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Neue Reisen des wohlangesehenen Bürgers rc.

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dieser weiche mich geknippenhabende Gegenstand auch ein Meß- j
sremd auf den UnterdasbettesechSgutegroschenblatz war, der doch
schon vor uns gekommen war und den ich aus Bersehn auf die Nase
getreten hatte. Glücklicher Weise war er nicht ganz aufgewacht. !
sondern hatte sich auf die andre Seide herumgedreht, so daß
ich noch ohne Grobheiten weg kam. Ich blies also meinen
Leichter aus und kroch in mein Bette, welches mir etwas breiter
vorkam, als diejenigen welche man gewehnlich in Leipzig findet,
wo der Kerper auf alle vier Himmelsstriche darüber hinausgcht.
Ich fühlte mich daher sehr wohl und befand mich balde in die
Armee von Mohrfcisten, wie die Tirken den Gott von den
Schlafe nennen und den sie anbeten und hoch verehren.

„He da, rücken Sie zu!" drillte mich aber auf einmal eine
Stimme an, welche zu einen Menschen gehörte, der ebenfalls in
einen Nachtkostihm mit eine Lambe in die Hand vor mein Bette
da stand.

Da ich dachte, daß dieser Fremdling sich mit mir einen
schlechten Witz gestatten wollte, so gab ich ihm mit die geballte
Faust einen Hieb, von welchen er den Ade» und die Lambe
verlor. Jedoch fand sich beides wieder und nun fing er einen
Lerm an, worin ich mit hieneinstimmte, bis der Wirth kam,
welchen ich die Sache erzehlte.

Aber nun denkt Euch, was dieser Lumb sagte. Er sagte
nämlich: „Ja sahn Se, mei kutestes Herrchen, das missen Sc
sich freilich gefallen lasten, denn zwcce oder dreie schlafen hier
allemal in eenen Bette, sonstens komme ich nich uff meine Kosten,
härn Se!"

Und damit war der Wirth auch schon wieder verschwunden
und der Fremdling, welcher seiner Sbiache nach aus eine unge-
bildetcte Brofindsialstadt gcbiertigt war, kroch also auch mit gans
ruhig in mein Bette. Nun, da dieses hier einmal so gebreichlich
zu sein schien, so beruhigte ich mich, und rückte ich auf die andre
Seide, wo ich versuchte, wieder cinzuschlafen, was mir nach
einige verkebliche Versuche endlich glücklich gelang.

Allein ich mochte wohl kaum eine Viertelstunde so geschluni-
mert haben, wobei mir mein Nachbar immer die Bettdecke so
weit auf seine Seide zog, warum ich fror, so erhalte ich auf
einmal auch wieder im Schlafe hinterdickischer Weise einen
Ribbenstoß auf die entgegengesetzte Seide von vorhin. Wie ich
wich nun mit einiger Mühseligkeit aus den Schlafe rüttle, so
steht schon wieder ein Mann da, mit einen Nachtlichte in der
Hand, der mich geweckt hatte.

Er rief mir mit sehr grober Anstendigkeit zu: „Na jetz rücken
Se mal een bisken zu, Jeliebtester, oder ik schmeiste Ihnen
rauster. Verstanden!" Nun zu verstehen war dieses schon und
ich hörte auch gleich an den Theoleckt, daß dieses ein Preise war,
aber mir blieb dennoch vor Eistaunlichkeit der Mund gans
weit offen stehn. Jetzt faste niich aber der krobe Preise gans
ruhig an die Schulder» und schob mich auf die gegenüberliegende
Seide, wobei er selbst wie der Wind unter die Bettdecke war.
Durch den Stoß hatte ich aber mit meinen ersten Nachbar zu
heftig karlrampolirt, womit er aus die Gleichgcwichtigkeit kam,
und mit einen starken Blautz ans das Bette siel. Als er sich
aber wieder aufgerichtet hatte, so fiel er wie withend auf mich los

und schob mich mit großer Feementz wieder auf die andre Seide,
wodurch aber nun der Preise mit einiges Gedöse hinauösiel.
Dieser wurde nun freilich mit unangenehmen RedcnSartigkeiten
gans und gar ecklicht und sing sogar an zu keilen, wobei ich
jedoch nach den Wirth schrie. Allein aber dieser war schon zu
Bette und hörte nicht mehr, worauf wir unsre Wortverwechslun-
gen unter uns fortsetzten, denn ich wollte es mir nicht gefallen
lasten, daß es auf die Leipziger Messe Mode, daß drei Mann

hoch auf einmal in ein Bette schlafen. Wie nun unsre Strei-
dichkeiten zu arg wurden, so erhoben sich aus die andren Betten
allemal zwei bis drei Bewohner mit Nachtmützen auf dem Kobfe
und die unter die Beiten kamen auch hervor und alle schrien,
daß sie uns dreie wollten hinausschmeisicn, wenn wir wollten
nicht endlich stille sein, worauf wir fteilich stille sein inusten.

Aber dieses wünsche ich Euch einmal mit durchzumachen,
liebe Anverwandten u. s. w., drei Mann in ein Bett, wovon
Einer in die Mitte, welches ich war, daß mir die Schweisdrobfen
immer stromerweise aus alle Bohreffe drobften. Dabei schnarchten
alle, daß immer das ganse Haus zitterte und dieses soll zu >
einer Vergnigungsrcise gehören? Nein, dafür bedanke ich mich.
Ich erlangte auch in diese Nacht einen derben Schnubfen von
die Erkeltung.

Als ich an dem andern Morgen aufwachte, waren glücklicher
Weise nieine Schlafnachbarn schon alle fort, sonst hätte ich sie
mir einmal bei Tage besehen und ihnen molirus geleert, wie
man auf ladeinisch vor Sittlichkeit sagt. Nun rief ich den
Wirth, der mir aber gleich erzehlte, daß mein Fritze die Nacht
den Kondrakt gebrochen hätte und sich in das Bett gelegt, statt
darunter zu liegen.

Erzirnt hierüber rief ich ihn und nun gestand es mirFritze
auch, daß er die Nacht wohl mllste sehr lebhafte Dreimereien
gehabt haben, wobei er unter den Bette hervor und die ganse
Trebbe hinunter gekollert were, worauf er sich ohne seinen Vor-
satz wieder heraufgesucht und aus Versehen in daS Bett, anstatt
darunter gelegt hette.

Nun aber diese RedcnSartigkeiten, die ich den Herrn Wirthe
zu hören gegeben habe, die hätte ich Euch gewünscht, liebe An-
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Neue Reisen des wohlangesehenen Bürgers und jetzt Rentiers Graf aus Pirna bei Dresden"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Bett <Motiv>
Streit <Motiv>
Überbelegung
Übernachtung
Karikatur
Messe
Satirische Zeitschrift
Leipziger Messe

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 15.1852, Nr. 360, S. 188

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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