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86 Die braunen Augen.

Daß sie mich haßt, das liegt allein
An meinen Augen blau,

Setz' Du mir braune Augen ein,

So wird sic meine Frau!

Die Alte schürt ein Feuer an,

Das düster ihn umzieht,

Und murmelt einen Zauberbann,

Bis ihm der Sinn entflieht.

Und als der Zauber von ihm wich,

Da war das Werk gethan,

Da schaut er aus dem Spiegel sich
Mit braunen Augen an.

Es lag vor ihm die Erde da
Im Morgensonnenschein,

Sein Lieb er aus der Ferne sah
An ihrem Fensterlein.

Ei, ei, mein Lieb, wie sonderbar
Erscheinest Du mir heut',

Ich weiß nicht, wo mein Auge war.

Als ich um Dich gefreit.

Verschwunden ist der finst're Traum,

Der mich gefangen nahm,

Es hat mein frohes Herz nicht Raum
Für dumpfen Liebesgram.

So ist die Liebe nur ein Wahn,

Der unser Herz bethört,

Siehst Du's mit andern Augen an,

So ist der Trug zerstört.

Ein Traum.

Die altern Theatergänger Berlins denken noch jetzt mit
Vergnügen an jene harmlose Zeit zurück, in der es nur drei
Theater in der Residenz gab, während jetzt allabendlich deren !
mindestens zwanzig ihre Pforten dem Dienste der Musen öffnen.
Das alte Königstädter Theater bildet einen Glanzpunkt in
diesen Erinnerungen, es vereinigte aber auch eine Fülle von
komischen Talenten, wie sie selten eine Bühne aufzuweisen

haben wird. — Die Namen Beckmann, Spitzedcr, Plock,
Schmelka haben noch jetzt einen guten Klang und scheinen
des Dichterwortes: „Dem Mimen flicht die Nachwelt keine

Kränze", zu spotten. — Beckmann und Plock, obgleich im

Allgemeinen gute Kameraden und Kollegen, hatten doch zuweilen
Regungen von theatralischem Neide, es entstanden dann im
geselligen Verkehr, zuni Gaudium der Zuhörer, allerhand

Neckereien und kleine Boshaftigkeiten. — Eines Abends nament-
lich hatte Beckmann einen gewaltigen Zahn auf seinen Kollegen
und konnte den Grimm des Busens nicht zähmen. Nachdenk-
lich, mit bekümmertem Ausdruck saß er hinter seinem Schoppen
und verwundert fragte man ihn, was ihm Trübes begegnet

Ein Traum.

sei. — „Das ist zwar nicht der Fall," erwiderte Beckmann,
„allein ein Traum der letzten Nacht hat ernste Stimmungen
in mir erregt". — „Erzählen! Beckmann erzählen", tönte es ;
von allen Seiten. — „Nun wohlan," lautet die Antwort,
„Ihr sollt es erfahren. Ich träumte, ich sei gestorben und
mit bekümmertem Herzen ging ich den Weg hinauf, der zur
Himmelspforte sührt. Müde und matt kam ich dort an. Das
Thor war verschlossen. Ich klingelte; Niemand erschien, um mir
Einlaß zu gewähren. Ich ließ die Glocke lauter erschallen, da
endlich kam der heil. Petrus und frug in barschem Tone:
„Welcher frecher Geselle wagt es einen so unhciligcn Spektakel
zu machen, daß alle Himmelsbcwohner im Schlafe gestört wür-
den?" Bescheiden antwortete ich: „Ich bin es, Fritz Beckmann,
Schauspieler vom Königstädter Theater." — „Nun, das fehlte
mir gerade noch!" sagte Petrus, „wegen so eines Komödianten 1
die Thür aufzumachen. Merk' er sich das ein für alle Mal,
mein Freund, daß Schauspieler niemals in den Himmel kom- >
j men." — „Aber", erwiderte ich, wenn auch kleinmüthig, „es :
müssen doch auch Ausnahmen gemacht werden. Da ist doch
vor vier Wochen mein lieber, guter Kollege Plock gestorben,
und ich weiß gewiß, daß die brave, alte Seele bei Euch im
Himmel ist." — „Ja", sagte St. Petrus, „das ist auch ein
ganz ander Ding, der Plock ist in seinem Leben kein
Schauspieler gewesen!" A. C.
Bildbeschreibung

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Titel/Objekt
"Ein Traum"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Entstehungsort (GND)
München

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Fund/Ausgrabung

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Restaurierung

Sammlung Eingang

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Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Himmelstor
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Petrus, Apostel, Heiliger
Schlüssel <Motiv>

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Fliegende Blätter, 57.1872, Nr. 1417, S. 86

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