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Ein Millionär aus Liebe.

in's Innere Amerika's, suchte in allen Städten, Dörfern, auf
allen Farmen — vergeblich.

Da hörte er in einer kleinen Stadt in Texas von einem
reichen deutschen Pflanzer, der erst vor circa zwei Jahren die
großen Petroleumquellen angekauft habe und durch die Lieferung
für eine europäische Metropole Milliardär geworden fei. —
Der Name fiel ihm auf und erweckte Helle Hoffnungen in seiner
Seele, ein Gefühl überkam ihn, als müsse sich hier etwas er-
eignen, er wußte nicht weßhalb; aber das ist immer so bei
großen Begebenheiten, die man ahnt, denn darin besteht eben
die Ahnung, daß man nichts weiß.

Er ließ sich den Mann genau beschreiben und erkannte
daraus, daß es kein Anderer sein könne, als Caspar Meyer
und daß hier das Vermögen Blauschild's im und auf dem
Spiele stehe. — Ohne jegliche Besinnung lief er zum Bürger-
meister des Städtchens, verschaffte sich einen Verhaftsbefehl und
zwei Stunden später saß Rapsac Eymer, ci-devant Caspar
Meyer, im festesten Kerker der kleinen amerikanischen Stadt in
Texas. —

Durch Vorzeigung der verschiedenen Zeitungsberichte und
einer Photographie, die Meyer selbst ihm geschenkt hatte, als
sie noch treue Freunde waren und auf deren Rückseite er mit
eigener Hand geschrieben hatte:

Dies Kind, kein Engel ist so rein,

Laßt's Eurer Huld empfohlen sein, (Schiller)
lag die ganze Scheußlichkeit Meyer's klar zu Tage, auch ver-
wickelte er sich derart in offenbare Widersprüche, daß selbst die
amerikanischenGeschwornen auf „schuldig" erkannten. Er wurde
zu 37 Jahr schweren Kerkers, Landesverweisung und Stellung
unter polizeiliche Aufsicht während der Zeit, sowie in die
Kosten verurtheilt, die Masse wurde Blauschild zugesprochen und
Schmitt mit der Verwaltung betraut. —

Als solcher ließ er nun durch alle fliegenden Blätter
Amerika's Aufrufe an Blauschild ergehen, sein Eigenthum in
Empfang zu nehmen — vergeblich!

Trübe stoffen die Petrvleumquellen für Schmitt, den es
nicht ruhen ließ und der von Neuem auf die Suche ging; —
er durchstreifte wieder Amerika nach allen Richtungen. —

Da hört er eines Tages in San Francisco in Calisornien
von einer geheimen Spielhölle in einer obscuren Vorstadtkncipe.
Bei dieser Nachricht überkam ihn dasselbe ahnende Gefühl,
wie in jener kleinen Stadt Texas', wo er Meyer fand —
er stürzte also dahin. Ein schönes Mädchen saß am Roulette
und schien durch eiu bestrickendes Lächeln und den üppigen
Reiz ihres Decollctö's die Ruhe der Spieler verwirren zu
wollen; ein grauer Alter drehte die Kugel. Gottfried Hütte
beinahe vor Freuden geschrie'n, denn er erkannte auf der Stelle
die Reizende und den Grauen, aber er faßte sich und trat
ruhig an den Spieltisch. Durch den Vollbart, den er als
Direktor trug, war er unkenntlich geworden. Er warf eine
Rolle Gold aus Zero — Zero kam — er hatte gewonnen —
kalt lächelnd schob er das ganze Gold auf Doppelzero — er
gewann wieder, die Bank war gesprengt. —

Die andern Spieler zerstreuten sich und Schmitt blieb mit

Blauschild und Zephiren allein, denn der alte Spieler war
Blauschild, der hier sein europäisches Handwerk, Banquier, im
Kleinen wieder angefangen hatte. — Durch die Sprengung
Schmitj's war er vollständig ruinirt; er griff nach einem Messer,
um sich hineinzustürzen — aber Schmitt hielt ihn am Arm
fest, wars das ganze Gold auf den Tisch und sprach zu Zephire:
..Sieh'! dies Alles ist Dein und noch zehnmal mehr, wenn
Du meine — — Geliebte wirst!" —

Zephire erglühte in den tiefsten Schattirungen, schlug
dann die thrünenschwere Wimper empor und blickte Gottfried
fest in's unschuldige Auge: „Elender, ich verstehe Sie nicht!
auch liebe ich bereits einen gesitteten Europäer, Namens Schmitt,
treu und innig!" enthauchte sich ihren Lippen. —

Da brach jubelnde Freude aus Gottfrieds Augen über
die letzten Worte Zephirens; in vier Minuten wußten Vater
und Tochter Alles und nassen Auges segnete Blauschild die vor
ihm knieende Gruppe der Liebenden.

Wer malt das Glück dieser drei Menschen?

Einer der Specialartisten der Fliegenden Blätter.

Hans Egettlle.

Des Esels Kinder.

Ihr wißt, ich suche auf der Wanderung
Mir meistens einen ungebahnten Pfad,

Wo man der Urgestalt den Menschen näher
Manchmal noch trifft und unentweiht Natur.

Bei Fondo war's. Ich stieg den Runst des Baches
Hinunter, da und dort ein Stück dem Träger,

Wie's eben mir Versteinerungen bot,

Hinwcrfend in den Korb. Sorgsam gebückt
Hatt' ich nicht Acht der Gegend. Da erscholl
Hell wie Trompetenton ein Eselsschrei,

Daß ich erschrocken fast mich hob. Am Thor
Der Schlucht dehnt' eine Wiese sich und lustig.

Das Ränzlein voll, die Füße ausgestreckt

Wälzt sich ein Grauohr dort. — „Ei", rief mein Träger,

Den Schweiß abtrocknend, „schlepptest du die Steine,

Der Spaß verging' dir wohl!" — Jndeß schob sich
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Millionär aus Liebe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Harburger, Edmund
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 57.1872, Nr. 1419, S. 98

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