Ein König und ich.
132
Nun, der Hahn ist verzehrt, der Burgunder ist getrunken. Ich
kann jenen nicht mehr ungegessen, diesen nicht mehr ungetrun-
ken machen. Das ist klar. Der König ist in der Thal ein
liebenswürdiger Mann und ich kann mir wahrhaftig gar nicht
erklären, warum er die Krone verloren hat. Hinge es von
mir ab, so säße er jetzt schon wieder auf dem Throne seiner
Väter. Mein Einfluß ist aber sehr gering und ich habe
daher Ursache zu fürchten, daß ich nichts für ihn thun kann.
Guten Morgen, meine Herren!"— Mit diesen Worten durch-
brach ich den Kreis und verließ das Gastzimmer. Noch an
demselben Tage bezog ich eine Privatwohnung.
Ich hätte den ganzen Vorfall bald vergessen, wenn ich
nicht durch jedes Zeitungsblatl, das ich in die Hand nahm,
wieder daran erinnert worden wäre. Jedes Journal brachte
(Schluß
nämlich zu wiederholten Malen die Nachricht, daß der ehema-
lige König von Schweden unter dem Namen eines Obristen
von 211*** in München angekommen und in der goldenen
Traube abgestiegen sei. Als ich nun einige Tage später wäh-
rend eines eigenfinnigen Regens an meiner Hausschwelle hastig
den Regenschirm aufspannte, wollte es der Zufall, daß ich mit
der Spitze desselben dem König von Schweden, der just vor-
überging, fast in die Augen gefahren wäre. Da dieser fich in
einem schirmlosen Zustande befand, so erbot ich mich, nachdem
ich mich, wie fich von selbst versteht, wegen meiner Ungeschick-
lichkeit entschuldigt hatte, ihn nach seinem Hotel zu begleiten,
was er höchst freundlich aufnahm. Er legte seinen Arm in
den meinigen und sprach während des Weges nach seiner jo-
vialen offenen Weise sein Vergnügen aus, mich wieder zu sehen,
folgt.)
Telegraphische Depesche.
Der fortwährenden polizeilichen Verfolgungen müde, beschließen mehrere Häupter der Umsturzpartei, die bisherige von
den Conservativrn getragene Kopfbedeckung (Eivil-Czako, Angstrohr rc.) zum Abzeichen ihrer eigenen Partei zu adoptiren.
132
Nun, der Hahn ist verzehrt, der Burgunder ist getrunken. Ich
kann jenen nicht mehr ungegessen, diesen nicht mehr ungetrun-
ken machen. Das ist klar. Der König ist in der Thal ein
liebenswürdiger Mann und ich kann mir wahrhaftig gar nicht
erklären, warum er die Krone verloren hat. Hinge es von
mir ab, so säße er jetzt schon wieder auf dem Throne seiner
Väter. Mein Einfluß ist aber sehr gering und ich habe
daher Ursache zu fürchten, daß ich nichts für ihn thun kann.
Guten Morgen, meine Herren!"— Mit diesen Worten durch-
brach ich den Kreis und verließ das Gastzimmer. Noch an
demselben Tage bezog ich eine Privatwohnung.
Ich hätte den ganzen Vorfall bald vergessen, wenn ich
nicht durch jedes Zeitungsblatl, das ich in die Hand nahm,
wieder daran erinnert worden wäre. Jedes Journal brachte
(Schluß
nämlich zu wiederholten Malen die Nachricht, daß der ehema-
lige König von Schweden unter dem Namen eines Obristen
von 211*** in München angekommen und in der goldenen
Traube abgestiegen sei. Als ich nun einige Tage später wäh-
rend eines eigenfinnigen Regens an meiner Hausschwelle hastig
den Regenschirm aufspannte, wollte es der Zufall, daß ich mit
der Spitze desselben dem König von Schweden, der just vor-
überging, fast in die Augen gefahren wäre. Da dieser fich in
einem schirmlosen Zustande befand, so erbot ich mich, nachdem
ich mich, wie fich von selbst versteht, wegen meiner Ungeschick-
lichkeit entschuldigt hatte, ihn nach seinem Hotel zu begleiten,
was er höchst freundlich aufnahm. Er legte seinen Arm in
den meinigen und sprach während des Weges nach seiner jo-
vialen offenen Weise sein Vergnügen aus, mich wieder zu sehen,
folgt.)
Telegraphische Depesche.
Der fortwährenden polizeilichen Verfolgungen müde, beschließen mehrere Häupter der Umsturzpartei, die bisherige von
den Conservativrn getragene Kopfbedeckung (Eivil-Czako, Angstrohr rc.) zum Abzeichen ihrer eigenen Partei zu adoptiren.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Telegraphische Depesche"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Revolutionsanhänger <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 17.1853, Nr. 401, S. 132
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg