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Eine Spukgeschichte.



Und in Dörfern, Schlössern, Städten
Klopft der müde Wandersmann
An die Thüren und Portale,

Um ein Lager flehend, an.

Aber überall derselbe
Grause Spuk, zu jeder Zeit;

Ueberall grinst ihm entgegen
Stets die — Mittelmäßigkeit! — -

Und der Wand'rer legt sich müde
Unter Gottes freiem Zelt,

Wo, des. Müden Geist zu rufen
Auf zu sich, dem Herrn gefällt. —

Hui! da öffnen sich die Thüren.

Hier und drüben, da und dort;

Welch' ein Klappern, welch' ein Knarren,
Welch Geräusch in jedem Ort!

Und aus jeder Thüre schreitet,
Schmatzend, schnaufend, feist und breit,
Festgeschmückt und flimmernd prunkend,
Keck die — Mittelmäßigkeit!

In viel Tausend Exemplaren,

Stets das nämliche Phantom,

Wälzt zum stillen todtcn Wand'rer
Sich der Spukgestallcn Strom.

Und sie tanzen um den Tobten,

Schwingen Weihrauch ihm um's Haupt,
Schreien, daß die Berge schallen,

Springen, stampfen, daß es staubt.

Und bekränzen den Entseelten,

Rufen ihn zum Götzen aus —

Drauf wird Jeder, gähnend, schläfrig,

Und ein Jeder geht nach Haus.

Und in jeder Hütte fitzet,

Wie zuvor, so feist und breit.

Ueberall die unvergänglich,

Zähe Mittelmäßigkeit!

I. Märzroth.

Der ewige Jude.

Müllermeister Görg. „Sagt mir Jtzig, Ihr seid doch ein
g'scheidter Jud, was hat's denn mit dem ewigen Juden für eine Be-
deutung? Ich lese hier ein Buch darüber und kann doch nicht heraus- I
bekommen, wer der war. Ich denk' immer, es ist einer von Euerer
Sorte! Klärt mich aber gewissenhaft auf, sonst kauf' ich Euch nie
mehr um einen Kreuzer Werth ab!"

Jtzig. „Wenn Sie glaabcn, daß der ewig Jüd von meiner
Sorten >vär, da erren Sie sich , denn worum, ich könnt' schon lang
nimmer so gut laafen; aber die recht Ursach könnt ich Jhna doch sagen:
j Unser lieber Herr Gott hat einmal eine große Versammlung von alle
j Handwerker gehalten, hat aber dabei befohlen, cs derfen nur solche
kommen die ganz und dorchaus ehrlich und rechtschaffen sind. Es
sind aach alle eingctroffcn, bloß der Müller hat g'fehlt. Nu hat
, unser lieber Herr Gott g'sagt, soll's denn kein ehrlichen Müller geben?
j — Wer von Euch, hat er weiter g fragt, kann denn recht g'schwind
marschieren? Da war im Eck ein Schneider, mit gar dünne Bein
I g'standen, einer von unncre Leut, sein Name war Beitel, zu dem
sagt der liebe Herr Gott: lauf fort und mach', baß du inir ein ehr-
lichen Müller bringst, der Kongreß kann nit eher anfange, bis er da
is. Ter Beitel is fort und hat zu suchen angefange — das is wohl
schon mehr wie zweihundert Jahr; aber — er hat bis zum heutigen
J Tag noch kein ehrlichen Müller auftreiben können — und der Beitel
is der ewig Jüd, er lauft heut noch und sucht. War er bei Jhna
noch nit, Meister Görg?"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der ewige Jude"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mühle <Motiv>
Ewiger Jude
Müller <Motiv>
Gespräch <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 17.1853, Nr. 394, S. 79

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