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Die' Handelsleute Goldmeier und Kühberger
von Klingendorf hatten eben den Babsberger
Viehmarkt frequentirt und das Geschäft war gut
gegangen, wenigstens bei Goldmeier. Drauf
gingen sie beide in den rothen Ochsen, um Mit-
tag zu halten. Zu diesem Zweck griff Goldmeier
in seine tiefe Seitcntasche, zog ein schmutziges
Packetchen hervor, aus dem sich ein Stückchen ge-
räuchertes Fleisch entwickelte, das er schmunzelnd
vor sich hin legte. Kühberger langte zwar auch
in seine Seikentasche, aber es war nichts drin,
als ein Notizbuch und etliche andere Kleinigkeiten,
Eßbares jedoch nichts. Eine Einladung von seinem
vis-ü-vis zum Mitessen, das wußte er, war nicht
zu erwarten, obgleich sein Magen einem solchen
Entgegenkommen gar hold war. „Goldmeier,"
sagte er daher und schnitt ein Grbschcnbrod an,
„Goldmeier, weißt was! Laß mich von Deinem
Fleisch essen, dann darfst Du von meiner Zunge
essen, die ich bei mir habe."

Deß war Goldmeier gar wohl zufrieden,
denn Kühberger, der seines Zeichens ein Metzger
war, hatte schon oft ein Stück von einer geräu-
cherten Zunge oder auch eine ganze mit sich ge-
bracht, und die aß Goldmeier für sein Leben
gern, obgleich er sich gar selten einen solchen Genuß
gönnte. Sic verspeisten also das Fleisch und
das war bald geschehen, denn beider Appetit war
groß und die Portion klein. Kühberger bemerkte
sogar zu seiner Verwunderung, wie ihm Gold-
meier, der sich sonst nicht gern vergaß, immer
die größern Stücke zuschob und sich selbst wenig
j aneignete. Das hatte aber seinen erklärlichen

Die Zunge. 175

Grund darin, er wollte seinen Handelsfrcund vorweg sättigen,
damit von der Zunge desto mehr an ihn komme.

Wie nun Beide das Werk vollbracht hatten und die
Zunge immer noch nicht zu Tage kam, da sagte Goldmeier:
„Nu Kühberger! thu' doch 'mal raus dein Zunge!"

Und er that sie heraus. „Nu! schneid' Dir ein Stück
davon herab."

Fremder: „Hören Sie. Herr Wirth. was ist denn das für ein
Spektakel auf Ihrem sHathhaus da drüben? Das ist ja ein Geschrei,
als ob sie einander umbringen wollten!" Wirth. „Ja, wie viel schreien
denn?" Fremder: „Zwei höre ich schreien. Wirth. „So, dann
ist heut Stiftungsrath." Fremder: „Woher wissen Sie denn das?"
Wirth: „Na, sehen Sc, wenn Einer schreit, so ist Stadirathssitzung,
wenn Zwei schreien, ist Stistungsrath, und wenn Alle schreien, dann
ist Amtsversammlung."

Unterscheidungsmerkmale.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Zunge" "Unterscheidungsmerkmale"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Steub, Fritz
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Gastwirt
Gaststätte <Motiv>
Eingang <Architektur>
Fremder <Motiv>
Mittagessen
Speise <Motiv>
Händler <Motiv>
Zunge <Motiv>
Gasthausschild <Motiv>
Lärm
Täuschung
Gespräch <Motiv>
Rückenfigur
Versprechen
Karikatur
Menschenmenge <Motiv>
Posthorn <Motiv>
Rathaus <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 42.1865, Nr. 1038, S. 175
 
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