Abends um 8 Uhr.
Vater. „Liebe Kinder! Sparsamkeit ist die erste Tugend,
besonders in der Zeit, in welcher wir leben. Es ist heute schon
traurig, wie wird es aber erst in dreißig Jahren aussehen,
wenn Ihr selbst alle Familie wie ich haben werdet und ich,
durch Euer Bemühen und wenn Euch das Unglück so günstig,
wie mir, 81mal Großvater sein kann?! — Spart daher, liebe
Kinder, denn eS heißt schon im Sprüchwort: Jung gewohnt,
alt gethan, und vergeht nie, daß die Fugger und Rothschild,
von denen ich Euch so oft erzählt habe, blos durch ihre Spar-
samkeit Millionäre geworden sind. Wer daher heut kein Abend-
brod effen will, dem gebe ich einen Sechser, den er sich sparen
kann. Es kommen Zeiten, wo ein gesparter Sechser viel «erth
ist. Wer will einen Sechser?"
Alle neun Kinder (einstimmig.) „Ich, Vater."
Vater. „So ist es recht, liebe Kinder. (Er gibt einem
jeden Kinde einen Sechser.) Spart Euch Euren Sechser und
legt Euch nun zu Bette."
Morgen« darauf um 8 Uhr.
Vater. „Liebe Kinder! Es sind harte Zeiten! Die Lebens-
mittel werden immer theurer — der Scheffel Kartoffel» kostet
schon 25 Silbergroschen — mein Gehalt wird nicht größer —
wo soll das hinaus? Wir müffen der Mutter heut das Frühstück
bezahlen. Wer Milch und eine Schrippe haben will, der muß
der Mutter einen Sechser geben, wie ich es thue, (er gibt seiner
Frau einen Sechser), denn für nichts ist nichts."
Mutter. „Wer will Milch und eine Schrippe?"
Alle neun Kinder (einstimmig.) „Ich, Mutter! — Da
hast Du meinen Sechser!"
Vater. „Seht Ihr, liebe Kinder, wie gut es ist, wenn
man bei Zeiten sparen lernt!"
Aus der Vorstadt.
Hausherr (im Fortgehen.) „Jetzt kurz und gut, hören
Sie mein letztes Wort: Sie zahlen ihren Zins, oder —"
Miethsmann. „Ja glauben denn Sie, wenn ich den
Zins zahlen wollt', — ich hätt' mich da bei Ihnen einlogirt, —
eine halbe Stunde vor der Stadt, und über vier Stiegen?!"
Finanzlist eines Berliner Communalschullehrers mit 240 Thalern Gehalt
und neun lebendigen unerzogenen Kindern.
117
Vater. „Liebe Kinder! Sparsamkeit ist die erste Tugend,
besonders in der Zeit, in welcher wir leben. Es ist heute schon
traurig, wie wird es aber erst in dreißig Jahren aussehen,
wenn Ihr selbst alle Familie wie ich haben werdet und ich,
durch Euer Bemühen und wenn Euch das Unglück so günstig,
wie mir, 81mal Großvater sein kann?! — Spart daher, liebe
Kinder, denn eS heißt schon im Sprüchwort: Jung gewohnt,
alt gethan, und vergeht nie, daß die Fugger und Rothschild,
von denen ich Euch so oft erzählt habe, blos durch ihre Spar-
samkeit Millionäre geworden sind. Wer daher heut kein Abend-
brod effen will, dem gebe ich einen Sechser, den er sich sparen
kann. Es kommen Zeiten, wo ein gesparter Sechser viel «erth
ist. Wer will einen Sechser?"
Alle neun Kinder (einstimmig.) „Ich, Vater."
Vater. „So ist es recht, liebe Kinder. (Er gibt einem
jeden Kinde einen Sechser.) Spart Euch Euren Sechser und
legt Euch nun zu Bette."
Morgen« darauf um 8 Uhr.
Vater. „Liebe Kinder! Es sind harte Zeiten! Die Lebens-
mittel werden immer theurer — der Scheffel Kartoffel» kostet
schon 25 Silbergroschen — mein Gehalt wird nicht größer —
wo soll das hinaus? Wir müffen der Mutter heut das Frühstück
bezahlen. Wer Milch und eine Schrippe haben will, der muß
der Mutter einen Sechser geben, wie ich es thue, (er gibt seiner
Frau einen Sechser), denn für nichts ist nichts."
Mutter. „Wer will Milch und eine Schrippe?"
Alle neun Kinder (einstimmig.) „Ich, Mutter! — Da
hast Du meinen Sechser!"
Vater. „Seht Ihr, liebe Kinder, wie gut es ist, wenn
man bei Zeiten sparen lernt!"
Aus der Vorstadt.
Hausherr (im Fortgehen.) „Jetzt kurz und gut, hören
Sie mein letztes Wort: Sie zahlen ihren Zins, oder —"
Miethsmann. „Ja glauben denn Sie, wenn ich den
Zins zahlen wollt', — ich hätt' mich da bei Ihnen einlogirt, —
eine halbe Stunde vor der Stadt, und über vier Stiegen?!"
Finanzlist eines Berliner Communalschullehrers mit 240 Thalern Gehalt
und neun lebendigen unerzogenen Kindern.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Finanzlist eines Berliner Communalschullehrers mit 240 Thalern Gehalt und neun lebendigen unerzogenen Kindern" "Aus der Vorstadt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 17.1853, Nr. 399, S. 117
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg