nebel ab, was man durchgehen nennt,
damit daß sie in die Zahlwoche nicht mehr da waren und zu be-
zahlen brauchten, welches man bangehrott heißt und also eichend-
lich nur von die alten Ritter erfunden worden ist. Heutzutage
ist jedoch aber diese Mode sehr gebreichlich geworden und wird
von manchen Kaufleiten teischend nachgemacht, welche ebenfalls
in die Bettcherwoche einkaufen, die Meßwoche durchgehen und
also die Zahlwoche nicht mehr zu finden sind, wie damals die
Herren Ritter.
Hierauf ist die Messe alle und in Leipzig wird die alte Ein-
fermlichkeit wieder hergestellt.
Dieses war also nun die histhorichte Erklärung, alleine aber
jetzt kommen viele tausend Menschen hier zusammen um zu scha-
chern und zu handeln, welches man Kaufleite nennt, und welche
man ihre Religiohn nach in Christen, Juden und Buchhändler
einkheiltz ferner aber auch in anleroli und an detaig, welches
französisch ist und auf deutsch heißt: ganse Kaufleite und einzelne.
Die Verkeifer werden nach die Straßen eingetheilt, damit
daß man sie gleich finden kann, welches der hochedle Rath be-
sorgen thut. Diese Einthcilung ist aber zum Beispiele so: auf !
den großen Marktblatze sitzen die kurzen englischen Waarenhend-
lerfabrihkanten aus Nirnberg; kindliche Spielzeigmacher von eben
daselbst her, dann geschliffene und ungeschliffene Glasermeister
aus Behmeu, gemslederne Handschuh- und knecherne Zahnstochcr-
23
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Neue Reisen des wohlangesehenen Bürgers und jetzt Rentiers Graf aus Pirna bei Dresden"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 15.1852, Nr. 359, S. 179
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg