dieses ist nicht schwer zu finden. An die Meßsonntage ist über-
all Konzert und wenn nun die Musik alle ist, und die Musi-
zieh wollen fort, so schreit ein Theil von die Geste: Immer
noch Musik! Die Mürzcllgehse! (dieses ist nämlich ein fran-
zehsisches krakehleriches Rehvolluzionslied und stark von die Zcn-
zur verboten!) Wenn nun also der eine Theil so schreit, so
schreien die Andern: Schtille! Raus! Maul Hallen, liebe An-
verwandte u. s. w., welches nun freilich eine Jnguhrigeh ist.
Wen nun der Lerm nicht aufhört, so fängt endlich die Musik
aus allgemeines Verlangen an zu spielen, was an
meisten gerufen wird. Sind also die Rehvolluzigohneser die
Mehrzahl in das Geschreie, so spielen sie die Märzellgehse, oder
aber sind die Haltsmaulschreier stärker, so spielen sie zum Bei-
spiel: Schier dreißig Jahre; den alten Theesauer; blihe liebes
Feilichen, oder eine andre sanftmiethigc Kammbaßizigon und
nun geht die Brigelei bei Musik los, weil immer eine Bardei
sich belcidicht sihlt. Zu allererst werfen sie sich gewehnlich die
Flaschen an, die Köbse, dann die Stihle, dann fahren sie ein-
ander in die Haare, welches so lange dauert, bis endlich Bohlizei
kommt. Aber hingegen nun vereinigen sich auf einmal die Kembfer
und werfen zuerst mit gemeinuützlicher Anstrengung die Bohlizei
hinaus, worauf wieder die Brifadkeilerei beginnt. Zum Schlüße
kommt dann die Bohlizei mit versterkte Kräfte wieder und arretirt
alles was noch da ist, was man dann den schönsten Tag dieses
Lebens nennt. Ich war am letzten Sonntage mit bei diese Meß-
feierlichkeit, allein ich war bei denjenigen, welche nach die Mär-
zellgchse schrieen, weil ich diese Ahriche noch nicht kannte und
weil mir Einer sagte, daß dies verboten wäre, wie damals die
Erkenntlichkeitsäbsel mit Efahn in Baaradiese. Ich habe denn
bei das Handgcmische eine Flasche auf den Kobs gekriegt, aber auch
einen mit einem Stuhlbeine in das Genicke geschlagen und auch
die Bohlizei mit hinausgeworfen. Dann drickke ich mich aber, ehe
die zweite verbesierte und vermehrte Auflage von die Diener von
die Gerechtigkeit gekommen sind. Alleine aber Fritzen hatte ich
nicht mit, weil dieses blos ein Bergnigen vor Erwachsene ist.
187
wie vor mich und Euch, liebe Anver-
wandten u. s. w.
Ihr habt also gesehn, daß cS sich
recht gemiethlich mitunter in Leipzig
leben läßt, aber dabei hätte ich balde
vergesien Euch zu schreiben, wie schlecht
es mir die erste Nacht gegangen ist.
Ich war nämlich mit Fritzen gans
gehörig den ersten Tag herumgelaufen
und hatten sie uns in das Gedrenge
auf die Straßen derb herumgeschubft,
so daß wir gaus ermiedet in unser
Losch! ankamen, was man 8cl>amber-
kahrni nennt. Unser Wirth gab uns
ein Licht und wünschte uns eine wohl-
zuschlafenwerdcnmögende Nacht, womit
wir die Trebbe Hinaufstiegen. Aber
jetz sing ich mich doch ein bischen zu
sirchten an, wie ich die Menge Betten
in dieses kleine Zimmer sah. Jedoch faste ich endlich wieder
meine. Muthigkeit zusammen, weil mir doch der Wirth gesagt
hatte, daß bei ihn nur öhrliche Leite wohnen theten, für die er
alle karangthieren kennen thete. Wie ich mich beruhigt hatte,
war ich froh, daß wir wenigstens noch die Ersten von die
Schlafgeselleu waren.
Als wir uns nun in unser Nachtnäkelscheh eingekleidet hatten,
ging ich mit Fritzen auf den Vorsaal hinaus, weil dieser dort
einen Dreigutegroschenblatz unter das eine Bette hatte. Der
dumme Junge firchtete sich aber jetz auch gans besonders, daß
er da drunter kriegen sollte, weil noch dazu das Bette gleich an
die Trebbe stand. Ich war also benöthigt, ihn noch einmal dich-
tig durchzubrigeln, um damit daß er erst wieder Muthigkeit faste.
Wie er unter das Bette gekrochen war, wohin ich ihn noch einen
Hieb und meinen Mantelsack als Kobfkisien gegeben, zog ich
mich in mein Schlafgemach zurück. Ich will also in mein
Bette steichen, welches Nummeroh Finfe war, als ich auf einen
Gegenstand unter dasielbe trete, welches weichlich war und mich
nun blctzlich in die Beine knipp, warum ich sehr erschrack. Ich
leichtete also noch einmal unter das Bette und sähe da, daß
24*
all Konzert und wenn nun die Musik alle ist, und die Musi-
zieh wollen fort, so schreit ein Theil von die Geste: Immer
noch Musik! Die Mürzcllgehse! (dieses ist nämlich ein fran-
zehsisches krakehleriches Rehvolluzionslied und stark von die Zcn-
zur verboten!) Wenn nun also der eine Theil so schreit, so
schreien die Andern: Schtille! Raus! Maul Hallen, liebe An-
verwandte u. s. w., welches nun freilich eine Jnguhrigeh ist.
Wen nun der Lerm nicht aufhört, so fängt endlich die Musik
aus allgemeines Verlangen an zu spielen, was an
meisten gerufen wird. Sind also die Rehvolluzigohneser die
Mehrzahl in das Geschreie, so spielen sie die Märzellgehse, oder
aber sind die Haltsmaulschreier stärker, so spielen sie zum Bei-
spiel: Schier dreißig Jahre; den alten Theesauer; blihe liebes
Feilichen, oder eine andre sanftmiethigc Kammbaßizigon und
nun geht die Brigelei bei Musik los, weil immer eine Bardei
sich belcidicht sihlt. Zu allererst werfen sie sich gewehnlich die
Flaschen an, die Köbse, dann die Stihle, dann fahren sie ein-
ander in die Haare, welches so lange dauert, bis endlich Bohlizei
kommt. Aber hingegen nun vereinigen sich auf einmal die Kembfer
und werfen zuerst mit gemeinuützlicher Anstrengung die Bohlizei
hinaus, worauf wieder die Brifadkeilerei beginnt. Zum Schlüße
kommt dann die Bohlizei mit versterkte Kräfte wieder und arretirt
alles was noch da ist, was man dann den schönsten Tag dieses
Lebens nennt. Ich war am letzten Sonntage mit bei diese Meß-
feierlichkeit, allein ich war bei denjenigen, welche nach die Mär-
zellgchse schrieen, weil ich diese Ahriche noch nicht kannte und
weil mir Einer sagte, daß dies verboten wäre, wie damals die
Erkenntlichkeitsäbsel mit Efahn in Baaradiese. Ich habe denn
bei das Handgcmische eine Flasche auf den Kobs gekriegt, aber auch
einen mit einem Stuhlbeine in das Genicke geschlagen und auch
die Bohlizei mit hinausgeworfen. Dann drickke ich mich aber, ehe
die zweite verbesierte und vermehrte Auflage von die Diener von
die Gerechtigkeit gekommen sind. Alleine aber Fritzen hatte ich
nicht mit, weil dieses blos ein Bergnigen vor Erwachsene ist.
187
wie vor mich und Euch, liebe Anver-
wandten u. s. w.
Ihr habt also gesehn, daß cS sich
recht gemiethlich mitunter in Leipzig
leben läßt, aber dabei hätte ich balde
vergesien Euch zu schreiben, wie schlecht
es mir die erste Nacht gegangen ist.
Ich war nämlich mit Fritzen gans
gehörig den ersten Tag herumgelaufen
und hatten sie uns in das Gedrenge
auf die Straßen derb herumgeschubft,
so daß wir gaus ermiedet in unser
Losch! ankamen, was man 8cl>amber-
kahrni nennt. Unser Wirth gab uns
ein Licht und wünschte uns eine wohl-
zuschlafenwerdcnmögende Nacht, womit
wir die Trebbe Hinaufstiegen. Aber
jetz sing ich mich doch ein bischen zu
sirchten an, wie ich die Menge Betten
in dieses kleine Zimmer sah. Jedoch faste ich endlich wieder
meine. Muthigkeit zusammen, weil mir doch der Wirth gesagt
hatte, daß bei ihn nur öhrliche Leite wohnen theten, für die er
alle karangthieren kennen thete. Wie ich mich beruhigt hatte,
war ich froh, daß wir wenigstens noch die Ersten von die
Schlafgeselleu waren.
Als wir uns nun in unser Nachtnäkelscheh eingekleidet hatten,
ging ich mit Fritzen auf den Vorsaal hinaus, weil dieser dort
einen Dreigutegroschenblatz unter das eine Bette hatte. Der
dumme Junge firchtete sich aber jetz auch gans besonders, daß
er da drunter kriegen sollte, weil noch dazu das Bette gleich an
die Trebbe stand. Ich war also benöthigt, ihn noch einmal dich-
tig durchzubrigeln, um damit daß er erst wieder Muthigkeit faste.
Wie er unter das Bette gekrochen war, wohin ich ihn noch einen
Hieb und meinen Mantelsack als Kobfkisien gegeben, zog ich
mich in mein Schlafgemach zurück. Ich will also in mein
Bette steichen, welches Nummeroh Finfe war, als ich auf einen
Gegenstand unter dasielbe trete, welches weichlich war und mich
nun blctzlich in die Beine knipp, warum ich sehr erschrack. Ich
leichtete also noch einmal unter das Bette und sähe da, daß
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Neue Reisen des wohlangesehenen Bürgers und jetzt Rentiers Graf aus Pirna bei Dresden"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Prügel <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 15.1852, Nr. 360, S. 187
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg