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j Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- _, _ - _ Erscheinen wöchentl. ein Mal. Subscriptions-MX
' Handlungen, sowie von allen Postämtern und M rtl‘ fl /lflfl WM» preis für den Band von 26Numm. 3 fl. 54 kr. ^ '
Zeitungsexpeditionen angenommen. ob. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/, Sqr.
Die Blatternimpfung.
Erzählung von Fr. Gerstücker.
(Schluß.)
„Hältst sie!" schrieen sie dabei — „hältst sie! die will
^er ein Kind im Stich lassen — hältst sie! halt!"
Fräulein Simprecht, die den Ruf hören mußte, warf einen
Zornblick hinter sich, ließ sich aber dadurch nicht aufhalten und
wollte eben zur Thür hinausfahren, als der dort stationirtc
^olizeidiener, der auch schon den Halteruf gehört hatte, ihr
^utgegentrat und frug, was es da gebe.
„Das Frauenzimmer!" rief da die Eine der sie Verfolgen-
der, „hat da eben im Saal ihr Kind in die Ecke gelegt und
will sich jetjt aus dem Staub machen. Lassen Sie sie nicht
fort — der arme Wurm geht ja da zu Grunde, und schreit
schon jetzt, als ob er am Spieße stäke."
„Was?" sagte der Polizeidiener in moralischer Entrüstung
— „ihr Kind!"
„Die Person ist verrückt!" rief aber Fräulein Simprecht !
zornig aus. — „Es ist das Kind einer fremden Frau, die cs hier
gelassen hat und zu lange wegbleibt — was geht das mich an!"
„Sie hat es die ganze Zeit auf dem Arm herumgetragen," |
rief da die Hökerin, „und mich wollte sie auch schon d'ran j
kriegen, daß ich es halten sollte, aber die Art kennen wir. ;
\ Auskneifen, nicht wahr — pfui, in Ihre Seele hinein sollten
Sie sich 'was schämen!"
i „Vor Ihnen aber noch lange nicht," rief das eben auch
nicht sanfte Fräulein Simprecht in aufkochendem Zorn. Das
Kind kenn' ich nicht und es geht mich nichts an. Lassen Sie
den Weg frei, Herr Polizeidiener, oder ich gehe den Augenblick
zum Herrn Polizeidirector!"
„Da bring ich Sie selber hin," lachte aber der Mann
vergnügt," deßhalb machen Sie sich keine Sorgen. Jetzt seien
Sie nur so gut und nehmen Sie das, arme kleine Ding wieder j
auf, denn es schreit sich ja sonst den Hals ab."
„Und was kümmert das mich?" rief Fräulein Simprecht
erbost. „Ich habe es aus Gefälligkeit Herrn Doctor Forbach
abgenommen, der behauptete, es von einer Frau bekommen
zu haben."
„Aha — von Doctor Forbach!" rief bk Hökerin
„und wie klug, legt es hier in den Saal, weil sie hofft, daß
sich schon Jemand des unglücklichen Wesens annehmen wird.
So eine Rabenmutter!"
Dem Fräulein wurde es zu bunt, und mit Gewalt wollte
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j Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- _, _ - _ Erscheinen wöchentl. ein Mal. Subscriptions-MX
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Zeitungsexpeditionen angenommen. ob. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/, Sqr.
Die Blatternimpfung.
Erzählung von Fr. Gerstücker.
(Schluß.)
„Hältst sie!" schrieen sie dabei — „hältst sie! die will
^er ein Kind im Stich lassen — hältst sie! halt!"
Fräulein Simprecht, die den Ruf hören mußte, warf einen
Zornblick hinter sich, ließ sich aber dadurch nicht aufhalten und
wollte eben zur Thür hinausfahren, als der dort stationirtc
^olizeidiener, der auch schon den Halteruf gehört hatte, ihr
^utgegentrat und frug, was es da gebe.
„Das Frauenzimmer!" rief da die Eine der sie Verfolgen-
der, „hat da eben im Saal ihr Kind in die Ecke gelegt und
will sich jetjt aus dem Staub machen. Lassen Sie sie nicht
fort — der arme Wurm geht ja da zu Grunde, und schreit
schon jetzt, als ob er am Spieße stäke."
„Was?" sagte der Polizeidiener in moralischer Entrüstung
— „ihr Kind!"
„Die Person ist verrückt!" rief aber Fräulein Simprecht !
zornig aus. — „Es ist das Kind einer fremden Frau, die cs hier
gelassen hat und zu lange wegbleibt — was geht das mich an!"
„Sie hat es die ganze Zeit auf dem Arm herumgetragen," |
rief da die Hökerin, „und mich wollte sie auch schon d'ran j
kriegen, daß ich es halten sollte, aber die Art kennen wir. ;
\ Auskneifen, nicht wahr — pfui, in Ihre Seele hinein sollten
Sie sich 'was schämen!"
i „Vor Ihnen aber noch lange nicht," rief das eben auch
nicht sanfte Fräulein Simprecht in aufkochendem Zorn. Das
Kind kenn' ich nicht und es geht mich nichts an. Lassen Sie
den Weg frei, Herr Polizeidiener, oder ich gehe den Augenblick
zum Herrn Polizeidirector!"
„Da bring ich Sie selber hin," lachte aber der Mann
vergnügt," deßhalb machen Sie sich keine Sorgen. Jetzt seien
Sie nur so gut und nehmen Sie das, arme kleine Ding wieder j
auf, denn es schreit sich ja sonst den Hals ab."
„Und was kümmert das mich?" rief Fräulein Simprecht
erbost. „Ich habe es aus Gefälligkeit Herrn Doctor Forbach
abgenommen, der behauptete, es von einer Frau bekommen
zu haben."
„Aha — von Doctor Forbach!" rief bk Hökerin
„und wie klug, legt es hier in den Saal, weil sie hofft, daß
sich schon Jemand des unglücklichen Wesens annehmen wird.
So eine Rabenmutter!"
Dem Fräulein wurde es zu bunt, und mit Gewalt wollte
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Blatternimpfung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)